Einen Reisepass oder ein anderes offizielles Dokumente so fälschen, dass sich zwei verschiedene Personen ein und dasselbe Dokument teilen können. Das ist mit der digitalen Fotomanipulation möglich. Mit öffentlich verfügbarer Morphing-Software lassen sich mittlerweile recht einfach zwei verschiedene Passbilder von halbwegs ähnlichen Menschen vermischen – das Resultat ist dann selbst von geschulten Grenzbeamten und herkömmlicher Bilderkennungssoftware kaum als Fälschung zu entlarven. Das zeigten Untersuchungen erstmals vor sieben Jahren.
„Das Gefahrenpotenzial ist, dass ein Verbrecher, der gesucht wird, sich jemanden sucht, der ihm in gewisser Weise ähnlich sieht – sozusagen der Komplize“, sagte Andreas Uhl, Computerwissenschaftler an der Universität Salzburg. „Aber dieser Komplize ist unbescholten. Dann wird das Bild gemischt. Und der Verbrecher kann diesen Pass nehmen, kann damit die Grenzkontrollen passieren – und wird als der erkannt, der im Pass ist. Und der, der sich den Pass ausstellen hat lassen, ist ja unbescholten.“ Auf diese Weise gefälschte Pässe seien auch schon in Österreich aufgetaucht, sagte Uhl.
Salzburger Forscher setzen auf Analyse des Bildrauschens
Deshalb wird seit Jahren weltweit an Verfahren geforscht, um solche gemischten bzw. gemorphten Bilder zu erkennen. Die Salzburger Computerwissenschaft spezialisierte sich dabei auf die PRNU-Technik, die aus den Digitalfotos das Bildrauschen im Hintergrund herausholt und damit erkennt, ob das Bild mit einer Digitalkamera gemacht worden ist oder ob es im Computer erzeugt wurde, sagte Uhl. Die Photo-Response Non-Uniformity (PRNU) sei „ein Fingerabdruck von einem Sensor einer digitalen Kamera. Wenn man diese analysiert, kann man ganz eindeutige Parameter herausrechnen, die normale Porträtbilder und gemorphte Porträtbilder unterscheiden.“
Forschungsarbeit: Digital vermischte Passbilder erkennen
Die PRNU als Fälschungserkennung habe entscheidende Vorteile gegenüber Techniken, bei denen künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt wird, sagte der Computerwissenschaftler: „Die KI-Verfahren müssen das System trainieren, dass sie erkennen: Was ist gemorpht, was ist nicht gemorpht? Dazu brauchen sie Tausende Bilder von möglicherweise Hunderten verschiedenen Morphing-Verfahren. Dabei bleibt aber das Problem, dass sie das Verfahren, das sie nicht kennen, auch nicht trainieren können. Und das ist der Vorteil von so einem Verfahren, wie wir das entwickelt haben, dass man da keine Trainingsdaten braucht.“
Technik auch in anderen Gebieten im Einsatz
Doch das ist nicht das einzige Anwendungsgebiet der PRNU-Technik der Salzburger Forscher: So lassen sich damit auch Deepfake-Videos, bei denen digital Gesichter ausgetauscht wurden, erkennen. Und auch bei Kinderpornoermittlungen in Schweden sei das Verfahren schon eingesetzt worden, sagte Uhl – da wollten die Ermittler herausfinden, mit wie viel verschiedenen Kameras die Aufnahmen gemacht worden waren.
Die Forschungsarbeit auf dem Gebiet ist noch lang nicht zu Ende: Als nächster Schritt soll zusammen mit französischen Forschern ein System entwickelt werden, „wo man solche Porträtbilder sicher uploaden kann – zum Beispiel zu einem Passamt – und wo das in einem Onlinesystem überprüft wird, ob das gemorpht ist.“ Der Antrag für dieses Forschungsprojekt läuft gerade – er soll jetzt im Herbst entschieden werden.