Labor Novogenia Eugendorf
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Wirtschaft

Test-Labor: Vorwürfe rund um Betriebsratsgründung

Bei Salzburgs größtem Coronavirustest-Labor Novogenia in Eugendorf (Flachgau) sei die Betriebsratswahl vom Geschäftsführer selbst behindert worden, kritisiert jetzt die Privatangestellten-Gewerkschaft gpa. Der Geschäftsführer selbst spricht von falschen Vorwürfen.

Novogenia in Eugendorf hat mit einer seiner Tochterfirmen die Auswertung aller Salzburger PCR-Tests inne. Doch Arbeitnehmerrechte würden mit Füßen getreten, kritisiert die Gewerkschaft. Als Mitarbeiter eine Betriebsratswahl organisieren wollten, seien zwei Angestellte gekündigt worden.

Zwei Mitarbeiter vor Wahl gekündigt?

Die Novogenia-Geschäftsführung dementierte am Freitag alle Vorwürfe. Sachverhalte würden bewusst falsch dargestellt, heißt es in einer Aussendung aus dem Pressebüro von Novogenia. „Die Kündigung der beiden Mitarbeiterinnen erfolgte am 04.10.2021. Die Kundmachung zur Wahl des Wahlvorstandes erfolgte zehn Tage später, am 14.10.2021. Die Mitarbeiterinnen wurden also nicht gekündigt, weil sie einen Betriebsrat gründen wollten, sondern sie wollten einen Betriebsrat gründen, nachdem sie gekündigt wurden. Die Gewerkschaft stellt dies in einen Zusammenhang, obwohl hier kein Zusammenhang besteht. Dies weisen wir entschieden zurück.“

Geschäftsführer soll in Mails über Firmenstruktur aufgeklärt haben

Am 14. Oktober wurden die Mitarbeiter zur Betriebsratswahl geladen. Novogenia-Geschäftsführer Daniel Wallerstorfer habe dann laut Gewerkschaft in Mails darauf hingewiesen, dass es sich bei Novogenia nicht um einen Betrieb handle, sondern um zwei – es gebe die Stammfirma, die es bereits vor der Pandemie gegeben habe und eine neue Firma mit vielen für die Auswertung der CoV-Tests angestellten Mitarbeitern.

Das Labor in Eugendorf ist seit Ausbruch der Pandemie stark gewachsen – von 40 auf 180 Mitarbeitern. Konkret gäbe es laut dem Geschäftsführer auch zwei Gesellschaften, demnach könne nicht ein Betriebsrat für alle gewählt werden. Die Gewerkschaft sieht das jedoch anders: Ein Betrieb definiere sich nicht über die rechtliche Gesellschaft im Hintergrund, sondern über die organisatorische Einheit und die gäbe es beim Labor in Eugendorf.

Novogenia: „Wir sind lediglich an einem korrekten Ablauf interessiert“

Geschäftsführer Wallerstorfer weist die Vorwürfe, die Mitarbeiter eingeschüchtert zu haben, zurück und betonte am Freitag, das Unternehmen sei lediglich an einem korrekten Ablauf interessiert. „Novogenia unterstützt die Gründung von Betriebsräten und hat auch alle Mitarbeiter aufgefordert, sich an der Wahl zu beteiligen.“

Unternehmen organisierte Transport zur Versammlung

Zudem wurde laut dem Unternehmen auch ein Transport zum Ort der Versammlung organisiert. „Das Unternehmen ist lediglich an einem korrekten Ablauf interessiert. Das Biotechnologieunternehmen Novogenia besteht aus mehreren Firmen, die verschiedene Geschäftsbereiche abdecken. Der Bereich der COVID-Testungen ist in den letzten Monaten relativ rasch zu einem größeren Geschäftsbereich herangewachsen, deshalb war es an der Zeit, den Betrieb dieses Geschäftsbereiches in eine eigene Gesellschaft auszulagern“, heißt es in einer Stellungnahme.

Gewerkschaft ortet Einschüchterungsversuche

Laut Gewerkschaft habe es zum Zeitpunkt der Einberufung zur Betriebsratswahl die verschiedenen Gesellschaften im Hintergrund noch nicht gegeben. Die Covid-Testfirma sei erst fünf Tage nach der Versammlung gegründet worden. Die Gewerkschaft spricht von zahlreichen Verwirrungs- und Einschüchterungsversuchen des Geschäftsführers.

Mittlerweile wurde bei einer Betriebsversammlung ein Wahlvorstand ernannt – hier vermutet die Interessensvertretung, dass dieser auf Zuruf des Geschäftsführers ausgewählt wurde. Die Gewerkschaft hat auch diesem Team Unterstützung angeboten und ruft parallel alle Mitarbeiter auf, sich zu melden, um anonym über etwaige Missstände im Unternehmen zu berichten.

Chef soll Betriebsversammlung besucht haben

Bei einer Betriebsversammlung, als der Wahlvorstand für die Betriebsratswahl gewählt wurde, habe es wörtlich „unfassbare Vorfälle“ gegeben. So habe der Geschäftsführer gesetzeswidrig versucht, an der Betriebsversammlung teilzunehmen, um so Druck auf die Mitarbeiter auszuüben. Als ihm dies verwehrt wurde, habe er die Sitzung von der gegenüberliegenden Straßenseite verfolgt und notiert, wer an der Betriebsversammlung teilgenommen habe.

Geschäftsführer: „Sachverhalte werden falsch dargestellt“

Doch Novogenia-Geschäftsführer Daniel Wallerstorfer weist sämtliche Vorwürfe zurück: Er sei bei der Betriebsversammlung gewesen, weil seine Frau als Angestellte dort war. Er habe vor dem Haus auf sie gewartet, dabei sei nichts protokolliert oder notiert worden. Ganz im Gegenteil, Novogenia unterstütze ausdrücklich die Gründung von Betriebsräten.