ABD0042_20211013 – SALZBURG – …STERREICH: Im Salzburger Landesgericht beginnt am Mittwoch, 13. Oktober 2021, der Prozess „Achtmal auf Unternehmer in Zell am See gefeuert: 32-JŠhriger wegen Mordversuchs angeklagt“. Im Bild der Angeklagte vor Prozessbeginn. – FOTO: APA/BARBARA GINDL
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Gericht

20 Jahre Haft für versuchten Mord

20 Jahre Haft lautet das Urteil für einen Niederländer im Prozess wegen Mordversuchs. Der Mann hatte vor einem Jahr in Zell am See (Pinzgau) mehrere Schüsse auf einen Wiener abgefeuert. Das Urteil ist nicht rechtskräftig

Der am Mittwoch in Salzburg begonnene Prozess gegen einen Niederländer wegen Mordversuchs wurde am Donnerstag mit Zeugenbefragungen fortgesetzt. Laut dem Sachverständigen für Neuro-Psychiatrie ist der Verdächtige geistig abnorm, aber zurechnungsfähig: Bei dem 32-Jährigen, der am 8. Juli 2020 in Zell am See im Streit acht Schüsse auf einen 40-jährigen Wiener abgefeuert haben soll, würden die Voraussetzungen für eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme, zurechnungsfähige Rechtsbrecher vorliegen.

Die Geschworenen haben am Freitag die Frage nach einem versuchten Mord einstimmig bejaht und damit im Sinne der Anklage entschieden. Das Gericht sprach dem Opfer, das trotz schwerster Verletzungen überlebt hatte, ein Teilschmerzensgeld in Höhe von 66.000 Euro zu. Opferanwalt Stefan Rieder hatte 70.000 Euro gefordert.

Streit eskalierte wegen unterlassener Autofahrt

Laut dem Beschuldigten kam es zu einem Streit mit dem Wiener, weil ihn dieser entgegen seiner Zusage doch nicht nach Bayern fahren wollte, um einen Freund abzuholen. Der 40-Jährige habe die Pistole, die er dem Wiener um 850 Euro zum Kauf angeboten habe, zuerst auf ihn gerichtet, sagte der Angeklagte. Er habe sie aber wegschlagen können und dann auf den Wiener geschossen – um ihn zu verletzen, nicht aber zu töten.

Der Vorfall ereignete sich in der Nacht auf den 8. Juli. Die beiden Männer waren gemeinsam im Auto des Wieners unterwegs, offenbar um einen Freund des Niederländers in Flintsbach am Inn in Bayern abzuholen. Nach etwa 200 Meter Fahrt sollen die beiden in Streit geraten sein. Laut Anklage stieg der Niederländer aus, ging bis zum Fahrbahnrand und feuerte von dort mindestens sieben Schüsse auf den Wiener ab, der weiterhin hinter dem Lenkrad saß. Nach wenigen Metern Fahrt fiel das Opfer aus dem Wagen und blieb am Gehsteig liegen.

Mordversuch-Urteil Zell am See: 20 Jahre Haft

20 Jahre Haft lautet das Urteil für einen Niederländer im Prozess wegen Mordversuchs. Der Mann hatte vor einem Jahr in Zell am See (Pinzgau) mehrere Schüsse auf einen Wiener abgefeuert. Das Urteil ist nicht rechtskräftig

Angeklagter 18 mal verurteilt

Der Schütze ließ den Verletzten zurück und lud in seiner nur wenige 100 Meter entfernten Mietwohnung die Faustfeuerwaffe nach. Dann kam er zum Tatort zurück, hievte den 40-Jährigen in den Kofferraum des Wagens und gab mindestens einen weiteren Schuss auf ihn ab – was er aber im Prozess bestritt. Anschließend fuhr er rund acht Kilometer in einen Wald, stieß den Mann über eine steile Böschung hinunter und ließ ihn im unwegsamen Gelände liegen.

Der Angeklagte, ein Schlosser und Tätowierer, wurde in seiner Heimat bisher 18 mal verurteilt, davon fünfmal wegen Gewaltdelikten. Zuletzt wurde er im April 2020 aus der Haft entlassen. Ende Juni mietete er sich ein Appartement in Zell am See, um dort ein neues Leben zu beginnen und als Tätowierer zu arbeiten, wie er schilderte.