Wie die „Salzburger Nachrichten“ am Donnerstag berichteten, soll es zudem nur in vier Fällen Zusatztafeln mit Erläuterungen zu Leben, Werk und politischer NS-Verstrickung der jeweiligen Person am Straßennamenschild geben. Die Kritik folgte postwendend: Der Stadtchef ignoriere damit einen Beschluss, dem er selbst zugestimmt habe, argumentiert die SPÖ.
13 Belastete, nur vier Ergänzungstafeln
Das Vorgehen Preuners und der Volkspartei wird von FPÖ, NEOS und der Einpersonenliste SALZ gedeckt. Gemeinsam vereinen die Parteien 22 der 40 Stimmen im Gemeinderat der Stadt auf sich. Nach drei Jahren Arbeit war Anfang Juni der 1.100 Seiten umfassende Abschlussbericht eines Historikerfachbeirats präsentiert worden.
Die Kommission hat die Rollen von 66 „braunen“ Straßennamenspaten penibel aufgearbeitet, dokumentiert und nach umfangreichen Diskussionen in drei Klassen eingeteilt – je nachdem, wie stark diese Leute mit dem NS-Regime verstrickt waren.
Bei 13 Personen („Kategorie 3“) waren die Verbindungen zu den Nationalsozialisten so gravierend, dass „Diskussions- und Handlungsbedarf“ für die politischen Entscheidungsträger bestehe, befand der Beirat. Geklärt werden solle, ob mit einer Erläuterungstafel, dem ausführlichen Eintrag im digitalen Stadtplan und der biografischen Darstellung auf der NS-Homepage der Stadt das Auslangen gefunden wird oder eine Umbenennung in Erwägung gezogen werden soll.
Preuner von Anfang an gegen Änderungen
Zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem brisanten und nicht nur für Opfer des Nationalsozialsmus schmerzhaften Thema kam es aber nicht. Preuner machte von Anfang an klar, keine Straßen umbenennen zu wollen. Er beauftragte vielmehr den Geschichtswissenschaftler Robert Kriechbaumer – dieser war nicht Teil der neunköpfigen Historikerkommission – damit, über den Sommer eine Empfehlung abzugeben.
Diese dreiseitige Stellungnahme liegt nun vor. Darin zieht der emeritierte Universitätsprofessor eine Umbenennung oder zumindest eine Anbringung von Zusatztafeln bei vier Personen in Erwägung: Kuno Brandauer, Heinrich Damisch, Gustav Resatz und Josef Thorak. „Kriechbaumer hat unter anderem beurteilt, ob die Personen nach 1945 ihren Irrtum oder ihre Verführung eingesehen haben oder dem nationalsozialistischen Gedankengut verhaftet geblieben sind“, sagte Preuner gegenüber der APA.

Scharfe Kritik an Kriechbaumer von der Uni
Historiker Kriechbaumer empfahl auch, bei den übrigen Schildern der Straßennamen QR-Codes zur Information auf der entsprechenden Website der Stadt Salzburg und den dort gegebenen ausführlichen Erläuterungen anzubringen. Zugleich griff er in seiner Stellungnahme potenzieller Kritik an seiner Entscheidung vor: Nachgeborene Historiker würden sich auf ein schwieriges und gefährliches Terrain begeben, da sie Gefahr laufen, die simultane Rolle des Wissenschaftlers und des Richters zu übernehmen.
Kriechbaumer war zuletzt von Zeithistorikern der Universität Salzburg scharf kritisiert worden, weil er etwa die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in einem Interview eine lähmende „Diktatur des Betroffenheitskults“ nannte.
Bürgermeister für vier Zusatztafeln
Zur APA sagte Bürgermeister Preuner am Donnerstag, dass er weiterhin keine Umbenennungen in Erwägung ziehe. „Ich halte nichts davon, Namen aus der Geschichte zu streichen. Das Wissen, dass es in dieser Zeit auch Personen gegeben hat, die das Regime massiv befürwortet haben und sich auch später nicht geläutert gezeigt haben, ist für nachfolgende Generationen wichtig.“ Er halte darum die Anbringung der vier Zusatztafeln für sinnvoll.
Wird Fachbeirat ignoriert?
Der Historikerfachbeirat hat übrigens die Anbringung von Erläuterungstafeln klar auch für Straßennamen mit Paten der weniger belasteten „Kategorie 2“ empfohlen, die 29 Personen umfasst. Dazu habe es bereits einmal einen Beschluss gegeben, ärgerte sich etwa Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ).
„Damals wurde auch mit der Stimme von Preuner beschlossen, dass die Stadt schon ab Kategorie 2 Erläuterungstafeln bei Straßen anbringen will. Jetzt haben wir noch höher belastete Straßen und bringen keine an? Das ist fast peinlich.“
Preuner: „Beschluss von damals ist mir egal“
Preuner sagte dazu lediglich, der Beschluss von damals sei ihm egal. Dieser könne natürlich revidiert werden, wenn sich dafür Mehrheiten finden. Der entsprechende Amtsbericht zu den Straßennamen – er fällt in die Ressortzuständigkeit von Auinger – soll nun bis Herbst erstellt werden. Der Vizebürgermeister betonte, zumindest für die 13 schweren Fälle eine Zusatztafel einfordern zu wollen. Nachtrag: „Der Bürgermeister wird dann aber wohl einen Gegenantrag stellen.“
Auinger betonte, dass es aufgrund der Beschlusslage von damals übrigens bei zwei der 13 hochbelasteten Straßen bereits eine Zusatztafel gebe. Auch weit über 100 andere Straßen – darunter auch viele vom Fachbeirat als „braun“ identifizierte – hätten schon Erklärtafeln bekommen. „Es stellt sich die Frage, ob wir diese wieder abmontieren müssen, wenn der Antrag wie erwartet kommt.“
Unter den 13 stark belasteten Namenspaten finden sich auch sehr prominente Namen: etwa der des Dirigenten Herbert von Karajan, des Automobilkonstrukteurs Ferdinand Porsche und des Gründers des Salzburger Adventsingens, Tobias Reiser.