Kristina Hammer mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei ihrer Vorstellung als Präsidentin der Salzburger Festspiele
APA/BARBARA GINDL
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Kultur

Kristina Hammer neue Festspielpräsidentin

Die Wirtschaftsmanagerin, Markenspezialistin und Juristin Kristina Hammer ist neue Präsidentin der Salzburger Festspiele. Die Süddeutsche folgt Helga Rabl-Stadler. Sie sei auch in der Kultur tief verwurzelt, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bei der Präsentation am Mittwochnachmittag.

Hammer stammt aus Baden-Württemberg und sitzt schon länger in der grenznahen Schweiz in den Vorständen des Opernhauses Zürich und beim Luzern Festival am Vierwaldstättersee. Bei beiden war sie auch in wirtschaftlichen Fragen beratend tätig.

Seit 2010 ist die neue Salzburger Festspielpräsidentin in ihrem Brotberuf die Eigentümerin und Geschäftsführerin von HammerSolutions, einer internationalen Beratungsfirma für Industrie und Wirtschaft. Davor war die 52-Jährige mehr als 15 Jahre lang in mehreren Staaten führend in Marketing und Public Relations tätig.

Einstimmiger Beschluss

Durch diese Kür dürfte sich das Festspielkuratorium weiterhin beste Kontakte in die globalisierte Wirtschaft und Industrie erwarten – auch wegen des kulturellen Sponsorings. Hammer soll ein in dieser Richtung herausragendes Konzept bei ihrer Bewerbung abgegeben haben.

Die neue Präsidentin tritt ihren Job mit 1. Jänner 2022 an. Der Vertrag läuft fünf Jahre bis zum 31. Dezember 2026. Diesen Beschluss fasste das Kuratorium der Salzburger Festspiele am Mittwochvormittag einstimmig in seiner 263. Sitzung.

Kristina Hammer bei ihrer Vorstellung als Präsidentin der Salzburger Festspiele
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Kristina Hammer. Für viele Beobachter ist diese Entscheidung eine Überraschung, weil es ganz andere Prophezeiungen gab.

Bisher galt ÖVP-Politikerin Pallauf als fix

Landeshauptmann Haslauer betonte bei der Präsentation am Mittwochnachmittag, die Ausschreibung sei im Sinn des Wortes offen und nicht parteipolitisch motiviert gewesen. Dass die Wahl auf Hammer fiel, sei eine äußerst gute Entscheidung, so der Salzburger Regierungschef.

Wochen- bzw. monatelang hatte es in heimischen und überregionalen Medien geheißen, die Kür der Salzburger ÖVP-Politikerin Brigitta Pallauf, die sich ebenfalls bewarb, sei ohnehin so gut wie fix. Die Volkspartei werde sich diesen wichtigen Posten nicht entgehen lassen. Solche Spekulationen sind nunmehr Schall und Rauch bzw. zu Ende.

SPÖ: „Kein ÖVP-Parteibuch, sehr erfreulich“

Der Salzburger Oppositionsführer und Landtagsabgeordnete David Egger (SPÖ) begrüßt die Auswahl: „Es ist erfreulich, dass ausnahmsweise nicht das ÖVP-Parteibuch als entscheidendes Qualifikationsmerkmal für eine so wichtige Aufgabe herhalten musste. Das ist eine hervorragende Nachricht. Ich wünsche der neuen Festspielpräsidentin im Sinne der Festspiele und vor allem auch im Interesse Salzburgs sehr viel Erfolg.“

FPÖ-Lob: „Positiv überrascht“

Der erste Eindruck sei sehr positiv, sagt Marlene Svazek, Partei- und Klubchefin der Salzburger Freiheitlichen:

„Die Festspiele brauchen eine Repräsentantin von Format. Kristina Hammers bisheriger Werdegang sowie ihr erstes Auftreten entsprechen dem und wirken vielversprechend. Wir sind positiv überrascht und freuen uns, dass sich offenbar Qualität statt Parteibuch durchgesetzt hat. Eine Entscheidungsgrundlage, deren Fortführung wir für die wichtigsten Ämter des Bundeslandes weiterhin begrüßen würden.“ Svazek gratuliert dem Komitee zur Personalentscheidung.

