In Salzburg ist über Jahrzehnte der Bodenverbrauch vor allem durch den Tourismus stark angestiegen – durch viele Hotelprojekte, Chalet-Dörfer und Zweitwohnsitze.
Damit überhaupt gebaut werden kann, brauche es die Widmungen durch Gemeinden, sagt Ausstellungsgestalterin Karoline Mayer vom Architekturzentrum Wien: „Wir sind für uns zu dem Schluss gekommen, dass die Flächenwidmung nicht auf Gemeindeebenen stattfinden sollte. Diese Ansicht teilen sehr viele Fachleute und auch Bürgermeister.“
Lokale Zuständigkeit als Motor für Spekulation?
Für den hohen Flächenverbrauch sorge auch der anhaltende Trend zum Einfamilienhaus. Jede Stunde würden in Österreich 2,6 neue Gebäude entstehen – zwei Drittel davon seien Einfamilienhäuser, sagt Franz Seidl, Vizepräsident der Salzburger Ziviltechnikerkammer: „Wir haben in Salzburg auch Gemeinden, die für ein Einfamilienhaus drei Parkplätze vor. Das tun sie dann auch für Wohnungen. Das ist unsäglich und sollte künftig nicht mehr gemacht werden.“
Gleichzeitig zu viel und zu wenig Bauland
Ein großes Problem sei bereits gewidmetes Bauland, das für Spekulationen gehortet, aber nicht bebaut werde. Daraus ergebe sich das so genannte „Baulandparadoxon“. Es gebe dann gleichzeitig zu viel und zu wenig Bauland, so die Expertin Mayer: „In gut gelegenen und zentrumsnahen Gegenden bleibt viel Bauland leer. Und die Gemeinden müssen dann für junge Familien weit draußen wieder Bauland widmen. Die Zufahrtsstraßen bringen dann wieder mehr Bodenverbrauch.“
Expertin schlägt Zertifikat-System vor
Daneben zeige die Ausstellung auch Rezepte gegen den Flächenverbrauch, sagt Mayer. Sie schlägt ein Modell mit Zertifikaten vor, bei dem beschränkte Bodenflächen zwischen Akteuren gehandelt werden können. Pro Gemeinde solle es eine begrenzte Anzahl von Zertifikaten geben: „Wer mehr Boden verbrauchen will, muss mit einer anderen Gemeinde handeln oder durch Renaturierung als Ausgleich wieder mehr Boden verfügbar machen.“
Wer sich intensiver mit dem Thema befassen will, kann die Ausstellung „Boden für alle“ noch bis Ende Oktober in der Salzburger Ziviltechnikerkammer besuchen – Bayerhamerstraße 14, 5020 Salzburg. Diese ist auch für Oberösterreichs Ziviltechniker zuständig.