Mitarbeiter der Stadt Salzburg bei der Kontaktnachverfolgung mit Headset und FFP2 Masken vor dem Computer
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Coronavirus

Contact-Tracing landesweit am Ende

Mit österreichweit mehr als 14.400 Coronavirus-Neuinfektionen in 24 Stunden ist am Mittwoch ein neuer Jahreshöchstwert erreicht worden, in Salzburg waren es knapp 1.100 neue Fälle. Die Nachverfolgung von Kontakten der Infizierten ist laut Behörden nahezu unmöglich. Jetzt wird die Stadtbibliothek Salzburg zur Contact-Tracing-Stelle umgewandelt.

Bis Freitag um 18.00 Uhr hat die Salzburger Stadtbibliothek noch geöffnet, ab Samstag haben die 15 Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter einen gänzlich anderen Aufgabenbereich: keine Buchentlehnungen mehr, stattdessen Kontaktpersonen-Nachverfolgung. Die Bücherei wird zu einem weiteren Contact-Tracing-Standort – der dritte neben der TriBühne Lehen und dem Amtsgebäude in der Schwarzstraße 44.

Schon jetzt hinke die Kontaktverfolgung in der Landeshauptstadt Tage hinterher, die Lage sei dramatisch und bedrohlich, betonte Astrid Reichl-Marko, die Leiterin des Gesundheitsamtes im Magistrat Salzburg.

Mitarbeiter der Stadt Salzburg bei der Kontaktnachverfolgung mit Headset und FFP2 Masken vor dem Computer
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In der Stadt Salzburg wird auch die Stadtbibliothek zur Kontaktnachverfolgungsstelle

Behördenanrufe nur noch für positiv Getestete

In den Gemeinden herrscht ein ähnliches Bild: Die Verwaltungsbehörden sind mit ihren Kapazitäten am Ende. Es werden nur noch Coronavirus-Positive angerufen und behördlich abgesondert – und keine Kontaktpersonen mehr.

Die Gemeinde Grödig (Flachgau) zum Beispiel schrieb deshalb den Eltern im Ort einen Brief, dass sie grundsätzlich ihre Kinder zwar weiter in Kinderbetreuungseinrichtungen schicken dürfen. Sollten diese Kinder allerdings mit CoV-positiven Personen in Kontakt kommen, dann „bitten wir Sie, (…) auf den Gesundheitszustand Ihres Kindes zu achten, zum Schutz aller Kinder regelmäßig zu testen und sie bei Auftreten von Krankheitssymptomen (…) zu Hause zu lassen.“

Opposition sieht „Komplettversagen“

Die Oppositionsparteien im Land sprechen von einem Komplettversagen der Landesregierung. Nach dem Zusammenbruch der Kontaktnachverfolgung in der Kinderbetreuung sei jetzt das gesamte Contact-Tracing implodiert, so SPÖ-Klobvorsitzender Michael Wanner. Aus dem Büro von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hieß es dazu, es werde im Moment alles unternommen, um neue Mitarbeiter für das Contact-Tracing zu mobilisieren.

Kontaktverfolgung in Schulen jetzt auch in OÖ eingestellt

Die Kontaktverfolgung in Schulen ist in Salzburg wegen Überlastung bereits seit dem Ende der Herbstferien eingestellt. In Oberösterreich ist das jetzt passiert – hier werden bei einem CoV-Fall in einer Klasse automatisch alle ungeimpften Mitschüler in Quarantäne geschickt. Mehr dazu in Keine Kontaktverfolgung mehr in Schulen (ooe.ORF.at; 17.11.2021) und CoV-Kontaktverfolgung: Schulen kapitulieren (salzburg.ORF.at; 4.11.2021).

Salzburg mit der höchsten 7-Tage-Inzidenz

Im Bundesländervergleich weist Salzburg mit rund 1.600 aktuell die höchste 7-Tage-Inzidenz Österreichs auf. Oberösterreich liegt auf Platz zwei.