Schellhorn freut sich auf Zusammenarbeit

Der Salzburger Landeskulturreferent und LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne) stimmt in den Chor der positiv gestimmten Gratulanten ein: „Ich heiße Frau Hammer herzlich willkommen und und freue mich auf die Zusammenarbeit. Sie bringt internationale Erfahrung und Kontakte mit und konnte mit ihrer Expertise im Bestellungsprozess überzeugen. Ich bin schon gespannt, wie sich die Festspiele unter ihrer Präsidentschaft entwickeln“, so Schellhorn.

NEOS wollen weiter „geerdete“ Festspiele

Eine Gratulation für die neue Chefin kommt auch von den NEOS in Salzburg. Ihr Kultursprecher Sebastian Huber wünscht sich von Hammer, dass die Festspiele kein so elitäres Festival wie früher werden: „Sie müssen auch weiterhin allen offenstehen, die nicht so dicke Brieftaschen haben. Wir hoffen auf mutige und künstlerisch anspruchsvolle Programme, ohne Einmischung der Politik.“

Dazu seien bei den Festspielhäusern größtmögliche Transparenz und die effiziente Verwendung von Steuergeld für anstehende Renovierungs- und Ausbauarbeiten wichtig, so der NEOS-Landtagsabgeordnete.

Die Wirtschaftsmanagerin und Juristin Kristina Hammer ist neue Präsidentin der Salzburger Festspiele. Sie folgt Helga Rabl-Stadler. Sie sei auch kulturell tief verwurzelt, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Präsentation am Mittwochmittag.
Hammer Solutions
Porträt auf Hammers Website

Offizieller Dank an Rabl-Stadler

Das Festspielkuratorium bedankte sich Mittwoch bei Helga Rabl-Stadler für „ihr beispielloses Engagement in 27 Jahren als Festspielpräsidentin“. Insgesamt hatten sich 32 Kandidaten für ihre Nachfolge beworben. Es hätten sich erfreulich viele und auch bestens qualifizierte Bewerber mit spannenden Konzepten beworben, sagte Sektionschef Jürgen Meindl vom Kulturministerium.

„Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit ihnen allen", sagte Hammer in einer ersten Reaktion vor der Presse: „Ich werde meinen Lebensmittelpunkt nach Salzburg verlegen und freue mich schon auf den engen Kontakt mit der Bevölkerung.“

„Ausschreibung war ergebnisoffen“

Das Statement der Grünen-Kunst- und -Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer aus Wien, die in der Bundesregierung zuständig ist: „Mir war wichtig, dass es ein ordentliches, ergebnisoffenes Ausschreibungsverfahren nach internationalen Standards gibt. Frau Hammer bringt einen reichen Schatz an Erfahrungen im internationalen Unternehmensumfeld sowie durch ihre selbstständige Arbeit als Unternehmensberaterin die nötige strategische Kompetenz für dieses Amt mit."

Biografisches

Hammer ist mit einem Österreicher verheiratet und hat zwei Kinder. In ihrer frühen Karriere arbeitete sie für Gerngross in Wien, der in den 1990er Jahren größten Kaufhauskette Österreichs.

Sie war für die neue Konzeption sowie später auch für die Leitung des Kaufhauses Steffl verantwortlich, Wiens führenden Luxuskaufhauses. Von 2000 an arbeitete sie sieben Jahre in Großbritannien für die Premier Automotive Group (Aston Martin, Jaguar, Land Rover, Lincoln, Volvo) sowie ab 2006 zusätzlich für den Mutterkonzern Ford.

Markenspezialistin

Von 2007 bis 2009 leitete sie das globale Marketing Communications Team von Mercedes-Benz Personenwagen am Hauptfirmensitz von Daimler in Stuttgart.

Hammer ist und war auch Mitglied mehrerer Verwaltungsräte und Beiräte – unter anderem bei Stöckli Swiss Sports AG, dem größten Schweizer Skihersteller.

Nachdem die Managerin ihr Jusstudium in Mainz mit beiden Staatsexamen abgeschlossen hatte, promovierte sie im Europäischem Wirtschaftsrecht (summa cum laude) in Wien. Hammer veröffentlichte 1998 das „Handbuch zum freien Warenverkehr in der Europäischen Gemeinschaft".