Winterreifen auf Rollbrett werden von Mann durch Werkstatt geschoben
APA/dpa-Zentralbild/Arno Burgi
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Verkehr

Winterreifen „zehn bis zwölf Prozent“ teurer

Winterreifen sind heuer „im Schnitt zwischen zehn und zwölf Prozent“ teurer. Das sagt Michael Peschek-Tomasi, Branchensprecher des Autoreifenhandels in Salzburg. Grund sei die Coronavirus-Pandemie. Bei Reifen für Kleintransporter gibt es Lieferengpässe.

Mit 1. November beginnt wieder die situative Winterreifenpflicht in Österreich. Wer heuer neue Reifen braucht, der muss allerdings tiefer in die Tasche greifen. Denn weil die Rohstoffpreise seit Beginn der Coronavirus-Pandemie stark gestiegen sind, werden auch die Reifen teurer – im Durchschnitt zwischen zehn und zwölf Prozent, so Peschek-Tomasi.

Klein-Lkw-Reifen: Höhere Nachfrage, weniger produziert

Zusätzlich führt unter anderem die Pandemie zu einem Lieferengpass bei den sogenannten C-Reifen: „Das sind die Reifen für Leicht-Lkws, Transporter oder auch für diverse Familienvans ab acht oder neun Sitzplätzen“, sagt der Autoreifenhandels-Branchensprecher. „Hier kommt es zu Engpässen, weil diese Reifen einen höheren Stahlanteil haben. Stahl ist ja seit der Coronavirus-Wirtschaftskrise exorbitant im Wert gestiegen. Deswegen wurden etwas weniger Reifen am Weltmarkt produziert.“

Dazu komme noch, dass wegen der anstehenden NoVA-Erhöhung in Österreich heuer besonders viele Kleintransporter und andere sogenannten Fiskal-Lkw gekauft wurden: „Wir haben hier einen höheren Bedarf, obwohl weniger solcher Reifen am Markt verfügbar sind.“

Pkw-Reifen in ausreichender Menge vorhanden

Für normale Pkw seien hingegen ausreichend Winterreifen vorrätig, betont Peschek-Tomasi: „Wir haben sehr viele Reifen für den österreichischen Markt eingelagert. Wir können nicht jedem Kunden garantieren, dass er die Marke bekommt, die er gerne hätte. Wir können aber für jeden Pkw garantieren, dass wir Reifen in der richtigen Qualitätsstufe haben, so wie der Kunde sie wünscht.“

Mit Abstrichen müssten Kunden dann rechnen, wenn sie „ganz gezielt ein gewisses Produkt haben wollen – und Sie kommen beispielsweise mit der Erwartungshaltung, diesen Testsieger auf Schnee und Eis oder auf Regenfahrbahn zu kaufen. Da kann es passieren, dass der Kunde einen Kompromiss eingehen muss.“ Bei den Winterreifen komme es zu Lieferzeiten von „vielleicht maximal einer Woche – je nach Schneelage“, so Peschek-Tomasi. Nur wer sich direkt von den Reifenwerken in Asien die Winterreifen bestelle, der müsse mit Lieferzeiten „um die sechs Wochen“ rechnen.

Automechaniker trägt Felgen für den Reifenwechsel, am Boden liegen Winterreifen verteilt
APA/HELMUT FOHRINGER
Zurzeit läuft die Reifenwechsel-Saison – denn ab 1. November gilt wieder die situative Winterreifenpflicht in Österreich

Händler: Internetbestellung nicht immer billiger

Wer mit Reifenbestellung im Internet Geld sparen will, der könne damit aber auch Pech haben, betont der Vertreter des Salzburger Autoreifenhandels: „Hier fließen bei uns mitunter auch Tränen, weil für 500 oder 600 Euro Reifen eingekauft werden, die dann im Load- oder Speed-Index nicht zum Fahrzeug passen und der Internethändler die Reklamationen nur in einer Sprache zulässt, die nicht Deutsch ist. Die Kunden bleiben dann auf dem Produkt sitzen und kaufen erst bei uns das richtige Produkt. Da gilt dann der Spruch: ‚Wer billig kauft, kauft doppelt.‘“

Denn Qualität habe ihre Vorteile, so Peschek-Tomasi: „Was sie in Österreich mit ruhigem Gewissen erwerben können – da liegen zwischen dem besten und dem schlechtesten Produkt vielleicht 13 Meter Bremsweg-Unterschied bei einer Vollbremsung mit 100 km/h. Das entspricht ungefähr der Länge eines Lkw-Sattelzuges. Wer gut beraten beim Einkauf entscheidet, kauft die bessere Qualität – natürlich abhängig von der Reifengröße bei dem jeweiligen Fahrzeug – bei einem Preisunterschied von vielleicht 100 Euro.“

Reifen-Weltproduktion durch CoV weiter eingeschränkt

Die CoV-Pandemie behindert nach wie vor weltweit die Reifenproduktion – vor allem in einigen der weltgrößten Reifenwerke in Japan, sagt der Händlersprecher: „Man muss sich vorstellen, dass in so einem Reifenwerk in vier Schichten gearbeitet wird. Das heißt: An 24 Stunden, sieben Tage die Woche wird unentwegt produziert. Seit Corona ist es so, dass zwischen den Schichten desinfiziert wird. Das eine Personal muss vom Betriebsgelände gehen, bevor das andere hereingelassen wird. Dadurch gehen sich nur drei Schichten aus. Das führt dann zu einer massiven Reduktion der Produktionsmenge.“

Dieser allgemeinde Rückgang bei der Reifenherstellung „gleicht sich ein wenig dadurch aus, dass derzeit auch weniger Neufahrzeuge hergestellt werden. Es gleicht aber nicht den gesamten Fehlbestand aus.“ Das treffe weltweit „auf alle Produzenten zu, die sich Gedanken gemacht haben, wie sie ihr Personal durch Coronavirus-Schutzmaßnahmen schützen.“