Wirtschaft

Wohnbau-Sanierung: Manager wollen mehr Förderungen

Österreichs Politik müsse die Sanierung und den Bau von förderungswürdigen Wohnungen besser als bisher finanziell unterstützen. Das fordert der Salzburger Wohnbau-Manager Christian Struber, der auch Sprecher der ARGE Eigenheim ist. Österreichs Bauträger tagen nun bis 10. September am Wolfgangsee.

Steigende Baukosten und Grundstückspreise bereiten den gemeinnützigen Wohnbauträgern neue Probleme, für die Lösungen gefunden werden müssten: „Die Wohnbauförderung für die Modernisierung von bestehenden Wohnanlagen könnte großzügiger ausfallen, während für Neubauten, die auf Grünland entstehen, eine wesentlich geringere bis gar keine Summe ausbezahlt werden sollte“, sagt Christian Struber, Bundesobmann der ARGE Eigenheim. Er ist auch Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau.

Für Diskussionen in der Branche sorgen hoher Verbrauch von Grund und Boden sowie Grünland, die CO2-Reduktion und der Mobilitätswandel. „Wir sind es gewohnt, Problemen mit kreativen Lösungen entgegenzutreten. Allerdings werden wir mit Herausforderungen derzeit geradezu bombardiert. Doch wir lassen uns davon sicher nicht entmutigen“, erklärt der Salzburger Wohnbau-Manager Struber, der auch Aufsichtsrat des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) ist.

Mehr als 200 Bauträger tagen am Wolfgangsee

Mittwoch gab es dazu ein Auftakt-Pressegespräch in Salzburg anlässlich der „26. St. Wolfganger Tage“, die von 8. bis 10. September am Wolfgangsee stattfinden. Dort treffen sich mehr als 200 Vertreter gemeinnütziger Bauträger aus ganz Österreich, um sich aus erster Hand über aktuelle Themen im sozialen Wohnbau zu informieren.

Struber hält es notwendiger denn je, den Einsatz der Mittel aus der Wohnbauförderung neu zu überdenken. Wenn die Wohnbauförderung für die Modernisierung von bestehenden Wohnanlagen großzügiger ausfalle, habe das drei Vorteile: kein zusätzlicher Verbrauch von Grünland, eine CO2-Reduktion durch klimaschonende Energiesysteme im Rahmen umfassender energetischer Wohnanlagensanierungen bei gleichzeitiger Modernisierung der Bestandsbauten.

Vielerlei neue Anforderungen beim Komfort

Es soll laut Struber über Photovoltaikanlagen künftig mehr Eigenstrom erzeugt werden, E-Ladestationen in den Garagen und bei Abstellplätzen im Freien installiert, ein Breitbandanschluss für Smart Homes und Homeoffices hergestellt und die Wohnanlagen familien- und altengerecht barrierefrei gestaltet werden.

Die steigenden Baukosten seien eine besorgniserregende Entwicklung mit unerwünschten Folgen, warnte Herwig Pernsteiner, Obmann-Stellvertreter des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen. Der Index für Wohnhaus- und Siedlungsbau der Statistik Austria, der die Preissteigerungen ausdrückt, wies in den letzten Monaten einen hohen Wert aus. In den vergangenen 20 Jahren sei der Index im Durchschnitt um 1,5 Prozent gestiegen, heuer werde ein Anstieg auf 20 Prozent erwartet.

Immer höhere Einkaufspreise

Diese Preissteigerungen, die den Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten geschuldet sind, werden sich laut Pernsteiner in ein bis zwei Jahren auf die Verkaufs- und Mietpreise am Wohnungssektor in derselben Höhe auswirken. „Muss teuer gebaut werden, beeinflusst das in der Folge natürlich auch die Verwertungspreise. Keine rosigen Aussichten“, konstatierte Pernsteiner. Er erwartet sich eine Preisabfederung durch die gewünschte Vorsteuerberichtigung bei Mietkaufobjekten auf zehn Jahre.

Eine Antwort auf Grundstücksknappheit sei das Wohnen im Wohnhochhaus, sagte Michael Pech, Aufsichtsratsvorsitzender des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen. Um Bodenversiegelung und Landschaftsverbrauch zu reduzieren, seien Ansätze für Siedlungsentwicklung ohne zusätzlichen Bodenverbrauch erforderlich.

Laut Bundesumweltamt liege die versiegelte Fläche in Österreich bei durchschnittlich 268 Quadratmeter pro Einwohner (58 Quadratmeter in Wien bis 510 im Burgenland). Flächensparendes Bauen und eine Verdichtung im existierenden Siedlungsbereich seien notwendig, um die bestehende Infrastruktur besser zu nutzen und unverbautes Land zu schützen. Wien sei die am stärksten wachsende Stadt Mittel- und Osteuropas. Nach aktuellen Prognosen werden bis 2027 zwei Millionen Menschen in der Stadt leben. Die demografische Entwicklung zeige eine rasche Zunahme an Singlehaushalten, deren Anteil aktuell bei 45 Prozent liegt. Dieses Bevölkerungswachstum, die Veränderung der Haushaltsgrößen und die geänderten Arbeitsmarktstrukturen benötigten ein entsprechendes Wohnungsangebot.

„Das Wohnhochhaus ist eine von mehreren Antworten auf die Liegenschaftsknappheit in den Ballungszentren und ist als vertikales Stadtquartier zu verstehen“, sagte Pech. Durch den Bau von Hochhäusern könne ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität einer Stadt sowie der gerade in der Corona-Pandemie wichtige Grün-und Freiraum erhalten werden. Als Zielgruppe für diese Wohnform ortete Pech vor allem junge Paare, Singles und ältere Personen.