Richard Greil bei Interview
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Coronavirus

„Weiter schwere Zeiten für Spitäler“

Obwohl ab Montag ein Lockdown im Bundesland Salzburg gilt, würden auf Spitäler in den nächsten Wochen „schwere Zeiten“ zukommen. Das sagt der Salzburger Infektiologe Richard Greil. Er geht von deutlich mehr CoV-Kranken in Normal- und Intensivstationen aus.

Greil fordert einen Lockdown schon seit Wochen. Für ihn gab es dazu „überhaupt keine Alternative“. Und hier zähle „jeder einzelne Tag. Es ist begrüßenswert, dass das jetzt stattfindet. Aber wir stehen trotzdem vor sehr, sehr schweren Zeiten in den nächsten vier, fünf Wochen.“

Denn zeitliche Konstellation „bringt uns (in den Spitälern – Anm.) in extrem große Schwierigkeiten“, so Greil: „Nichtsdestotrotz muss man jetzt alles unternehmen, um das hinbringen zu können – vor allem, um Triagierung vermeiden zu können.“ Das bedeute aber auch im Spital „ein niedrigeres Versorgungsniveau als es der Stand der Wissenschaft ist.“

Hohe Infektionszahlen befürchtet

Richard Greil von der Dritten Medizin des Uniklinikums Salzburg erwartet wörtlich „sehr schwierige“ Zeiten, die Infektionszahlen könnten sich sogar verdoppeln.

Prognose: Über 20.000 aktiv Infizierte, 60 auf Intensivstation

Der Grund dafür: „Wir haben jetzt innerhalb von 14 Tagen einen Anstieg der aktiv Infizierten (im Bundesland – Anm.) von 6.000 auf etwa 12.000 – also eine Verdoppelung“, sagte Greil. „Wir müssen daher mit einer weiteren Verdoppelung bis auf 20.000 und darüber in den nächsten 14 Tagen rechnen. Daraus speist sich, dass wir 14 Tage eine ungebrochene Aufnahmerate (in den Spitälern – Anm.) haben werden. Wir haben in der letzten Woche 40 Prozent Steigerung der Aufnahmerate gegenüber der Vorwoche. Das heißt: Wir müssen gemäß dem Prognosekonsortium im Bundesland Salzburg mit einem Maximum zwischen 200 und 400 belegten Betten – wahrscheinlich 300 – rechnen. Das würde in den Salzburger Landeskliniken deutlich über 200 bedeuten und das liegt deutlich oberhalb der maximalen Bettenzahl, die dafür vorgesehen ist.“

Diese Steigerung werde „mit Sicherheit“ auch die Intensivbetten betreffen, ergänzte der Infektiologe, „weil wir vor allem von den Nicht-Geimpften zunehmend eine Direktaufnahme auf die Intensivstation sehen – in den letzten Tagen innerhalb einer Stunde fünf Patienten auf einmal. Das Prognosekonsortium rechnet aus, dass das wahrscheinlich 60 Betten sein werden – mit einer Schwankungsbreite zwischen 40 und 80. Das ist selbstverständlich weit jenseits dessen, was als Maximalwert dafür vorgesehen war.“

Lockdown ab Montag, 0.00 Uhr

In Salzburg wird ab Montag, 0.00 Uhr, ein Lockdown verhängt. Um die Schulen gibt es aber Verwirrung: Das Land Salzburg will, dass möglichst wenige Kinder in die Schule gehen. Das Bildungsministerium betont hingegen, dass normaler Untericht angeboten werde. Mehr dazu in Lockdown in Salzburg bis Weihnachten geplant (salzburg.ORF.at; 18.11.2021).