Das Problem gebe es immer öfter auch in Landgemeinden, sagt die Gewerkschafterin Petra Berger-Ratley: „Wir wissen von unseren Personalvertretern, dass es fast überall diese Probleme gibt. Die Situation in der Pflege ist nicht fünf vor zwölf, sondern zehn nach zwölf.“
Alle voll am Limit
Auch den mobilen Pflegediensten sei die Lage nicht viel besser, sagen Fachleute. Wenn alte Menschen professionelle Betreuung zu Hause brauchen und sich neu anmelden wollen, dann müssen sie warten.
So sehe es in weiten Teilen des Landes aus, erzählt Hermann Hagleitner, Geschäftsführer des Hilfswerkes Salzburg: „Im Zentralraum Salzburg hat man nur noch eine Chance, wenn ein anderer Kunde unsere Hilfe nicht mehr braucht. Bei der Betreuung zusätzlicher Personen tun wir uns sehr schwer. In den Bezirken tun wir uns teilweise etwas besser. Aber man kann sagen, dass die Kapazitäten erschöpft sind.“
„Familien massiv unter Druck“
Der Bedarf in der Betreuung steige ständig, weil es generell immer mehr Senioren gebe, beobachtet auch das Diakoniewerk. Der Personalmangel setze die Familien von Pflegebedürftigen unter Druck, schildert Michael König, Geschäftsführer des Diakoniewerkes in Salzburg: „Die Menschen rufen bei allem mobilen Diensten an – zum Teil mehrfach. Und sie hoffen, dass sie dann irgendwann einmal eine Möglichkeit zur Hauskrankenpflege bekommen. Die pflegenden Angehörigen müssen derzeit vieles übernehmen. Aber das ist nur eine begrenzte Möglichkeit.“
CoV-Krise hat Lage noch verschärft
Den Personalmangel gebe es schon länger. Die CoV-Krise habe die Lage aber noch einmal verschärft, so Hilfswerk-Manager Hagleitner: „Das Pflegepersonal war sehr belastet – auch mit Überstunden.“
Es müsse deshalb dringend etwas geschehen, um mehr Pflegekräfte zu bekommen. Da seien sich alle Beteiligten einig, betont Diakonie-Sprecher König: „Seit vielen Jahren wird eine Pflegereform auf Bundesebene angekündigt. Die müsste endlich umgesetzt werden. Auf Landesebene müsste die Pflegeplattform wiederbelebt werden.“
Ohne große Anstrengungen werde die Krise in der Altenbetreuung immer nur noch größer, so der Tenor in der Fachwelt.