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Flugbild: Gerald Lehner
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Politik

Zell am See: Harte Kritik an Firmen der Stadt

Salzburgs Landesrechnungshof hat bei einer Überprüfung der „Holding Gesundheit Innergebirg“ in Zell am See schwere Verfehlungen aufgedeckt. Es geht um Mehrfachfunktionen des Geschäftsführers, Querfinanzierungen zwischen gemeinnützigen und gewinnorientierten Tochterfirmen, bedenkliche „Genussscheine“, einen zu teuren Dienstwagen etc.

Eigentümerin der Holding ist zu 100 Prozent die Stadtgemeinde Zell am See (Pinzgau). Sie hält inzwischen 13 Gesundheits-Unternehmen (zum Beispiel die Tauernkliniken GmbH), davon elf in Mehrheitsbeteiligung, sieben sogar zu 100 Prozent.

Firmenimperium kontrolliert sich selbst

Einer der Hauptkritikpunkte der Prüfer betrifft die Struktur der Unternehmensgruppe und die Rolle des Geschäftsführers. Dieser Holding-Chef übte zugleich die Geschäftsführung der meisten Tochtergesellschaften aus. Das führte dazu, „dass Kontroll- und Schutzmechanismen auf Ebene der Tochtergesellschaften außer Kraft gesetzt waren“, heißt es in dem der APA vorliegenden Bericht. Außerdem seien Interessenskonflikte bei der gleichzeitigen Führung von gemeinnützigen und gewinnorientierten Unternehmen „wahrscheinlich“. Außerdem habe sich der Holding-Chef „selbst als Geschäftsführer in den Tochtergesellschaften ernennen bzw. entlasten“ können.

Zell am See Zeller See Schüttdorf Thumersbach – Salzburgs Landesrechnungshof hat bei einer Überprüfung der „Holding Gesundheit Innergebirg“ in Zell am See schwere Verfehlungen aufgedeckt. Es geht um Mehrfachfunktionen des Geschäftsführers, Querfinanzierungen zwischen gemeinnützigen und gewinnorientierten Tochterfirmen, bedenkliche „Genussscheine“, einen zu teuren Dienstwagen etc.
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Über dem Tauernklinikum (links unten) und der Stadtgemeinde Zell am See (Zentrum auf der Halbinsel rechts) brauen sich dichte Wolken zusammen

„Privatgewinne zu Lasten der öffentlichen Hand“

Die Stadt Zell am See begründete die Struktur mit ihrer Entstehungsgeschichte, sie sei nicht auf Dauer angelegt. Außerdem sei 2019 entschieden worden, dass zur Stärkung des Kontrollsystems „gewisse Sachverhalte“ dem neu eingerichteten Konzernaufsichtsrat zur Entscheidung vorzulegen seien. Darüber hinaus sei der Geschäftsführer mit Ende September 2021 aus den meisten Gesellschaften ausgeschieden. Bei einer Firmenbuch-Abfrage am 11. November schien dieser allerdings weiterhin sowohl als Holding-Chef als auch als Geschäftsführer der meisten „Töchter“ auf.

Zwischen den einzelnen Gesundheitsgesellschaften fand ein regelmäßiger und umfangreicher Leistungsaustausch statt, wobei die gemeinnützige Tauernkliniken GmbH im Mittelpunkt stand, die den verbundenen Unternehmen unter anderem Personal, Material und Infrastruktur überließ.

Auch Privatklinik Ritzensee im Visier

„Der Landesrechnungshof erhob beispielsweise, dass die Tauernkliniken GmbH nicht kostendeckend und fremdüblich an die verbundenen Unternehmen verrechnete. Diese Quersubventionierungen verhalfen im Extremfall Privatpersonen dazu, ihre Gewinne zu Lasten der öffentlichen Hand zu optimieren“, kritisiert Rechnungshof-Chef Ludwig Hillinger.

Viele Fragen um „Genussscheine“

Weiters wird im Bericht bemängelt, dass die Privatklinik Ritzensee in der Nachbarstadt Saalfelden (ebenfalls Pinzgau) als 100-Prozent-Tochter im Jahr 2007 drei Genussscheine in Form von Inhaberpapieren begeben hat. „Eine Ermächtigung des damaligen Geschäftsführers zur Einräumung von Genussrechten konnte dem Landesrechnungshof nicht vorgelegt werden. Aus den vorliegenden Dokumenten ist zu schließen, dass der damalige Geschäftsführer hier als falsus procurator handelte“, so die Prüfer.

Und es folgt der Hinweis, „dass Inhaberpapiere … anonym übertragen werden können und deshalb für nicht eindeutig nachvollziehbare Transaktionen (z.B. auch für missbräuchliche Verwendung zum Zwecke der Geldwäsche) infrage kämen“.

Ungereimtheiten bei teurem Dienstwagen

Außerdem sei das Emittieren von Genussrechten „nicht im Sinne einer risikoaversen Finanzgebarung“. Die Stadt Zell am See nahm diese Kritik „zur Kenntnis“ und verwies „auf die damaligen Verantwortlichen“. Und zu den Papieren: Laut einer Unternehmensbewertung habe sich ein Wert der Genussrechte unter dem Nominale, ergeben, „allfällige Schäden durch die noch nicht durchgeführte Abschichtung seien daher nicht zu erwarten“.

Und auch beim Dienstwagen des Geschäftsführers orten die Prüfer Ungereimtheiten: Die Generalversammlung erteilte die Genehmigung für einen Wagen „der Mittelklasse bis zu 48.000 Euro“. Der Preis für das angeschaffte Dienstfahrzeug lag allerdings um rund 10.000 Euro darüber. „Auf die vorsätzliche Nicht-Umsetzung von Beschlüssen des Gesellschafters und deren mögliche strafrechtliche Konsequenzen wird ausdrücklich hingewiesen“, heißt es im Bericht.

Reaktionen, Reformen angekündigt

Die Verrechnungssätze seien bei Prüfungen in der Vergangenheit nicht als überhöht bemängelt worden, heißt es dazu vom Tauernklinikum Zell am See. Sie sollen jetzt evaluiert und überarbeitet werden.

Auch bei der Stadtgemeinde Zell am See betont man, dass an Verbesserungen gearbeitet werde. Und das Land Salzburg will die Vorwürfe rund um die überhöhten Tarife nun im Detail prüfen lassen.