Die Garnitur der Pinzgaubahn war seitlich meterhoch von Geröll blockiert.
Zwei Schwerlastkräne einer Salzburger Spezialfirma hoben am frühen Dienstagmorgen den ersten Wagen heraus. Dann wurde er auf einen Spezialtransporter aus Deutschland verladen. Der gehört der Betreibergersellschaft der Pressnitztalbahn im Erzgebirge – an der Südgrenze des Bundeslandes Sachsen zur Tschechischen Republik. Der riesige Lkw hat Schienen auf der Ladefläche montiert, um Loks, Triebwagen oder Waggons verschiedener Spurweiten aufnehmen zu können.
Lkw aus dem Erzgebirge
Thomas Oberkalmsteiner von der Pinzgaubahn schildert den Einsatz in Wald: „Normalerweise laden wir die Fahrzeuge mit mobilen Rampen auf oder ab. Dieser Lkw ist in Deutschland speziell für diese Aufgaben gebaut worden. Dieses Mal brauchten wir aber zwei Schwerlastkräne, weil wir die Methode mit der Rampe hier wegen des vielen Gerölls nicht anwenden konnten.“
Einsatz lange vorbereitet
Bei drei Lkw-Einzelfahrten wurden die Schienenfahrzeuge dann nach Zell am See gefahren – eine langwierige Angelegenheit über den Tag verteilt, zum Teil bei Staus in den Ortszentren an der Strecke.
In der Zeller Hauptbasis der Pinzgaubahn begutachten nun Experten die Garnitur, um die Reparaturen vorzubereiten, wie Dienststellenleiter Walter Stramitzer erzählt: „Es gibt eine Vorlaufzeit von drei bis vier Wochen. Man braucht Routengenehmigungen für den Straßentransport. Man braucht die Kräne, und man muss den Platz vorbereiten, damit er befestigt ist. Erst dann kann man diese Lasten heben. Die Triebwagen wiegen leer je 29 Tonnen.“
Bis der Transport auf der Straße überhaupt geplant werden konnte, mussten noch Geröll beim Bahnhof beseitigt, der Boden befestigt und die Fahrzeuge gereinigt werden. 123 Jahre lang war der Bahnhof von Muren und Hochwasser verschont geblieben.
Spezialist aus Sachsen: „Schon etwas Besonderes“
Ein derartiger Anblick war auch für den erfahrenen Fahrer des Spezialtransporters aus dem Südosten Deutschlands neu. Thomas Schinkel sagt, 2002 habe es auch in Sachsen starke Hochwasser gegeben: „Da haben wir auch Schienenfahrzeuge geborgen. Auch bei uns waren Brücken weg. Aber mit dieser Lage hier war es nicht zu vergleichen. Es gab keine solchen Massen von Geröll. Hier im Pinzgau ist das schon etwas Besonderes.“
Bahn wird wieder aufgebaut
Ingenieure berechnen mittlerweile, ob sich ein neuer Trassenverlauf der Pinzgaubahn an der Salzach lohnen würde. Der Wiederaufbau steht außer Frage. Man sehe die derzeitige Situation auch als Chance für Verbesserungen – auch um die geplante Elektrifizierung oder Verlängerung bis nach Krimml voranzutreiben, sagt Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP).
Dienststellenleiter Walter Stramitzer ist überzeugt, dass die Schutzdämme gegen Hochwasser angepasst werden müssten: „63 Prozent unserer Strecke führend direkt auf der Dammkrone des Hochwasserschutzes.“ Im kommenden Jahr soll der Wiederaufbau starten. Und die Bahn soll etappenweise wieder in den westlichen Oberpinzgau fahren können.