Den Grundstein für den Bericht hat die grüne Klubobfrau Kimbie Humer-Vogl mit einer Landtagsinitiative 2015 gelegt. „Ich wollte, dass dieses dunkle Kapitel Salzburgs erforscht wird, um sichtbarer zu machen, was in der Heilanstalt mit psychisch erkrankten Menschen und Menschen mit Behinderungen passiert ist.“
Prüfung durch das Landesarchiv
Im April 2015 fasste der Landtag dann den Beschluss, durch das Landesarchiv prüfen zu lassen, welche Fragen bei der Erforschung und Aufarbeitung der Rolle der Christian-Doppler-Klinik und ihrem Vorgänger, der Landesheilanstalt, in der Zeit von 1920 bis 1960 aus historischer und soziologischer Sicht vordringlich zu beantworten sind.
"Dieses Prüfungsersuchen wurde zwei Jahre später erneuert, und die wissenschaftliche Arbeitsgruppe unter der Leitung des Landesarchivs, konnte die Forschungen bis zum Abschluss und der Übergabe des Berichts weiterführen“, resümierte Zweiter Landtagspräsident Sebastian Huber.
400 Seiten starker Bericht
Am Mittwoch übergab Landesarchivdirektor Oskar Dohle als Leiter der Arbeitsgruppe einen mehr als 400 Seiten starken Bericht an den Zweiten Landtagspräsidenten Sebastian Huber in Vertretung von Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf. „Der Bericht ist ein Anstoß für weitere wissenschaftlichen Forschungen in diese Richtung“, so Huber.

Buch soll 2022 erscheinen
Geplant ist, dass ein aus dem Bericht hervorgehendes, mehrere hundert Seiten umfassendes Buch in der Schriftenreihe des Landesarchivs im ersten Halbjahr 2022 präsentiert wird. „Die Vorarbeiten dafür sind bereits weit gediehen“, erklärt Landesarchivdirektor Oskar Dohle.
Mehr als 50.000 Akten gehoben
Ursprung des Projekts war, dass das Landesarchiv im Jahr 2015 historische Patientenakten aus einem feuchten Keller auf dem Gelände der Christian-Doppler-Klinik übernahm und auf Pilzbefall überprüfte. Es handelte sich um zirka 27.800 Krankenakten aus den Jahren 1849 bis 1969 mit mehr als 50.000 Einzelakten in 632 Archivkartons. Zudem gingen 209 Patientenbestandsbücher und -hefte, das Krankenhauptbuch und Ambulanzkarten an das Landesarchiv.
Dohle: „Respekt vor den Opfern“
„Die Arbeiten beschäftigten sich mit der Frage, wie ein psychiatrisches Krankenhaus im Schatten der Verbrechen der NS-Euthanasie funktionierte“, erläuterte Archivdirektor Dohle weiter. „Die Auflistung der Euthanasie-Opfer war ein besonderes Anliegen, da es hier in der einschlägigen Literatur unterschiedliche Angaben gibt. Es ist ein Akt des Respekts vor den Opfern, dass alle genannt und damit vor dem Vergessen bewahrt werden", so Dohle.
Ähnlich formuliert es GRÜNE Klubobfrau Kimbie Humer-Vogl : „Diese Auseinandersetzung mit den Verbrechen der NS-Zeit in Salzburg halte ich für immens wichtig. Die Historiker und Historikerinnen haben den ermordeten Menschen mit ihrem Bericht ein Stück weit ihre Stimme zurückgegeben. Wir müssen die Erinnerung an diese Zeit wachhalten.“