Dutzende Häuser wurden im Landkreis Berchtesgadener Land von Muren getroffen und beschädigt, neun sind derzeit nach wie vor nicht bewohnbar. Hochwasser und Murenabgänge hatten am Wochenende manche Orte rund um Watzmann und Königssee regelrecht verwüstet. Einsatzkräfte mussten mehr als 160 Menschen aus ihren Häusern in Sicherheit bringen. Auch drei Tage nach den heftigen Unwettern im Berchtesgadener Talkessel zeigt sich ein Bild der Verwüstung. Unterdessen ist im Landkreis Berchtesgadener Land der Katastrophenfall aufgehoben worden.
Hof von vier Muren getroffen – „Wir sind nur mehr gelaufen, was geht“
In Bischofswiesen wurde ein Hof von insgesamt vier Muren getroffen, die Bewohner hatten Samstagabend noch versucht, zu retten was nicht mehr zu retten war, schildert Forstwirtin Monika Färbinger. „Wir sind noch zum Wasserfall hinaufgelaufen, um zu schauen, ob wir mit dem Traktor noch einen Wall ziehen können, um das Wasser von unserem Haus fernhalten zu können. Aber in dem Moment hat es die Steinbrücke hinter uns vom Wasserfall herausgesprengt, das war wie eine Explosion. Die Steine sind 50 Meter weit geflogen, wir sind nur mehr gelaufen, was geht.“
Wie durch ein Wunder wurden der Stall und das Wohnhaus von gröberen Schäden bewahrt. Wegen der massiven Schäden bleibt bei den Bewohnern jetzt neben den finanziellen Sorgen auch das Bangen um die eigene Sicherheit. „Wenn der nächste Starkregen kommt, wissen wir einfach nicht, was dann noch passiert“, sagt Bäuerin Barbara Angerer aus Bischofswiesen.
Berchtesgadener Talkessel: Schwerstes Schadensgebiet in Bayern
Noch größer als in Salzburg fallen die Unwetterschäden im Berchtesgadener Talkessel im benachbarten Bayern aus. Die bayerische Landesregierung hat deshalb ein Soforthilfepaket von 50 Millionen Euro bereitgestellt. Schwer beschädigt wurden in Bayern vor allem Straßen und Schienen.
Ramsauer Ache beschädigte Straße und Stützmauer
Schwer beschädigt wurden auch zahlreiche Straßen – die Ramsauer Ache riss eine Stützmauer samt einem Stück der Deutschen Alpenstraße weg. Hangrutschungen legten Teile der B20 frei und Unterspülungen rissen hier an mehreren Stellen auch Löcher. „Wir sind froh, dass wir keine Personenschäden zu verzeichnen haben, wir haben ‚nur‘ massive Schäden an der Infrastruktur und an den Häusern. An der Bahnstrecke haben wir mit den unterspülten Gleisen natürlich eines unserer Hauptprobleme“, sagt der Bürgermeister von Bischofswiesen, Thomas Weber (CSU).
Zugverbindung Berchtesgaden – Bad Reichenhall voraussichtlich bis Herbst gesperrt
Wegen zahlreicher schwerer Schäden an mehreren Stellen der Bahnverbindung zwischen Berchtesgaden und Bad Reichenhall wird die Strecke wohl bis in den Herbst hinein gesperrt bleiben. In Schönau am Königssee mussten knapp 50 Häuser einer Siedlung wegen der Gefahr von Muren bis Montag evakuiert werden. Zur Sicherung werden in dem Bereich provisorische Auffangbecken errichtet, ein Bestehendes soll vergrößert werden.