Petra Juhasz bei Interview mit ORF-Mikrofon
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Coronavirus

Impfpflicht: Sanitätsdirektorin zurückhaltend

Zur Debatte um eine Coronavirus-Impfpflicht zeigt sich Salzburgs Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz zurückhaltend: Sie sieht zwar bei manchen Berufsgruppen eine „moralische Verpflichtung“, sich impfen zu lassen. Eine rechtliche Pflicht fordert sie aber nicht.

Eine mögliche Impfpflicht wäre eine historische Entscheidung. Zuletzt wurde 1939 eine Pocken-Impfpflicht eingeführt – und erst nach über 40 Jahren wieder abgeschafft, weil die Krankheit ab 1980 weltweit ausgerottet war.

Doch beim Coronavirus sei die Ausrottung selbst mit einer Impfpflicht nur schwer vorstellbar, sagte Juhasz am Dienstag im „Salzburg heute“-Interview: „Ich glaube nicht, dass man das bei dieser Viruserkrankung schaffen würde – ganz abgesehen davon, dass ich bei der Impfpflicht Personen habe, die zum Beispiel aus medizinischen Gründen keinen Impfstoff erhalten können. Das heißt: Man kann das sowieso nicht lückenlos durchsetzen. Und ich glaube auch nicht – so wie sich das mit den Varianten entwickelt –, dass das möglich wäre.“

Impfpflicht: Sanitätsdirektorin zurückhaltend

Petra Juhasz im Interview mit Reinhard Grabher

„Moralische“, aber keine rechtliche Verpflichtung

Über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wird in den letzten Wochen öfter diskutiert – zum Beispiel bei Lehrern oder auch Pflege- und Gesundheitsberufen. Zuletzt konnte sich Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) eine solche Impfpflicht für Neueinsteiger in den Pflegeberufen gut vorstellen.

Juhasz zeigte sich hier zurückhaltender: „Mir wär’s grundsätzlich immer lieber, wenn die Personen, die sich impfen lassen, das aus Überzeugung machen, weil sie sich gut informiert fühlen und für sich die Entscheidung getroffen haben. Ich bin aber sehr wohl der Meinung, dass bei manchen Berufsgruppen das eine moralische Verpflichtung ist, dass man sich gegen gewisse Erkrankungen, die man auch weitergeben kann, impfen lässt.“ Eine Impfpflicht für diese Berufe forderte sie aber nicht: „Ich glaube, dass es immer schlecht ist, dass man jemanden zu Maßnahmen zwingt, die doch natürlich invasiv sind. Ich glaube, die Aufklärung, die Information und die bewusste Entscheidung für das Impfen wäre mir natürlich lieber.“

Durchimpfungen wären wichtig

Möglichst viele Impfungen sind für die Sanitätsdirektorin absolut notwendig: „Natürlich erhofft man sich eine gewisse Durchimpfungsrate, weil man dann davor ausgeht, dass das Virus nicht mehr so ungehemmt zirkulieren kann und wir die Pandemie besser in den Griff bekommen. Wir setzen halt jetzt viel auf Aufklärung, auf Werbung. Es werden wirklich sehr niederschwellige Impfangebote gemacht. Damit erhofft man sich, ausreichend viele Personen zu erreichen.“

Keine große Hoffnung auf hohe Impfrate bis in den Herbst

Allerdings ist bei Juhasz „die Hoffnung im Moment nicht sehr groß“, dass im Land Salzburg bis Oktober eine Durchimpfungsrate um die 80 Prozent erreicht wird. "Ich sehe einfach, dass trotz der guten Angebote, die es gibt, das nicht so großartig wahrgenommen wird. Ich hoffe, dass die Bevölkerung doch erkennt, dass das einfach notwendig ist, dass wir alle zusammenhelfen.

„Es geht bei der Impfung schon auch um den individuellen Schutz – alle Impfungen, die wir in Österreich zugelassen haben, wirken gut gegen den schweren Krankheitsverlauf –, das wäre die Einzelperson das Wichtigste. Aber natürlich brauchen’s wir auch als Gesellschaft, dass wir wirklich schauen, dass genug Leute geimpft sind.“ Für Juhasz „hat jeder einzelne eine gewisse Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen.“