Ärztin zieht Corona-Impfstoff auf
APA/BARBARA GINDL
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Politik

Impfen an Schulen: Gemeinschaften gespalten

802 Mädchen und Burschen von Salzburger Schulen sowie elf Lehrer haben sich bis Donnerstag für CoV-Impfungen im Impfbus des Landes angemeldet. Der soll ab kommendem Montag direkt zu Schulen kommen. Politik und Behörden sprechen von sinnvollem Angebot. Eltern- und Schülervertreter fühlen sich vereinnahmt und unter Druck gesetzt.

Die Anmeldefrist läuft noch bis Freitag. Ende letzter Woche ist bei allen Eltern, die schulpflichtige Kinder über zwölf haben, ein Brief angekommen – mit der Information zur CoV-Sonderimpfaktion ab 20. September. Die Salzburger Bildungsdirektion sieht die Impfung als "wichtigen Baustein für sicheren Schulbetrieb“ und stellt auch Erleichterungen für Geimpfte in Aussicht.

„Eltern und Schüler empfinden das als Druck“

Elternvertreter empfinden diesen Aufruf als Affront, wie Helmuth Schütz schildert, der Obmann des Landeselternverbandes für AHS und BHS: „Impfen ist Privatsache. Und jeder Impfwillige wird mit seinen Kindern selbst diesen Weg gehen. Eltern empfinden das als Druck, der da aufgebaut wird im Rahmen der Schulgemeinschaft. Wir haben jetzt immer wieder Rückmeldungen, dass in den Klassen abgefragt wird nach dem Motto: Hände hoch, wer ist von euch schon geimpft?“

Sendungshinweis
„Mittagszeit“ am Freitag, 17.9. 2021 von 13.00 bis 14.00 Uhr in Radio Salzburg.

Bildungslandesrätin weist Kritik zurück

Schule muss laut Gesetz grundsätzlich ein werbungs- und politikfreier Raum sein. Wird nun über die Hintertür ein Druck gemacht? Die CoV-Impfung sei ein medizinisches Thema und kein politisches, sagt Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP): „Wir haben durch verschiedene Recherchen festgestellt, dass es Bevölkerungsgruppen gibt, wo diese Anmeldung eine Hürde ist. Das können sprachliche oder technische Barrieren sein. Wir wollen den Menschen helfen, möglichst unkompliziert geimpft zu werden.“

Schulsprecher zwischen den Fronten?

Für Kinder ab zwölf sind die CoV-Impfstoffe von Moderna und Biontech-Pfizer zugelassen. Ab 14 können die Jugendlichen selbst entscheiden. Sind da Konflikte mit dem Elternhaus vorprogrammiert? AHS-Landesschulsprecher Stijn Maas sagt, es gebe Gruppen, die das Angebot mit dem Impfbus super finden: „Die nehmen das gerne an. Und es gibt Gruppen, die das eher als Druck sehen. Ich teile meine Welt nicht in Geimpfte und Ungeimpfte ein.“ Er wolle alle Schüler vertreten: „Vollkommen gleichgültig, was ihr Impfstatus ist“, so Maas.

Impfwillige noch nachnominieren

Schüler zwischen dem zwölften und 14. Lebensjahr benötigen, wenn sie sich impfen lassen wollen, die Unterschrift der Eltern.

Bis Freitag können Schulen noch Impfwillige nachnominieren. Wo und wann der Impfbus dann eingesetzt wird, das soll dann ebenfalls am Freitag fixiert werden.

Kinder- und Jugendanwaltschaft bestätigt „Impfdruck“

Einen Impfdruck bestätigt nur wenige Tage nach dem Schulstart auch die Kinder- und Jugendanwaltschaft. Viele Schüler seien frustriert, demotiviert und verzweifelt. Es gebe bereits erschütternde Berichte von Kindern die Druck seitens der Lehrer ausgesetzt waren, sagt die Salzburger Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt: „Konkret wird Jugendlichen gedroht, wenn sie sich nicht Impfen lassen, dann würde das einen Einfluss auf eine schlechtere Note haben. Das sind Einzelfälle, die Schule ist ja noch nicht so lange in Betrieb. Aber diese Fälle sind jetzt schon bei uns aufgeschlagen.“

Auch Angststörungen, Schlaf- und Essstörungen sowie Depressionen hätten zugenommen. Deshalb appelliert die Kinder- und Jugendanwaltschaft an alle Beteilligten den Druck an den Schulen möglichst herauszunehmen.