Eine Frau mit offenen Rechnungen hat viele Schulden. Arbeitslosigkeit und Privatkonkurs
Gina Sanders – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Privatkonkurse: Kommt die Welle zeitversetzt?

Die Zahl der bei Gericht angemeldeten Privatkonkurse ist noch deutlich unter dem Niveau, das es vor Beginn der CoV-Krise gab. Daneben hat die Zahl der Schuldnerberatungen im Lauf des Jahres stark zugenommen. Fachleute rechnen mit zeitverzögertem Anstieg der Privatkonkurse.

Die Krise mit ihren Lockdowns treffe viele Menschen äußerst hart – auch finanziell, heißt es bei Schuldenberatern.

Seit 2021 bessere Bedingungen für Schuldner

Die Zahl der Privatkonkurse ist in Salzburg 2021 im Vergleich zum Vorjahr um beinahe ein Viertel zurückgegangen. In Tirol waren es heuer dagegen um fast 30 Prozent mehr als noch 2020. Alle anderen Bundesländer liegen irgendwo dazwischen.

Dass in Salzburg der Rückgang so groß ist, überrascht die Gläubigerschützer. Diese hatten eigentlich erwartet, dass es durch eine im Juli 2021 in Kraft getretene Gesetzesänderung mehr Privatkonkurse geben wird. Für Privatleute wurden dabei die Rückzahlungszeiten verkürzt und die Bedingungen verbessert.

„Welle erreicht Gerichte zeitversetzt“

Auch Peter Niederreiter von der Schuldenberatung Salzburg wundert sich über die Entwicklung. Eigentlich sei bei den Beratungsstellen heuer seit dem zweiten Quartal deutlich mehr Betrieb. Man habe beinahe wieder das Niveau von vor der CoV-Krise erreicht. Deshalb sei wahrscheinlich, dass in vielen Fällen die Vorbereitung der Privatkonkurs-Verfahren noch nicht abgeschlossen sei. Pro Fall dauere dann im Schnitt ein halbes Jahr, sagt Niederreiter. Das werde man in den nächsten Monaten bei Gericht spüren.

Schadenssummen werden geringer

Ein Trend war dagegen heuer in ganz Österreich einheitlich. Die Schadenssummen bei Privatkonkursen werden kleiner. Im Vorjahr wurden in Salzburg pro Insolvenz durchschnittlich noch 168.000 Euro an Verbindlichkeiten angemeldet. Heuer waren es nur noch 116.000 Euro – um fast ein Drittel weniger.

Bei den Klienten der Schuldenberatung habe sich nicht viel geändert, sagt Geschäftsführer Niederreiter. Zwischen 25 und 30 Prozent seien gescheiterte Einzelunternehmer. Ein weiterer großer Teil seien Privatpleiten nach Scheidungen oder Trennungen. Dazu kommen Menschen, die nach Jobverlust oder Kurzarbeit keinen anderen Ausweg beim Thema Geld mehr sehen.