Frau sitzt auf Bank
ORF.at/Georg Hummer
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Soziales

Jede 7. Frau ist armutsgefährdet

Immer mehr armutsgefährdete Menschen wenden sich an die Caritas, um sich beraten zu lassen. Sowohl in Salzburg als auch in den anderen Bundesländern gebe es wegen der Pandemie und wegen der steigenden Energiepreise viele Anfragen. Besonders stark betroffen sind Frauen.

In Österreich sind 1,22 Millionen Menschen armutsgefährdet, laut offiziellen Zahlen der Regierung sind das 13,9 Prozent der Bevölkerung. 501.000 Frauen, 430.000 Männer und 291.000 Kinder sind betroffen.

Immer mehr Menschen bei Caritas-Beratungen

Von Jänner bis Oktober gab es bei der Salzburger Caritas 12.000 Beratungen für armutsgefährdete Menschen. Darunter seien auch auffallend viele, die erst vor Kurzem unter die Armutsgrenze rutschten, heißt es von der Hilfsorganisation. Österreichweit meldete sich ein Drittel der hilfesuchenden Menschen zum ersten Mal bei der Caritas.

Jede 7. Frau in Österreich ist armutsgefährdet

Meistens wenden sich Familien oder Alleinerziehende an die christliche Hilfsorganisation, weil sie sich die hohen Wohnkosten nicht mehr leisten können und das finanzielle Bestreiten des Alltags immer schwieriger wird. Die Hälfte der Unterstützung, die betroffene Menschen von der Caritas erhalten, gehe oft für das Wohnen drauf.

Alleinerziehende Frauen besonders stark betroffen

Die CoV-Pandemie habe die prekäre Situation vor allem bei Alleinerzieherinnen verschärft. 14 Prozent der Frauen in Österreich sind armutsgefährdet. In der Pandemie wurden viele Frauen arbeitslos. „Von Februar 2020 bis März 2021 ist die Zahl der Frauen ohne Job um 40 Prozent gestiegen, bei Männern um 25 Prozent“, so Caritas-Generalsekretärin Anna Parr.

Frauenarmut sei primär ein strukturelles Problem, betonte die Generalsekretärin. Nach wie vor erledigen Frauen den Großteil der unbezahlten Arbeit, wie zum Beispiel Haushalt, Erziehung und die Pflege von Angehörigen. Neben der finanziellen Benachteiligung, etwa durch Teilzeit, schlechtere Bezahlung oder Beschäftigungsverhältnisse, liege auf den Frauen gerade in Krisen ein enormer Druck, heißt es von der Hilfsorganisation.

Caritas fordert existenzsicherndes Einkommen

Der Präsident von Caritas Österreich, Michael Landau, forderte die Bundesregierung auf, die „Sozialhilfe neu“ zu reformieren. Außerdem brauche es einheitliche bedarfsgerechte Mindestrichtsätze, eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, die Beibehaltung der Notstandshilfe und eine Umgestaltung des Familienbonus.

Um den Anteil von armutsgefährdeten Frauen zu senken, forderte Landau ein existenzsicherndes Einkommen und eine ausreichende Pension für Frauen, damit sie nicht in Armuts- und Abhängigkeitsverhältnisse rutschen. Dafür brauche es eine Reform des Unterhaltsvorschusses und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.