Mädchen beim Lernen und Schreiben
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Politik

Heimunterricht: Expertin gegen Gesetzlosigkeit

Weil immer mehr Eltern wegen der CoV-Politik ihre Kinder von den Schulen abmelden, sei eine Gesetzesänderung zum Thema Heimunterricht dringend nötig. Das fordert Andrea Holz-Dahrenstaedt, Salzburger Kinder- und Jugendanwältin. Ähnlich sieht das Bildungslandesrätin Gutschi (ÖVP). Viele Eltern würden den Heimunterricht unterschätzen.

Das Thema Heimunterricht und seine Qualität sei vom Gesetzgeber bisher überhaupt nicht geregelt. Wer seine Kinder zu Hause unterrichten will, bräuchte nicht einmal einen eigenen Schulabschluss, kritisiert die Expertin: „Der häusliche Unterricht unterliegt keiner Beschränkung. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Jeder kann Kinder unterrichten. Das ist ein Hohn für die ganze Pädagogik, wenn man das überhaupt nicht an Fähigkeiten und Kompetenzen knüpft.“

Mehr Monitoring für zu Hause unterrichtete Kinder

Generell fordern die Kinder und Jugendanwaltschaften in Österreich, dass der Lernfortschritt von Kindern, die zu Hause unterrichtet werden, nicht nur einmal im Jahr überprüft wird. Schulabmeldungen sollten außerdem automatisch an die Kinder- und Jugendhilfe gemeldet werden. Diese sollte dann regelmäßig die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder beurteilen.

In Salzburg hat sich die Zahl der Schulabmeldungen im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht. Bisher gibt es laut aktuellen Zahlen mehr als 380 Abmeldungen.

Bildungslandesrätin: „Schule als Sozialraum wichtig“

Mit großer Sorge beobachtet Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) die Entwicklung. Die Schule sei nicht nur eine Bildungseinrichtung. Sie sei vor allem auch ein Ort des Miteinanders und für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von entscheidender Bedeutung. Zudem würden viele Eltern die Anforderungen unterschätzen, wenn sie ihren Nachwuchs selbst unterrichten, so Gutschi.

Mathematik, Geschichte oder Physik zu unterrichten, das sei keine 0815-Angelegenheit, sagt die Politikerin: „Die Eltern machen sich hier falsche Vorstellungen. Viele haben den Distanzunterricht im letzten Schuljahr im Kopf, wo ja die Lehrinhalte trotzdem von der Schule vorbereitet wurden.“

Auch Gutschi für neues Gesetz

Laut Gesetz gilt in Österreich keine Schul- sondern nur eine Unterrichtspflicht. Und dieses Gesetz sei veraltet, müsse dringend angepasst werden, so Gutschi. So müsse es künftig unbedingt verpflichtende Elterngespräche geben. Damit soll geklärt werden, ob jemand tatsächlich in der Lage ist, selbst zu unterrichten.

Außerdem müsse man genau beobachten, wo, wann, wie viele Kinder vom regulären Unterricht abgemeldet werden: „Wenn der häusliche Unterricht dazu benutzt wird, dann gibt es die Sorge, dass illegale Privatschulen aufgezogen werden. Das werden wir uns ganz genau anschauen.“

Was tut sich dazu in Wien?

Aus dem Bildungsministerium in Wien heißt es dazu, es werde bereits an einer Verschärfung der Regeln für den Heimunterricht gearbeitet. Wie die aussehen sollen, steht noch nicht fest. Sicher ist, dass bundesweit nun mehr als 5.600 Kinder nicht in ihre Klassen zurückkehren, sondern zu Hause die Schulbank drücken werden.