Mann trinkt hochprozentigen Alkohol aus Flasche
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Gesundheit

Suchtkranke in Pandemie stark gefordert

Für Menschen mit Abhängigkeiten, ihre Angehörigen sowie dem Personal in Hilfseinrichtungen hat das vergangene Jahr pandemiebedingt große Herausforderungen und Belastungen gebracht. Gleichzeitig weisen die Zahlen eine stabile Gesamtlage auf.

„Die aktuellen Zahlen und Daten aus dem Monitoring weisen auf eine stabile Situation der Abhängigkeitsproblematik hin. Es gibt keine wesentlichen neuen Entwicklungen im Vergleich zu den Vorjahren“, berichtet die Suchtbeauftragte Monika Parhammer und ergänzt: „Die Anzahl der Klientinnen und Klienten bei Beratungen und Behandlungsmaßnahmen im Hilfssystem war jedoch niedriger. Deshalb und wegen dem allgemeinen Anstieg der coronabedingten Belastungen könnte es zu Aufholeffekten und einem erhöhten Bedarf an Beratungen und Behandlungen kommen.“

Angebote im ganzen Bundesland

In den Jahren 2016 bis 2019 wurden im Schnitt etwa 2.450 Personen mit psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen betreut, im Jahr 2020 waren es 2.193 Personen. Etwas mehr als 800 Menschen haben sich im Coronajahr wegen Alkoholproblemen vom Psychosozialen Dienst des Landes beraten lassen. Der überwiegende Großteil sind Männer im Alter zwischen 50 und 59 Jahren.

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie ist die Zahl der Hilfesuchenden bei der Alkoholberatung im Vergleich zu 2019 um elf Prozent gesunken, bei der Drogenberatung um fünf, sagt die neue Suchtkoordinatorin des Landes Monika Parhammer. Auch bei jenen Menschen die sich überhaupt zum ersten Mal Unterstützung holen sei ein Rückgang verzeichnet worden.

Für Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn von den Grünen ist es deshalb umso wichtiger, die Menschen und deren Angehörige nicht aus dem Unterstützungsnetzwerk zu verlieren: "Wir müssen Betroffene mit einem Mehr an Leistungen in unserem breit aufgestellten Hilfssystem halten. In Salzburg haben wir ein engmaschiges Netz, das auf die aktuellen Problematiken reagieren kann.“

Illegale Drogen werden häufiger konsumiert

Mittlerweile liegen erste Studien vor, in denen die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die psychische Gesundheit und auf den Konsum von illegalen Drogen wie beispielsweise Cannabis erhoben wurden. In etwa 40 % der Konsumierenden geben an, häufiger zu konsumieren, aber auch der gegenteilige Effekt einer Reduktion oder eines Konsumstopps sowie die Verschiebung des Konsums hin zu anderen Substanzen wie beispielsweise verstärkten Alkoholkonsum wurden berichtet.

Beratungen in Pandemie komplexer

Zum Teil zeigt sich in der Beratung, dass Betreuungsfälle durch die Pandemie komplexer und aufwändiger wurden. „Durch die Verschiebung des Alkoholkonsums aus dem öffentlichen Raum in den privaten Raum wurde Suchtverhalten oftmals auch für Angehörige sichtbarer. Wichtig ist, dass auch Angehörige Beratung durch den Psychosozialen Dienst in Anspruch nehmen können. Abhängige für eine Behandlung zu motivieren, ist oftmals ein längerer Weg“, führt die Suchtbeauftragte Monika Parhammer aus.