Die ÖBB untersuchten das Vorkommen des geschützten Grubenlaufkäfers in dem Projektgebiet bei Köstendorf am Wallersee. Dabei fanden die Biologen nicht nur Vorkommen des Käfers im gesamten relevanten Gebiet, sondern auch die geschützten Vogelarten Schwarz- und Rotmilan. Das zeigt das Ergebnis der Kartierung, die die ÖBB am Dienstag vorstellten.
Vorkommen des Grubenlaufkäfers seien zudem im gesamten Flachgau gefunden worden, sagte ÖBB-Projektleiter Christian Höss: „Wir haben den Käfer in den letzten Jahren bei Lebendfallen nicht entsprechend finden können. Das ist wohl dem feuchten Wetter des heurigen Jahres geschuldet.“
Was passiert mit Aushubmaterial?
Klar ist, dass die Ergebnisse die Baupläne der ÖBB auf den Kopf stellen. Für die Gemeinde Köstendorf und die Projektgegner ist das ein Teilerfolg, sagte der Köstendorfer Bürgermeister Wolfgang Wagner (ÖVP). Auch Thomas Neff von der IG Bahntunnel in Köstendorf betonte: „Wenn man sich an die Gesetze hält, dann dürfte diese Deponie auf keinen Fall kommen.“
Nun könnte es gut sein, dass es keine Deponie für den Tunnelaushub auf Salzburger Boden gibt und damit erscheint auch der von Gemeinde und Bürgerinitiative oft geforderte Abtransport des Aushubmaterials per Bahn als eine Option. Für die ÖBB könnten so Mehrkosten im dreistelligen Millionenbereich entstehen. „Man muss sich das jetzt alles genau anschauen. Das ist jetzt alles neu zu bewerten“, sagte Bürgermeister Wagner.
Landesrat: „Alternativer Standort für Deponie“
Für Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) ist der bisherige Standort für die geplante Aushubdeponie im Köstendorfer Ortsteil Karlsreith – direkt neben der geplanten Tunnelbaustelle – nicht zu halten: „Darum ist es umso wichtiger, dass es jetzt in der Frage der Deponierung des Aushubs zu einem alternativen Standort kommt“, betonte Schnöll in einer Aussendung am Dienstag.
ÖBB: „Werden uns Bauablauf noch einmal anschauen“
„Wir werden jetzt den ganzen Bauablauf, die gesamten Baulogistik, die Materialdisposition noch einmal genauer anschauen“, sagte dazu ÖBB-Projektleiter Höss.
Die ausgewählte Trasse für die Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke sei davon nicht betroffen – „die steht nach der Trassenentscheidung im Jahr 2013“, betonte Höss. „Daraus ableitend werden wir unsere Schlüsse ziehen. Es kann auch in die Richtung gehen, dass wir uns die Bahnverführung (des Aushubs – Anm.) näher anschauen.“ Weil die Verkehrskapazitäten auf der Weststrecke bereits heute beschränkt seien, müsste ein Großteil der Schienentransporte aber in der Nacht abgewickelt werden.
Aushub-Abstransport in der Nacht? Sorge wegen Lärms
Doch auch die Bahnabfuhr des Tunnelaushubs müsse „verträglich“ sein, forderte Helmut Nocker von der Köstendorfer Bürgerinitiative Verträglicher Bahntunnel: „Es kann nicht sein, dass am Tag gearbeitet wird und in der ganzen Nacht dann die Verschubarbeiten passieren. Da werden sechs Züge weg- oder hergefahren. Das geht die ganze Nacht durch. Da muss man sich überlegen, wie man diesen Lärm in den Griff bekommt – das ist unsere nächste Zielsetzung.“
Zeitplan soll halten: Baubeginn 2027, Fertigstellung 2040
Der Zeitplan mit einem Baubeginn 2027 sollte halten, ergänzte Höss. Da parallel zu der Suche nach einer Lösung für den Tunnelaushub die vertiefte Planung beginnt, sei der bisher angestrebte Zeitplan mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2040 aus heutiger Sicht ungefährdet.
Der viergleisige Ausbau der stark befahrenen ÖBB-Weststrecke zwischen Köstendorf und Salzburg schafft größere Kapazitäten für mehr Züge. Das ist die Voraussetzung für ein besseres Angebot sowohl im nationalen und intenationalen Personenfern- und Güterverkehr als auch für einen leistungsfähigeren Schienen-Nahverkehr im Flachgau. Die Länge der geplanten Neubaustrecke beträgt 21,3 km, davon verlaufen 16,5 km im Tunnel zwischen Köstendorf und Salzburg-Kasern bzw. Hallwang.