Richard Greil, Chefinfektiologe und Krebsexperte an den Salzburger Landeskliniken, im ORF Interview vor Bücherwand
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CoV-Politik

Greil fordert „lockdown-ähnliche“ Verschärfung

Der Salzburger Onkologe Richard Greil fordert von der Politik wieder einmal mehr Verschärfungen bei CoV-Maßnahmen – bis zu „lockdown-ähnlichen“ Vorgaben. Es gebe im Landesspital schon „Kollateralschäden“ für Patienten, die nicht infiziert seien. Greil will Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht, Tempo bei Drittimpfungen und härtere Kontaktreduzierung.

Die vierte Welle zeigt laut Greil im Spital „ein gänzlich anders Bild“ als die Wellen davor. Seien es bisher vor allem die Intensivstationen gewesen, die an die Kapazitätsgrenzen gestoßen seien, treffe es nun die Normalstationen. Bisher sei das Verhältnis ein CoV-Intensivpatient zu etwa vier CoV-Patienten auf Normalstationen gewesen. Nun sei es eins zu zehn.

Heftige Kritik an Politikern

Bei der Verschärfung der CoV-Maßnahmen orientiere sich die Politik aber weiterhin nur an der Belegung der Intensivbetten, kritisiert Greil: „Wir haben eine vollkommene Entkoppelung von dem, was die tatsächlichen Probleme sind.“ Auch das Impfgremium hätte die dritte Impfdosis schneller legitimieren und umsetzen müssen.

Die Probleme im Spital seien bereits jetzt beträchtlich, denn zum akuten Pflegemangel kämen auch noch Cluster-Bildungen beim Spitalspersonal, so der Arzt: „Die Bevölkerung muss wissen, dass die Grenzen der Behandelbarkeit gegeben sind. Und dass ein Kollateralschaden für andere Patienten ensteht.“

„Zahl der Infektionen bei Geimpften zu hoch“

Weil mittlerweile mehr als 50 Prozent der Spitalspatienten doppelt geimpft seien und auch die Zahl der Infektionen bei Geimpften zu hoch sei, fordert Greil deutlich strengere Maßnahmen von der Politik. Es müssten die FFP2-Maskenpflicht deutlich ausgeweitet und die Drittimpfungen deutlich beschleunigt werden.

Und Greil fordert wieder Beschränkungen wie bei Lockdowns: „Die Politik hat beim Begriff entsprechende Zurückhaltung. Die habe ich auch, aber wirksame Kontaktbeschränkungen sind für die Gesamtbevölkerung erforderlich.“

„Lockdown für Ungeimpfte reicht nicht“

Denn ein von der Politik angekündigter Lockdown für Ungeimpfte sei angesichts der Infektionszahlen weder ausreichend noch kontrollierbar, so Greil.

SPÖ, FPÖ kritisieren neue CoV-Maßnahmen

Kritik an den neuen CoV-Maßnahmen in Salzburg, die ab 8. November landesweit gelten sollen, kommt von der Opposition im Landtag. SPÖ und FPÖ vermissen eine nötige Klarheit bei den geplanten Vorgaben. Es würde sich bei den Maskenpflichten und verschiedenen G-Regeln niemand mehr auskennen – mehr dazu in salzburg.ORF.at (3.11.2021)