Zuletzt fiel der Sender des kleinen GPS-Gerätes aus, das Bavaria zwischen Hals und Rücken trägt. Es zeichnet ihre Routen auf und überträgt Daten über Mobilfunk an ihre Betreuer. Die Flugreisen lassen sich so auch via Internet nachverfolgen.
Wer im Land Salzburg am Fuß von Hagengebirge, Tennengebirge, Hochkönig, Steinernem Meer, Leoganger oder Loferer Steinbergen lebt bzw. oft im Freien arbeitet – wie zum Beispiel auch Bergbauern, Waldarbeiter, Liftpersonal und regional aktive Piloten von Hubschraubern und Flugzeugen: Bitte aufpassen und Ausschau halten! Ebenso Skitourengeher, Winterwanderer und andere Freizeitsportler. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass man die Abgängige irgendwo kreisen oder im Reiseflug sieht, sagt Toni Wegscheider. Er ist beim „Landesbund Vogelschutz Bayern“ (LBV) und bei der Nationalparkverwaltung im Watzmanngebiet der zuständige Mann für Bavaria und ihre gefiederte Freundin Wally.
Erster Weitflug, drei Tage nonstop zur Rax
Die beiden Weibchen wurden erst heuer ausgewildert. Bartgeier töten selbst keine Wildtiere. Sie sind auf die Verwertung von Aas spezialisiert – zum Beispiel auf Gemsen, die in Lawinen umkommen, erzählt Wegscheider:
„Jungtiere ziehen die ersten Lebensjahre durch den halben Alpenraum. Das hat Bavaria nun sehr spannend vorgemacht, bevor ihr GPS-Sender ausfiel. Sie ist an ihrem ersten Langstreckenflug praktisch drei Tage nonstop von Berchtesgaden bis fast nach Wien auf die Rax geflogen. Dahinter beginnt dann schon die Pannonische Tiefebene. Generell sind Bartgeier im Hochgebirge eher in Bodennähe unterwegs, sie fliegen selten extrem hoch über Grund.“
Unser Fotograf Markus Leitner – Alpinist, Bergläufer und Rotkreuz-Sanitäter im grenznahen Bayern, hat die Ansiedlung der beiden Flugkünstlerinnen in einer Felshöhle von Anfang an dokumentiert: „Ich habe den Eindruck, dass sie mich mittlerweile genau kennen und in großer Nähe tolerieren.“
Zuletzt bei Werfen gesehen
Letzte Spur von Bavaria: Ein Bergwanderer habe sie im Blühnbachtal bei Werfen vor ein paar Tagen gesehen, erzählt Projektbetreuer Toni Wegscheider: „Falls nun jemand wieder auf einen solchen Geier stoßen sollte, dann wären Meldungen an uns sehr wichtig. So können wir die Lebenswege mitverfolgen und wissen Bescheid über den Gesundheitszustand.“
Künstlich eingebleichte Streifen
Erkennungszeichen ist ein künstlich eingebleichter weißer Markierungsstrich – außen auf dem linken Flügel. Dazu kommt noch ein heller Strich rechts im Schwanzgefieder, schildert der Experte: „Wir bitten Leute, die viel draußen sind, um Unterstützung und entsprechende Mitteilungen mit Ort- und Zeitangaben, vielleicht auch Fotos, wenn möglich.“
Sichtungsmeldungen via E-Mail:
toni.wegscheider@lbv.de
Sollte die junge Bartgeierin verletzt sein, dann könnte sie auch eingesammelt und tierärztlich versorgt werden, sagt Wegscheider.
Vollständiges Interview mit dem Oberbayern – mit weiteren und verblüffenden Details über diese Flieger: