In Mittersill spitzte sich die Hochwassersituation Sonntagabend erneut zu – die Salzach führt nach neuerlich starkem Regen wieder mehr Wasser und auch die Pegelstände der Rückhaltebecken sind wieder angestiegen. Die Bezirkshauptmannschaft Zell am See sprach daraufhin Zivilschutzalarm aus – die Bevölkerung wird aufgefordert, in den oberen Stockwerken ihrer Häuser zu bleiben, Tiefgaragen und Keller nicht zu betreten und sich auch von den Dämmen der Fließgewässer fernzuhalten.
Im ganzen Bundesland entlang der Salzach und ihrer Zuflüsse gab es seit Samstag zahlreiche Einsatzschwerpunkte – so ist beispielsweise der Obersulzbach bei Neukirchen komplett voll, in Mittersill (beide Pinzgau) gilt nach wie vor Alarmstufe zwei.
Nun auch Zivilschutzalarm in Mittersill
Nachdem Sonntagabend in Mittersill (Pinzgau) erneut die Salzach und auch der Pegel im Rückhaltebecken angestiegen sind, wurde für die Gemeinde Zivilschutzalarm ausgelöst. Bereits seit Samstagabend kämpfen landesweit 2.500 Einsatzkräfte gegen die Wassermassen nach dem Starkregen.
Mittersill: 50-jähriges Hochwasser
Die Hydrologen des Landes haben das Hochwasser mittlerweile eingestuft. Sie sprechen von einem alle zehn Jahre wiederkehrenden Hochwasser in der Stadt Salzburg. Die Wasserstände in Mittersill sind hingegen weit außergewöhnlicher – Hier handelt es sich um ein 50-jähriges Hochwasser. In Bramberg (Pinzgau) ist am Sonntag die Salzach stark über die Ufer getreten und hat weite Teile überflutet.
Pegelstände stabilisieren sich seit Nachmittag
Seit Nachlassen der intensiven Niederschläge stabilisierten sich die Pegelstände an der Salzach im Oberlauf zwischen Wald und Bruck (Pinzgau) und steigen derzeit nicht mehr weiter – in Mittersill aber drehte sich die Lage am frühen Abend erneut und die Salzach führte gefährlich viel Wasser.
Im Mittel- und Unterlauf zwischen Golling und Oberndorf (Tennengau bis Flachgau) sinken die Pegelstände seit Mittag, weiter flussabwärts steigen die Wasserstände noch leicht an. Auch die Saalach zeigte um 16.00 Uhr von Weißbach bei Lofer (Pinzgau) bis Siezenheim (Flachgau) eine durchgehend rückläufige Tendenz.
Stadt Salzburg verschont geblieben
Sonntagfrüh ist in der Landeshauptstadt zwar noch Alarmstufe eins und zwei ausgerufen worden, am Nachmittag ist der Pegel der Salzburg aber wieder gesunken. ORF-Redakteur Gerald Gundl im Gespräch mit ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Trinkwasser in Kuchl verunreinigt
In Kuchl (Tennengau) wurde das Trinkwasser wegen des Hochwassers Sonntagfrüh verunreinigt. Die Bewohner in Kuchl können das Trinkwasser seit Sonntagfrüh nicht wie gewohnt trinken – die Behörden empfehlen, das Wasser mindestens drei Minuten lang abzukochen.
„Es sind Bäche übergelaufen und in weiterer Folge Schmutzwasser ins Quellschutzgebiet eingedrungen“, sagt Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP). Derzeit wird der Hochbehälter mit dem verunreinigten Trinkwasser abgelassen. „Es ist genügend verfügbar, sodass der Behälter nach der Reinigung wieder rasch gefüllt werden kann. Wir hoffen, dass morgen die Versorgung wieder wie gewohnt funktioniert“, sagt Freylinger.
Mayburger-Kai: Wasserpegel von 7,67 Metern
Der Salzburger Bezirksverwaltungschef Michael Haybäck prognostizierte Samstagabend noch, dass die Salzach am Sonntag in den frühen Morgenstunden die Warngrenze mit einem Pegelstand von 4,8 Metern an der Messstelle Nonntaler Brücke überschreiten werde – Tatsächlich führte die Salzach am Sonntag gegen 08.00 Uhr Früh aber deutlich mehr Wasser – Der Pegelstand betrug 6,55 Meter, beim Mayburger-Kai sogar 7,67 Meter und damit wurde in der Früh Alarmstufe eins und zwei ausgelöst.
6,50 Meter Pegelstand in der Salzburger Altstadt
Bilder von der reißenden Salzach am Sonntag
Stadt: Salzach sinkt am Nachmittag deutlich
In den Nachmittagsstunden sank der Pegel der Salzach an allen Messstellen, die Alarmgrenze erreicht der Fluss damit am Sonntag seit 16.00 Uhr nicht mehr. Ein vollständiges Abklingen der Regenfälle ist erst für den späten Abend und in der Nacht auf Montag zu erwarten.
