Die Blickexperimente sind in Salzburg durchgeführt worden. Im Testlabor beobachtete eine Kamera jeden Augenblick und erfasst, wo genau der Proband im Text liest – und für diese Studie interessant – in welchem Rhythmus die Augen durch den Text springen.
Forschung zum Lese-Rhythmus
Die Augen folgen beim Lesen dem gleichen Rhythmus, in dem wir sprechen: Ein Forschungsteam der Universitäten Salzburg, Wien und Frankfurt hat das jetzt herausgefunden.
Sprech- und Blickfrequenz teilen sich Rhythmus
Der Rhythmus dieser Lesesprünge passt vor allem bei Leseanfängern fast ganz genau zur gesprochenen Sprache, erklärte der Salzburger Co-Autor der Studie, Stefan Hawelka. „Bis zur dritten, vierten Klasse lesen die Kinder sehr korrespondierend mit der Geschwindigkeit, mit der sie auch sprechen. Aber nach vier Jahren Leseerwerb beginnt sich die Worterkennung zu automatisieren.“ Das Wort werde als Ganzes erkannt, deswegen entwickelt sich die Lesegeschwindigkeit über das Sprechtempo hinaus, so Hawelka.
Mentales Lexikon für Wörter im Kopf
Erfahrene Leser können sich so vom eigentlichen Rhythmus der gesprochenen Sprache immer weiter loslösen. Man erkennt dann mit einem einzigen Blick gleich mehrere Wörter. „Die theoretische Annahme ist, dass wir uns während des Leseerwerbs ein mentales Lexikon an Schriftwörtern im Kopf bilden – ein so genanntes orthographisches Lexikon – und wenn ich den Eintrag im orthographischen Lexikon habe, kann ich es automatisch erkennen.“ Sei das nicht der Fall, dann müsse man es erst „dekodieren“ und „erlesen“.
Auch in anderen Sprachen gibt es diese Zusammenhänge
Dass der Rhythmus der Augenbewegungen beim Lesen mit dem Sprechrhythmus zusammenpasst ist nicht nur bei Deutschsprechenden so. Auch in anderen Sprachen haben die Forscher der Universitäten Salzburg, Wien und Frankfurt ähnliche Zusammenhänge gefunden.