Afghanische Mitbürger in Salzburg sorgen sich um Angehörige.
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Politik

Afghanen in Salzburg fürchten um Angehörige

Für viele Afghanische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die seit Jahren in Salzburg leben, sind die Vorgänge in ihrer früheren Heimat unbeschreiblich. Auch in der Politik äußert sich der Unmut öffentlich – wenn auch nicht bei allen Parteien.

Naim Mohseni ist 24 Jahre alt, arbeitet als Kellner und lebt seit 2016 in Salzburg, quasi unter der Obhut von Pfarrer Alois Dürlinger, dem Flüchtlingsbeauftragten der Erzdiözese Salzburg. Für Naim sind die Bilder aus Afghanistan extrem schlimm. Von der Familie seiner Verlobten, die in der Nähe von Kabul wohnt, bekommen sie alles hautnah mit, erzählt Naim Mohseni: „Meine Schwiegermutter hat die ganze Woche nur geweint, was in Kabul und in Afghanistan passiert. Es ist nicht so einfach.“

Afghanische Mitbürger in Salzburg sorgen sich um Angehörige.
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Pfarrer Alois Dürlinger kümmert sich um den 24-jährigen Kellner Naim Mohseni.

„Die Taliban sind extrem gefährlich“

Tamim Solimani, ein Freund von Naim, wohnt und arbeitet ebenfalls in Salzburg. Die Familie des Elektrikers versucht so wie tausende andere auf dem Luftweg das Land zu verlassen. „Sie leben mit Angst. Es ist ganz, ganz gefährlich nach draußen zu gehen, zum Beispiel zum Einkaufen. Und die Taliban sind extrem gefährlich, vor allem für Frauen, kleine Kinder und Leute, die für die Regierung gearbeitet haben.“

Seit sieben Jahren kümmert sich Pfarrer Alois Dürlinger um afghanische Flüchtlinge. Für ihn ist die Krise in Afghanistan vorhersehbar gewesen: „Wenn wir jetzt Bilder sehen im Fernsehen, die Leitung sei dieses Mal moderater und lässt gewähren. Das ist laut meinen Informationen Lug und Trug.“

JUSOS protestieren vor der ÖVP-Parteizentrale

In der Stadt Salzburg hielt eine überschaubare Gruppe der „Jusos Salzburg“ (Junge SozialistInnen) am Freitagvormittag eine Protestkundgebung vor der ÖVP-Parteizentrale ab. Rund zehn junge Sozialistinnen und Sozialisten hielten Plakate und Transparente in die Höhe, um auf Menschenrechte und Ungleichheit aufmerksam zu machen.

Die JUSOS Salzburg demonstrieren für die Menschenrechte vor der ÖVP-Zentrale.
Bernhard Schmiderer

Laut Peter Auer, dem Vorsitzenden der Jusos Salzburg, wolle die Organisation auf die missliche Lage der Menschen in Afghanistan aufmerksam machen. Er kritisierte die Bundesregierung, und dabei insbesondere Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), der die europäischen Menschenrechte missachten würde. „An den Menschenrechten führt kein Weg vorbei, die sind unteilbar, unverhandelbar und Teil der Verfassung. Die sind das wichtigste, was es an Gesetzwerk in diesem Land gibt“, sagte Peter Auer während der Kundgebung.

Bundespartei fährt anderen Kurs als „Jusos Salzburg“

Die SPÖ ist auf Bundesebene aber anderer Meinung als die Jugendorganisation. SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner könne sich nicht vorstellen, Menschen, die in Not in Afghanistan sind, nach Österreich zu holen. Peter Auer rechtfertigte diesen Kurs: „Wir sind eine Jugendorganisation und sind nicht direkt der Partei unterstellt. Wir lassen uns von der Partei direkt nichts sagen. Wir halten uns an unsere Werte und an unsere Vorstellungen von Gerechtigkeit.“

Auf ORF-Anfrage wollte der Landesparteiobmann der ÖVP, Wolfgang Mayer, zu diesem Thema keine Stellungnahme abgeben.

Demonstration für Menschenrechte in Afghanistan.