Das Telefon steht seit Tagen nicht mehr still in der Praxis von Kinderarzt und Impfreferent der Salzburger Ärztekammer Holger Förster. Jeden Tag kommen 40 bis 50 Anmeldungen für die off-label-Impfung herein, auch am Wochenende wird geimpft, so Förster: „Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir momentan sehr hohe Inzidenzwerte haben – gerade auch bei den Kindern. Es gibt kaum eine Schule, Klasse oder Kindergartengruppe wo nicht ein infiziertes Kind ist. Dadurch ist es hautnah für die Eltern spürbar und nur eine Frage der Zeit, wann es das eigene Kind treffen wird.“
Familie: „Wollen Beitrag für Gesellschaft leisten“
Diese Frage hat sich auch Familie Glahn aus Salzburg gestellt, nachdem sich immer mehr Klassenkameraden ihrer drei Kinder angesteckt haben. Mutter Kaja Glahn dazu: „Wir haben uns da sehr gut informiert und sind zu der Entscheidung gekommen, dass die Risiken von der Krankheit um einges größer sind als Risiken von der Impfung und wir würden gerne die Kinder schützen.“ Und Vater Benjamin Glahn ergänzt: „Wir wollten auch unseren Beitrag dazu leisten, dass wir die Gesellschaft damit schützen.“ Sohn Skyler sagt, ihm habe die Impfung überhaupt nicht weh getan: „Vorher war ich ein bisschen nervös, aber nachher nicht mehr.“
Keine Impfung für Kinder in Israel und USA
In Israel und den USA werden Kinder ja schon seit längerer Zeit geimpft. Nicht ohne Diskussionen – bei vielen Eltern überwiegen Unsicherheit und Angst vor Spätfolgen der Impfung. Experte Holger Förster beruhigt:"Die Impfung wird sogar besser vertragen als bei den Erwachsenen. Das macht vielleicht auch aus, dass sie nur ein Drittel der Dosis bekommen und damit weniger Nebenwirkungen haben. So wird es in der Studie beschrieben und das ist auch die persönliche Erfahrung von den rund 160 Kindern die ich bis jetzt geimpft habe. Da bekomme ich auch die Rückmeldung, dass das in der Regel sehr gut vertragen wird."
Grünes Licht gibt es von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA für die CoV-Schutzimpfung für Kinder ab fünf Jahren. Sie hat dem Covid-Impfstoff von Biontech/Pfizer die Zulassung erteilt. Mediziner rechnen nun mit noch größerer Nachfrage als bisher.
Impfstoff für Kinder stark reduziert
Die Kinder bekommen den Impfstoff von BioNTech/Pfizer in stark reduzierter Form verabreicht. Es ist etwa ein Drittel der Menge im Vergleich zur Impfung für Erwachsene. In Wien gibt es bereits eine eigene Impfstraße für Kinder, in Salzburg wird eine eingerichtet, sagt Salzburgs Gesundheitsreferent Christian Stöckl von der ÖVP: „Wir beginnen nächste Woche mit einer Impfstrasse in der Stadt Salzburg im Marionettentheater. Da sollte man sich dann ab Montag oder Dienstag anmelden können. Wenn der Andrang sehr groß ist, werden auch noch weitere Impfstraßen ausgebaut.“
Experte: „Rechne mit Ansturm bei Kinderimpfungen“
Schon jetzt stoßen sowohl Kinderärzte als auch niedergelassene Ärzte an ihre Kapazitätsgrenzen. Und in Anbetracht der explodierenden Ansteckungszahlen – in Salzburg liegt die Inzidenz bei den 10 und 11-jährigen mittlerweile bei 6.000 – rechnet Impfreferent Holger Förster in den kommenden Tagen mit einem Ansturm auf die Kinderimpfung.