Traunviertel bei St. Valentin Blick zum Traunstein bei Gmunden südöstlich von Linz Regen Sturm Sturmwolken Bewölkung Wolken Abendstimmung Abendrot Sunset Sonnenuntergang Klima Klimawandel Alpenvorland Oberösterreich Horizont Wetterstimmung Wetter Stürme Orkan
ORF
ORF
Politik

Länder kämpfen um dezentralen Flugwetterdienst

Heftige Debatten gibt es um Österreichs Flugwetterdienst, der bei der staatlichen Firma Austro Control (AC) zur Flugsicherung beiträgt. AC plant nun die Zentralisierung der Meteorologie nach Wien. Die Jobs ihrer Fachleute in den Bundesländern wackeln. Deren Regierungen wollen sich dagegen zusammenschließen. Auch die Verkehrsgewerkschaft VIDA protestiert und spricht von mehr Risiko.

Personalvertreter bei AC und die Verkehrsgewerkschaft VIDA schließen nun Betriebsversammlungen auf Österreichs Flughäfen und weitere Schritte bis hin zu einem möglichen Arbeitskampf nicht aus.

„Die Wetterspezialisten auf Österreichs Flughäfen sind für die Sicherheit des Luftverkehrs wichtig. Sie sind direkte und regional verwurzelte Ansprechpartner für Piloten und Fluglotsen, garantieren kurze Wege auf den Kontrolltürmen und bieten neben der Digitalisierung große Arbeits- und Lebenserfahrung aus der Praxis am jeweiligen Ort. Persönliche Gespräche und Beratungen werden immer ein Sicherheitsfaktor bleiben", sagt Kajetan Uriach von der Verkehrsgewerkschaft VIDA in Salzburg.

Jährlich neue Pläne zur Zentralisierung

Die Pläne des Managements von Austro Control in Wien sind dem Vernehmen nach schon weit fortgeschritten. Bei AC spricht man von dringend notwendiger Modernisierung und Digitalisierung. Das geplante System bringe viele Verbesserungen. Es soll auch erhebliche Einsparungen geben – vor allem beim Personal in den Bundesländern. Das würde zum Beispiel bedeuten, dass die auf Bundesländer-Flughäfen stationierten Meteorologen abgezogen werden. Diese Dienste für Piloten und Flugsicherung sollen dann zentral von Wien aus übernommen werden. Schon im Vorjahr waren ähnliche Sparpläne für die Lotsen selbst bekannt geworden.

Auch Flughafen-Management gegen Absiedlung

Nun geht es auch in Salzburg um den Flugwetterdienst, der vor dem Ende stehen könnte. Vertreter der Arbeitnehmer protestieren. Auch von der Betriebsgesellschaft des Salzburger Flughafens, der Stadt und Land Salzburg gehört, gibt es Stellungnahmen. Die Bundesländerflughäfen bräuchten ihre Meteorologen, heißt es da. Die Rede ist von einer „geografischen Sonderlage“ am Rand der Alpen mit Anflugrouten über das Hochgebirge. Hier gebe es viele Mikroklimata und regionale wie lokale Phänomene bei Wind und Wetter. Eine zentrale Flugwetterstelle in Ostösterreich könne diese Gegebenheiten nicht entsprechend bewerten.

Vize-Regierungschef will Landeshauptleute befassen

Auch in der Politik regt sich Widerstand. Der für den Salzburger Flughafen zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl und Salzburgs Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (beide ÖVP) wenden sich gegen Zentralisierungspläne bei Meteorologen und Lotsen. Sollte Austro Control nicht einlenken, müsse das Thema in der nächsten Konferenz der Landeshauptleute Österreichs besprochen werden, fordert Stöckl. Infrastruktur in den Ländern dürfe nicht fortdauernd nach Wien abgezogen werden.

Ähnliche Töne wie in Salzburg kommen von Gewerkschaftern, Flughafen-Betriebsgesellschaften und Landespolitikern aus Tirol und Kärnten. Dort betrifft es die Airports Innsbruck und Klagenfurt, die auch von hohen Bergen mit entsprechendem Wind und Wetter umgeben sind.

Austro Control bleibt bei Plänen

Die Flugsicherung Austro Control, die den Luftraum für die Republik Österreich verwaltet, weist die Kritik zurück, wonach man in Ostösterreich die Lage im Westen nicht beurteilen könne. AC bleibe bei den Plänen, sagte ihr Sprecher Markus Pohanka dem ORF auf Anfrage.

Der Flugwetterdienst solle bundesweit digitalisiert werden. Das bedeute unter anderem eine Umstellung auf Fernmess-Sensoren und eine zentrale Auswertung der Daten. Lokale Flugwetterstellen – etwa auf dem Salzburger Flughafen – seien dann nicht mehr nötig – mit der durchaus erwünschten Nebenwirkung, dass die Personalkosten sinken könnten. Bis 2024 solle das Vorhaben umgesetzt sein – mit einer mehrjährigen Übergangsfrist, so AC-Sprecher Pohanka am Dienstag.

Nächste Woche sind Montag weitere Verhandlungen zwischen der Betriebsgesellschaft des Salzburger Flughafens und der Austro Control geplant.

Ganghofer bleibt Flughafen-Chefin

Die Managerin Bettina Ganghofer bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Geschäftsführerin des Salzburger Flughafens. Das hat ein Hearing mit allen Bewerbern ergeben, die es bei der Ausschreibung ins Finale schafften. Nun müssen noch Landesregierung und der Salzburger Stadtsenat als Eigentümervertreter des Airports zustimmen. Das gilt als Formsache – mehr dazu in salzburg.ORF.at (30.11.2021)