Kultur

Osterfestspiele: Jubel über Stücke aus Wagner-Opern

Trotz 17 Grad und strahlendem Sonnenschein am Sonntagnachmittag waren für den Abend „Winterstürme“ in Salzburg angekündigt. Dahinter versteckte sich jedoch keine heimtückische Kaltfront, das Programm der Osterfestspiele im Herbst – deren Auszüge aus Wagner-Opern unter diesem Titel für viel Jubel sorgten.

Der durch den Ausfall der Osterfestspiele in diesem Frühjahr nötigen Verschiebung und Verkürzung des Festivals war auch die Möglichkeit einer szenischen Aufführung zum Opfer gefallen. Doch ganz auf Oper musste das Publikum dennoch nicht verzichten. Das konzertante Wagner-Programm las sich wie ein zweistündiges Best-of aus dem „Ring des Nibelungen“.

Mit dabei der erste Aufzug der „Walküre“, die „Morgendämmerung“, „Siegfrieds Rheinfahrt“, „Siegfrieds Trauermarsch“ und der Schlussgesang der Brünnhilde aus der „Götterdämmerung“. Wer hätte diese Wagner-Spezialitäten besser servieren können, als Christian Thielemann am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden?!

Jubel über Stardirigent Thielemann

Ob im Graben auf dem Grünen Hügel Bayreuths oder auf der Bühne im Großen Festspielhaus, Thielemann ist mit Wagner sattelfest. In vielen Erdteilen wird er für sein einmaliges Verständnis und seinen intimen Umgang mit Wagners Musik gefeiert. Wie man am Sonntagabend wieder einmal konstatierten konnte: zu Recht. Sein Spiel mit Tempo und Dynamik gaben der Wanderung durch die wagnerischen Welten eine ganz eigene Dramaturgie, und seinen Starsolisten Anja Kampe, Stephen Gould und Rene Pape war er neben Dirigent auch Regisseur. Es ist bekannt, dass Thielemann seinen Sängern große Bühnen baut, doch am Sonntagabend positionierte er sie musikalisch geradezu darauf. Bei so viel Abwechslung dürfte niemandem der szenische Hintergrund gefehlt haben.

Konzertante Versionen fördern Konzentration

Gerade die Abwesenheit visueller Beihilfen fokussierte die Aufmerksamkeit des Publikums noch mehr auf die Musiker und Sänger, doch für Wagnerspezialisten wie Rene Pape, der alleine in Bayreuth seit fast 30 Jahren immer wieder die unterschiedlichsten Wagnerpartien übernimmt, ist dies kein Grund zur Beunruhigung. Entlang seines verhältnismäßig kurzen Auftritts als Hunding im ersten Aufzug der „Walküre“ wandelte er trittsicher und textgenau in die Tiefen seiner dunklen Farbpalette. Auch Stephen Gould und seine schier unendliche Kraft und Atem zeugten von feinstem Gespür und Verständnis für die Partie des Siegmunds, der zu keiner Zeit ins Brutale ausbrach, sondern hie und da einen Ausflug ins Melancholische machte.

Lyrische Sieglinde am Werk

Den Abend beschloss Anja Kampe, die im ersten Teil des Konzertes eine bewegungsfreudige und gelegentlich auch recht lyrische Sieglinde gesunden hatte, mit der Rolle, mit der sie 2017 bei den Osterfestspielen ihr Debüt gab: der Brünnhilde. Während Thielemann nach Brünnhildes Schlussgesang gerne noch ein Weilchen länger nachgespürt hätte, brach aus dem Zuschauerraum schon der nächste Sturm über die Künstler herein. Mit viel Bravo und großem Jubel endete der Sonntagabend so im Großen Festspielhaus.