Das Selbstwertgefühl wird angegriffen
ORF
ORF
Wissenschaft

Problematische Mediennutzung von Kindern

Insbesondere wegen der Corona-Lockdowns sind Kinder und Jugendliche länger vor dem Bildschirm gesessen als vor der Pandemie. Zwei Drittel der Patientinnen und Patienten auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum nutzen das Handy oder den PC auf eine problematische Art und Weise.

Die Salzburger Jugendlichen sind im ersten Lockdown im Schnitt sechs Stunden vor dem Bildschirm gesessen. Davon drei Stunden alleine für die Schule. „Es ist nicht unbedingt mehr geworden im Sinne von vielfältig, sondern die Dauer wurde länger, dazu kommt, dass in den Familien mehr erlaubt ist“, schildert Sascha Trültzsch-Wijnen, Kommunikationswissenschaftler der Universität Salzburg.

Das zeigen Studien der Universität Salzburg. Auch das Uniklinikum hat die Mediennutzung von Kindern untersucht. Auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie tun sich rund zwei Drittel der jungen Patientinnen und Patienten schwer, Handyspiele, Apps oder Soziale Netzwerke im richtigen Maß zu verwenden.

Problematische Mediennutzung von Kindern

Problematisches Mediennutzungsverhalten erkenne man daran, dass die sich Kinder nicht kontrollieren können, trotz negativer Konsequenzen weiter machen und sich sozial abkapseln, so der Psychiater Kornelius Winds: „Das ist einerseits der Kontrollverlust, die Fortführung trotz negative Konsequenzen und dann natürlich auch eine funktionale Beeinträchtigung, das heißt: ist der Jugendliche oder die Jugendliche sozial beeinträchtigt.“

Die Bildschirmzeit wird immer länger
ORF

Symptom oder Ursache?

Hinter der Bildschirmzeit verstecken die Kinder und Jugendlichen möglicherweise aber auch andere Sorgen. Problematische Mediennutzung kann Ursache oder Symptom sein: „Niedriger Selbstwert führt einerseits dazu, dass mehr soziale Netzwerke genutzt werden, andererseits führen die Apps, wie Instagram, zu einem schlechteren Selbstwert“, so Winds.

Die Ärzte wollen den Kindern die Apps und Medien nicht verbieten, sondern ihnen lernen, gut damit umzugehen. Um die Jugendlichen zu verstehen, tauchen sie selbst in die digitale Welt ein. Das ist auch eine Empfehlung an die jeweiligen Eltern. Denn nur im Dialog könne den Kindern geholfen werden.

Sendungshinweis: „Radio Salzburg Mittagszeit“ 2.12.2021, ab 13 Uhr

Gleiche Regeln für Alle

Laut der Suchtpräventionsstelle „akzente“ in Salzburg sollen Erziehungsberechtigte außerdem so früh wie möglich klare Regeln einführen, die für Alle gelten. „Vorleben ist schon ganz wichtig, man kann schwer zu einem Kind sagen: du sitzt ständig vor dem Handy und selbst tut man das auch“, sagt Anne Arends von der Suchtprävention „akzente“ in Salzburg.

Jedes Kind suche Bestätigung. Dabei geht es darum, die Anerkennung nicht durch Likes zu holen, sondern mit Musik, in Vereinen oder in persönlichen Treffen – auch, wenn das im Lockdown fast unmöglich erscheine.