Bewohner im Seniorenheim
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Soziales

Gemeinden: Bis zu Drittel der Altersheim-Betten leer

Der Pflegekräftemangel macht die Lage für viele Gemeinden immer dramatischer: So steht zum Beispiel im Seniorenheim der Stadtgemeinde Oberndorf (Flachgau) fast ein Drittel aller Betten leer, weil das Personal fehlt. Jetzt soll es einen Pflegegipfel geben.

In dem Seniorenwohnhaus musste ein ganzes Stockwerk gesperrt werden, weil das Personal fehlt. Der Oberndorfer Bürgermeister Georg Djundja (SPÖ) sieht das starre Gemeindebediensteten-Gehaltsschema als Nachteil. Damit sei es schwierig, das Personal zu halten.

Die Stadtgemeinde Oberndorf ist mit diesem Problem aber nicht alleine: Jeder Träger sucht Pflegepersonal, die Lage spitzt sich zu. Wenn das Personal nach dem Gemeindebediensteten-Schema angestellt ist, dann sei der Arbeitgeber strikt an das Gesetz gebunden und könne nicht einfach Zulagen erhöhen. Das sagt der Geschäftsführer des Salzburger Gemeindeverbandes, Martin Huber.

Auch private Betreiber haben zu kämpfen

Aber auch private Träger von sozialen Diensten klagen über die Abwanderung von Pflegerinnen und Pflegern. Sie seien aus finanziellen Gründen gar nicht in der Lage, Pflegerinnen und Pflegern hohe Zulagen zu bezahlen. Denn alle würden aus dem selben Topf schöpfen, ist von den privaten Trägern zu hören. Viele Gemeinden lagerten ihre Seniorenhäuser mittlerweile an Private aus und gaben die Verantwortung damit ab.

Ein Ende des Ringens um das dringend benötigte Pflegepersonal ist nicht in Sicht. Der größte Konkurrent um Pflegekräfte seien die Salzburger Landeskliniken. Dort könne der Landtag über das Gehaltsschema für Landesbedienstete Zulagen beschließen – und das sei ein großer Vorteil bei der Personalsuche, heißt es von den privaten Trägern der Seniorenheime und der mobilen Dienste.

Neuerliche Pflegeplattform Thema in Landesregierung

Landessozialreferent Heinrich Schellhorn (Grüne) hatte deshalb vorletzte Woche angekündigt, wieder die landesweite Pflegeplattform mit allen beteiligten Institutionen am Tisch einzuberufen. Die Wiedereinrichtung der Plattform soll am Donnerstag in der Landesregierung beschlossen werden.

Bereits am Montag habe es ein erstes Gespräch zwischen Schellhorn und Trägerorganisationen wie Caritas oder dem Hilfswerk gegegen, heißt es aus dem Büro des Sozialreferenten. Termine mit dem Gemeindeverband oder der Stadt Salzburg sollen folgen.

Lange Wartezeiten auch bei mobilen Pflegediensten

Denn nicht nur in den Heimen, sondern auch bei den mobilen Pflegedienst ist der Personalmangel deutlich spürbar. Gerade im Zentralraum Salzburg müssen pflegebedürftige Senioren, die eine Hauskrankenpflege brauchen, mit langen Wartezeiten rechnen, bis sie die entsprechenden Betreuung zu Hause bekommen – mehr dazu in Viel zu wenig Pflegekräfte für Senioren.

Auch die Stadt Salzburg hat mit massiven Personalproblemen in Seniorenheimen zu kämpfen: Anfang Oktober waren hier 83 Betten geschlossen, weil Pflegekräfte fehlten. Im Kampf gegen den Personalmangel versucht die Stadt eine kreative Lösung. So stehen für Pflegekräfte, die in die Landeshauptstadt kommen, mittlerweile auch kleine Gratis-Dienstwohnungen zur Verfügung – mehr dazu in Stadt lockt Pflegerinnen mit Gratiswohnung.

Gewerkschaft: Jede zweite Pflegekraft will aufhören

Unterdessen drohe eine Kündigungswelle von Pflegekräften, warnt die Gewerkschaft in Wien: Die Coronavirus-Pandemie habe die ohnehin schon angespannte Lage noch verschärft. Laut einer aktuellen Umfrage will jede zweite Pflegekraft aufhören – mehr dazu in Kündigungswelle bei Pflegekräften droht (wien.ORF.at; 19.10.2021).