Die zwei mutmaßlichen Täter – es handelt sich um tschechische Staatsbürger, 40 und 43 Jahre alt – sind bereits mehrfach wegen Raubüberfällen vorbestraft. Laut Staatsanwaltschaft waren die beiden vor einigen Jahren in Tschechien im selben Gefängnis inhaftiert. Beim Prozess wurden die beiden Tschechen Donnerstagvormittag von sieben Justizwachebeamten in den Gerichtssaal gebracht – eine große Eskorte, die wohl zeigen soll, als wie gefährlich die Angeklagten eingeschätzt werden.
Villa gestürmt, Familie als Geiseln genommen
Drei Mann hatten bei dem Überfall am 15. August 2019 Beute im Wert von 150.000 Euro gemacht. Sie hatten die Villa der Juweliersfamilie auf dem Heuberg bei Koppl (Flachgau) gestürmt und die Familie als Geiseln genommen – den 41-jährigen Familienvater, seine 35-jährige Frau, deren zwei Kleinkinder und ein Au-pair-Mädchen aus Südamerika. Die Juwelierin wurde gezwungen, in das – am damaligen Feiertag geschlossene – Geschäft in der Salzburger Altstadt zu fahren und von dort Schmuck zu besorgen.
Nachdem die Täter die Villa nach Wertgegenständen durchsucht hatten, steckten sie das Haus in Brand und fuhren mit gefesselten Familienmitglieder im Auto in ein Waldstück. Am Weg dorthin blieb der Pkw in einer Wiese hängen, die Männer flüchteten zu Fuß. Wanderer beobachteten, wie das Trio seine Kleidung im Wald anzünden wollte. Als die Täter die Wanderer bemerkten, gab einer der Männer vier Schüsse ab und das Trio flüchtete. Wenig später befreiten die Wanderer die Geiseln. Die Opfer waren nach dem Überfall traumatisiert. Das Ehepaar und die zwei Wanderer benötigten professionelle psychologische Hilfe.
Urteil nach Überfall auf Juweliersfamilie erwartet
Hauptangeklagter war nicht geständig – Höchststrafe
Am Donnerstag war der vierte Verhandlungstermin in dem Fall. Einer der beiden Angeklagten hatte schon im Juni gestanden – er bekam 18,5 Jahre Haft. Der Hauptangeklagte hingegen beteuerte weiterhin, er habe nichts mit dem Überfall zu tun. Dass seine DNA-Spuren an einem Tatauto gefunden wurden, erklärte der nicht Geständige weiterhin damit, dass er diesen Wagen an die anderen Täter verkauft habe, ohne zu wissen, was diese vorhaben. Die Geschworenen glaubten ihm das aber nicht – sie bejahten einstimmig die Schuldfrage. Das Gericht verhängte die Höchststrafe von 20 Jahren Haft.
Eines der Opfer hatte bereits vor Monaten ausgesagt, dass der Mann einer der maskierten Täter sei – dies sei an Stimme, Körperbau und Bewegungen wiederzuerkennen.
Bilder vom Tag des Überfalls
Verteidiger legten Berufung ein
Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Beide Verteidiger legten Berufung ein. Die Staatsanwaltschaft kündigte hingegen keine Rechtsmittel an. Der dritte Täter bei dem Überfall wird nach wie vor gesucht. Alle waren damals maskiert, einer war mit einer Pistole bewaffnet.