Jugendlicher mit Baseballkappe legt Kopf zwischen die Arme
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Soziales

Drei Viertel mehr Fälle für Kinder- und Jugendhilfe

Die Kinder- und Jugendhilfe in der Stadt Salzburg meldet um 76 Prozent mehr Verdachtsmeldungen auf häusliche Gewalt, Vernachlässigung sowie sexuellen Missbrauch als noch vor der Pandemie. Lockdown und Existenzängste hätten die Lage verschlechtert.

In den ersten elf Monaten 2021 gab es bei der Kinder- und Jugendhilfe in Salzburg 774 Meldungen zur Gefährungsabklärung. Bis Ende des Jahres dürften noch einmal rund 70 Meldungen dazukommen. Das wären mehr als 840 Kinder und Jugendliche, die Hilfe brauchen – so viele Kinder wie in mehr als 30 Schulklassen sitzen. Zum Vergleich: Im ersten Pandemiejahr 2020 waren es 668 Fälle, 2019 waren es noch 419 Meldungen an die Kinder- und Jugendhilfe. „Im Schnitt haben wir heuer 15 Meldungen pro Woche, das sind zwei pro Tag. Gefährdungsabklärungen stehen also buchstäblich auf der Tagesordnung“, sagt Adelheid Moser, die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt.

Die Gründe für häusliche Gewalt und die Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen seien vielfältig, so die Fachleute: So verschärften CoV-bedingte Arbeitslosigkeit der Eltern sowie der neuerliche Lockdown die Situation in den Familen. Aber auch die Existenzängste der Eltern, Überforderung, sowie Sinnlosigkeitsgefühle seien mögliche Ursachen.

„Die Zahlen sind erschreckend“

Großteils melden Institution wie Schulen oder Vereine die möglichen Gefahren für die Kinder, nur in den wenigsten Fällen seien es Privatpersonen, sagt Abteilungsvorstand Patrick Pfeifenberger: „Die Zahlen sind erschreckend. Und wenn ich weiß, dass bei den – aufs Jahr gerechnet – über 800 Gefährdungsmeldungen 40 Sozialarbeiter gegenüberstehen, können Sie sich ausmalen, was das für ein Arbeitspensum auch unseren Kolleginnen und Kollegen abverlangt.“

Dazu werden jetzt drei zusätzliche Sozialarbeiter das Team verstärken. Außerdem fordert Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) einen Drei-Jahres-Plan, um auch so Personal zu sichern: „Wir kennen es ja aus der Pflege. Wir haben Personalnot in der Pflege. Wir haben aber auch schon die angehende Personalnot in der Sozialarbeit.“