Konzentrationslager Auschwitz
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Wissenschaft

Salzburger beleuchtet Österreichs Rolle in Auschwitz

Seit Anfang Oktober erinnert eine neue Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz in Polen an die Rolle Österreichs in dem Mordapparat – sowohl der Opfer als auch der Täter. Einer der beiden wissenschaftlichen Leiter der Schau ist der Salzburger Historiker Albert Lichtblau.

„Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Eröffnung der Ausstellung Anfang Oktober in Auschwitz. Denn es gibt viele Verbindungen aus Österreich in das NS-Vernichtungslager – so zum Beispiel auch aus dem Haus Bärengässchen 6 in Salzburg-Mülln.

„Man brachte Fünfjährige nur hin, um sie zu ermorden“

In diesem Haus war einst ein Kinderheim. Im Straßenpflaster vor der Tür erinnern drei Stolpersteine an von den Nazis ermordete Kinder. Eines von ihnen war die am 29. April 1939 geborene Ida Petermann. Über sie wird auch in der neuen Auschwitz-Austellung erzählt – das Schicksal eines „Zigeunerkinds“ in der NS-Diktion: „Das Mädchen – noch nicht einmal fünf Jahre alt – wurde von einer Jugendfürsorgerin im Jänner 1944 von hier nach Auschwitz gebracht“, schildert Historiker Lichtblau. „Sie starb im selben Monat. Man brachte sie nur hin, damit sie ermordet wird.“

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Österreich Ausstellung in der KZ Gedenkstätte Auschwitz
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Die Österreich-Ausstellung in Auschwitz wurde Anfang Oktober eröffnet
Gebäude Bärengässchen 6 in Salzburg Mülln
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Auch ein fünfjähriges Mädchen aus einem ehemaligen Kinderheim in Salzburg-Mülln wurde in dem KZ Auschwitz ermordet
Schreiben an die Kriminalpolizei Salzburg über Fahrtkostenersatz für die Überstellung von Ida Petermann nach Auschwitz
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Eine Reisekostenrechnung erzählt mehr über ihr Schicksal
Historiker Albert Lichtblau
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Der Salzburger Historiker Albert Lichtblau ist einer der beiden wissenschaftlichen Leiter der Österreich-Schau in Auschwitz
Holzbaracken mit Besuchern in der KZ Gedenkstätte Auschwitz
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Die Schau in der KZ-Gedenkstätte ist seit Anfang Oktober geöffnet

Ida Petermanns Schicksal ist belegt durch einen Antrag auf Fahrtkostenersatz der Jugendfürsorgerin: „Das ist eines von vielen Dokumenten, wie banal diese Mordgeschichten im Nationalsozialismus waren und wie furchtbar – Kinder einfach umgebracht.“ Das Dokument – gerichtet an die Staatliche Kriminalpolizei Salzburg – ist nur eines von vielen in der neuen Österreich-Ausstellung in Auschwitz.

Ähnliche Ausstellung in Österreich bisher nicht realisiert

Es sei ein jahrelanger, zum Teil auch kräftezehrender Prozess gewesen, in dem diese Ausstellung Form und Inhalt bekam. An die 20.000 Menschen aus Österreich wurden in Auschwitz von den Nazis ermordet. In der Schau sind Opfer und Täter dokumentiert, betont Albert Lichtblau: „Wenn Österreich eine Ausstellung in Auschwitz-Birkenau macht – was Deutschland bis jetzt übrigens nicht darf – dann müssen wir – und das war auch in der Ausschreibung gefordert – über die Täterinnen und Täter sprechen. Und Österreich war eigentlich sehr, sehr wichtig für den Aufbau der beiden Lager – denn ganz wichtige Personen waren in der Zentralbauleitung.“

Lichtblau bemüht sich, eine Schau wie die neue Ausstellung in Auschwitz – mit einer Dokumentation der österreichischen Rolle am Mordregime der Nazis – auch in Österreich zu schaffen. Das war bislang vergeblich. Aber es wäre wichtig, ist der Historiker überzeugt: „Was es unbedingt geben soll, ist Achtsamkeit gegenüber allen Entwicklungen. Und die sind in Europa gerade ein bisschen besorgniserregend. Es kann noch schlimmer werden. Deshalb muss man dem Einhalt gebieten, dass Menschen ausgegrenzt werden.“

Salzburger Historiker gestaltete Auschwitz-Ausstellung mit

Erste Reaktionen auf Schau in Auschwitz positiv

Die ersten Reaktionen auf die österreichische Ausstellung in Auschwitz waren übrigens äußerst positiv – sowohl von den Verantwortlichen der Gedenkstätte in Polen als auch von ersten Besuchern. Darunter war auch eine Schulklasse aus Salzburg.