Tempo 30 Geschwindigkeit 30 km/h
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Verkehr

Tempo 30: Weniger Unfälle, mehr Radfahrer

In Brüssel führte ein Tempolimit von 30 km/h zu weniger Unfällen. Außerdem steigen in der Pandemie mehr Menschen aufs Fahrrad um. Salzburgs Stadtpolitik hält von flächendeckenden Tempo-30-Zonen wenig. Sie gelten ohnehin auf 84 Prozent aller Straßen im Stadtgebiet.

Die EU-Metropole mit 1,2 Millionen Einwohnern ist zwar deutlich größer als die Stadt Salzburg, in Punkto Verkehrschaos ist man sich aber ähnlich. Da viele Belgier seit der Pandemie aufs Fahrrad umgestiegen sind, hat die rot-grüne Brüsseler Stadtregierung die Chance genutzt und in weiten Teilen Brüssels ein Tempolimit vom 30 km/h eingeführt. Nach einem Jahr kann nun eine positive Bilanz gezogen werden.

Menschen nehmen Tempolimit rasch an

„Wir sehen das bei Verkehrstoten und Verwundeten, da sind es sehr viel weniger als vorher. In diesem Sinne ist es auf jeden Fall ruhiger geworden. Was auch sehr interessant ist, was ich in meiner Gemeinde sehe: Auch dort wo die Leute noch 50 km/h fahren dürfen, fahren sie trotzdem 30 km/h. Sie haben sich daran gewöhnt“, sagt Susanne Müller-Hübsch, die grüne Verkehrsreferentin in Brüssel-Anderlecht.

Beschränkung hat auch Nachteile

Gegner der Geschwindigkeitsbeschränkung kritisieren den dadurch erhöhten Spritverbrauch und sehen ein generelles Limit als nicht zielführend. Kritikpunkte, denen man sich in Salzburg anschließt. „Prinzipiell macht eine flächendeckende Tempobeschränkung keinen Sinn. Den größten Nutzen hat es, die Beschränkungen je nach Gegebenheit anzupassen. Die Verkehrssicherheit hängt nicht nur von der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit ab“, sagt Jakob Ruzicka, Verkehrsplaner vom Magistrat Salzburg.

Die Vizebürgermeisterin der Stadt Salzburg sieht das ähnlich. Mit 30er-Zonen auf über 80 Prozent der Straßen in der Stadt Salzburg sei man bereits dort, wo Brüssel hinwollte. „Ich halte nichts davon, flächendeckend Tempo 30 einzuführen. Ich glaube, dass es niemandem einleuchtet warum er zwischen dem Justizgebäude und Salzburg-Süd, an den Haupteinzugsstraßen, nur 30 km/h fahren darf“, so Barbara Unterkofler (ÖVP).

ÖAMTC: Auf besonders schützenswerte Stellen schauen

Auch heimische Vertreter von Auto- und Radfahrern pflichten bei. „Es gibt unstrittig Stellen, wo das notwendig ist. Das sind Straßen vor Schulen, Kindergärten und Wohngebieten. Da macht das Sinn. Wichtig ist, dass auch diese 30er-Zonen regelmäßig überprüft werden, ob die Erforderlichkeit gegeben ist“, sagt die Salzburger ÖAMTC-Direktorin Martina Schlegel-Lanz.

Anstelle einer generellen Tempo-30-Zone setzen Salzburger Verkehrsplaner auf den Ausbau von Begegnungszonen wie etwa schon bald in der alten Nonntaler Hauptstraße.