Flachau (Pongau) im Winter von einer Skipiste aus gesehen
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Coronavirus

7-Tage-Inzidenz in Flachau explodiert

Die CoV-Situation in Salzburg spitzt sich zu. Im Wintersportort Flachau (Pongau) sind die Neuinfektionen von Dienstag auf Mittwoch besonders stark gestiegen: Die 7-Tage-Inzidenz lag hier Mittwochfrüh bei 7.627. Der Bürgermeister beruhigt, das Land sucht indes Quarantänequartiere für Urlauber.

Wie im Frühjahr 2020 verbreitet sich das Virus in Salzburg derzeit vor allem in den Wintersportregionen. In Flachau, wo am 11. Jänner der alpine SkwWeltcup mit dem Nachtslalom der Damen über die Bühne gehen soll, lag die 7-Tage-Inzidenz Mittwochfrüh bei 7.627. Bei einem derart hohen Wert wurden noch im Oktober 2021 über andere Salzburger Gemeinden Ausreisebeschränkungen verhängt.

Wackelt Damen-Nachtslalom in Flachau?

Noch am Mittwoch soll laut dem Flachauer Bürgermeister Thomas Oberreiter (ÖVP) entschieden werden, ob das Skirennen wie geplant stattfinden oder wegen der angespannten Situation abgesagt wird. Oberreiter ist auch OK-Chef des Rennens.

Ortschef: „Inzidenz nur auf Einwohner gerechnet“

Der Ortschef versuchte am Mittwoch zu kalmieren: Die explodierende Inzidenz für Flachau ergebe sich, weil die Neuinfektionen nur in Relation zu den tatsächlichen Einwohnern in Flachau hochgerechnet werden. Man müsse die Zahlen in Relation setzen. „Wir haben gut 3.000 Einwohner, derzeit halten sich mit Gästen und Bediensteten aber 15.000 bis 16.000 Menschen im Ort auf. Wir sind im Moment eine Kleinstadt“, sagte Oberreiter.

Zum anderen braucht laut dem Ortschef von den 230 aktiven Fällen momentan kein Einziger medizinische Behandlung. „Die Hälfte der Betroffenen, in der Regel junge Leute, ist auch ohne Symptome.“

60 Prozent der Infizierten arbeiten im Tourismus

Auch in anderen Tourismusorten dürften die Infektionszahlen wohl ähnlich hoch liegen, ist Oberreiter überzeugt. In Flachau werde aber verstärkt getestet. „Wir haben ein eigenes Testcenter, wo sich auch viele Leute, die genesen oder geimpft sind, regelmäßig testen lassen – etwa alle Skilehrer“, so Oberreiter. Bei rund 60 Prozent der Infizierten handle es sich um Tourismusmitarbeiter oder Skilehrer, bei rund 40 Prozent um Menschen aus dem Ort.

Betrieben fällt das Personal weg

Problematisch sei die hohe Zahl an Infizierten für die Betriebe in Flachau. Mehrere Gasthäuser mussten bereits schließen, weil Mitarbeiter fehlen. „Auch die Skischulen fahren im Notbetrieb, es gibt keinen Gruppenunterricht mehr“, berichtete der Ortschef. „Es wäre darum wichtig, die Quarantänezeit zu verkürzen oder – wenn keine Symptome auftreten – ganz zu streichen.“

Wie viele Touristen oder Tourismusmitarbeiter derzeit im Bundesland Salzburg infiziert sind, ist unklar. Viele Gäste dürften sich dem Vernehmen nach auf die Gefahr von Quarantäne hin während ihres Aufenthaltes gar nicht testen lassen. Werden Urlauber dennoch positiv getestet, werden sie in ihren Zimmern abgeschottet – oder sie reisen ohne Zwischenstopp mit dem Auto nach Hause. „Es gibt aber eine Reihe von Fällen, wo das nicht so leicht möglich ist“, erklärte Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) am Mittwoch gegenüber der APA.

Quarantänequartiere: Land will bis zu 80 Zimmer fixieren

Bei einem positiven Test werden Flugreisende etwa nicht im Flieger mitgenommen. Auch das Zimmer im Hotel werde in der Regel wieder vergeben, in manchen Unterkünften ermögliche es die Bauweise zudem nur schwer, Menschen gut abzusondern. „Wir müssen hier darum Vorsorge treffen“, sagte Stöckl. „Leider haben wir keine Erfahrungswerte, wie hoch der Bedarf sein wird. Im Vorjahr haben wir zwar zwei Hotels als Quarantänequartier vorbereitet, es hat dann aber keine Saison gegeben. Wir wollen aber noch diese Woche 70 bis 80 Einheiten finalisieren, wo wir im Jänner und Februar infizierte Urlauber unterbringen können.“

So sollen mehrere kleinere und leerstehende Hotels umfunktioniert werden – zumal das derzeit einzige Quarantänequartier des Landes in Tamsweg (Lungau) nur mehr bis Ende Jänner zur Verfügung stehe. Dort sind laut dem Betreiber, dem Roten Kreuz Salzburg, derzeit 16 von 76 Betten belegt, allerdings nicht ausschließlich von Touristen.

Kurzentrum Goldegg fällt als Quartier weg

Von der Idee, das Kurzentrum in Goldegg (Pongau) zur Herberge für positiv getestete Touristen umzufunktionieren, habe man nach Protesten der Landestelle der ÖGK wieder Abstand genommen, sagte Stöckl. Diese brauche das Haus etwa für Rehabilitation nach Operationen.

Salzburg wieder mit höchster Inzidenz

Landesweit meldeten die Gesundheitsbehörden am Mittwoch 1.587 neue Fälle – im Bundesländervergleich hat Salzburg damit wieder die höchste 7-Tage-Inzidenz in Österreich. Spitzenreiter bei den Bezirken ist mit 1.677 der Pongau, gefolgt vom Lungau mit 1.173. In 30 der 119 Salzburger Gemeinden liegt die Inzidenz bei über 1.000.

Lage in den Spitälern noch stabil

Die Lage in den Spitälern sei aber noch stabil, teilte das Land mit. Insgesamt waren Mittwochfrüh 60 Covid-19-Patienten im Krankenhaus, 17 davon auf der Intensivstation. Allerdings wirken sich laut Experten viele Neuinfektionen erst zeitversetzt auf die Spitalsbelegung aus.