1.000 Einsätze – 2.500 Feuerwehrleute gefordert
Landesweit rückten die Feuerwehren seit Samstag zu knapp 1.000 Einsätzen aus – Schwerpunkte waren der Tennengau, Pinzgau und Flachgau. Die starken Regenfälle am Samstagnachmittag zeigten rasch erste Auswirkungen – bereits am Samstag ab 15.00 Uhr stiegen die Wasserstände mehrerer Gewässer im Bundesland deutlich an: Bei Mittersill (Pinzgau) überschritt die Salzach bereits am Nachmittag die Warngrenze. Ab 20.00 Uhr befanden sich die Feuerwehrleute der Stadtgemeinde Mittersill dann auch im Hochwasser-Einsatz.
Mittersill: Hubbrücke wurde gehoben
Der Hochwasserschutz-Alarmplan wurde abgearbeitet, nachdem der Pegelstand der Salzach gegen 21.00 Uhr im Bereich der Hubbrücke 5,33 Meter betrug. Die Hubbrücke wurde daher gehoben, damit die Salzach kontrolliert unter der gehobenen Brücke durchlaufen konnte. Eine Begehung über die Salzachbrücke war nicht mehr möglich.
Hoher Pegelstand: Hubbrücke in Mittersill wurde gehoben
In Mittersill (Pinzgau) wurde Samstagabend entschieden, die Hubbrücke zu heben, damit die Hochwasser führende Salzach kontrolliert unter der gehobenen Brücke durchlaufen kann.
Wasserfall Bad Gastein
Quelle: ORF / Gerald Lehner
Im Bereich der Golfplatzstraße und in Rettenbach in Mittersill trat die Salzach am Abend immer wieder kontrolliert in die dafür vorgesehenen Retentionsräume über. Laut Feuerwehr waren Menschen oder Gebäude zu keinem Zeitpunkt gefährdet.
Kuchl: Mure erfasst drei Häuser
Neben Bächen und Flüssen, die über die Ufer traten, meldet die Landeswarnzentrale auch Murenabgänge in Saalbach-Hinterglemm, Fusch, Dienten (alle Pinzgau), in St. Johann, Pfarrwerfen, Bischofshofen (alle Pongau), in Rußbach und Hallein (beide Tennengau). In Kuchl erfasste eine Mure drei Häuser – die Bewohner mussten ihre Häuser verlassen.

Berchtesgaden: Eine Person bei Hochwasser ertrunken
Von den schweren Regenfällen stark betroffen war vergangene Nacht auch das angrenzende Bayern. Die Einsätze konzentrierten sich vor allem auf die Gemeinden Berchtesgaden, Marktschellenberg, Bischofswiesen und Schönau am Königssee. Die Berchtesgadener Ache erreichte einen neuen Rekordpegelstand. Laut bayerischer Polizei ertrank eine Person in einem überfluteten Keller.
Bramberg: Salzach trat über die Ufer
In Bramberg (Pinzgau) trat die Salzach am Abend bereits über die Ufer. In Kuchl (Tennengau) war die Feuerwehr bereits untertags gefordert – hier mussten im Lauf des Tages mehrere Keller ausgepumpt werden.
Lofer: Campingplatz evakuiert – Notquartier für Urlauber
In Neukirchen (Pinzgau) trat die Sulzau über die Ufer – Bewohner einer kompletten Siedlung mussten deshalb in den oberen Stockwerken bleiben. Auch in Lofer mussten die Einsatzkräfte einen Campingplatz evakuieren – Zeltende wurden dort im Notquartier in der Mittelschule untergebracht. Auch in Eugendorf (Flachgau) stand die Reitbergsiedlung unter Wasser.
Stadt Salzburg: Mobiler Hochwasserschutz aufgebaut
Auch in der Stadt Salzburg gibt es nach wie vor Hochwasser-Alarm – gegen 15.00 Uhr lag die Salzach am Sonntag nur mehr an einer Messstelle über der Alarmgrenze. Bereits Samstagabend bauten Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren vorsorglich den mobilen Hochwasserschutz entlang der Salzach in der Stadt Salzburg auf – rund 50 Sperren wurden dazu aufgestellt. Im Bereich Alterbach in Salzburg-Gnigl und Gersbach in Salzburg-Parsch kam es am Abend zu lokalen Überflutungen.
Zug: Golling – Werfen und Schwarzach – Saalfelden gesperrt
Wegen der Hochwassersituation wurden die ÖBB-Streckenabschnitte Golling bis Werfen und Schwarzach-St. Veit bis Saalfelden gesperrt. Gleisanlagen stehen in diesem Bereich derzeit teilweise unter Wasser. Erst nach dem Absinken der Pegel können die Abschnitte auf Schäden überprüft werden. Die Dauer der Streckenunterbrechung können die ÖBB derzeit noch nicht abschätzen.
Pegelstände können weiter verzögert steigen
Die Behörden melden im Zusammenhang mit dem Hochwasser bislang keine Verletzten oder Vermissten. Laut Katastrophenschutz und Hydrographischer Dienst des Landes Salzburg ist erst am Sonntagabend mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.
Bis dahin appelliert das Land an die Bevölkerung:
– Unnötige Fahrten und Spaziergänge zu vermeiden
– Wasserabläufe freihalten und Kellerschächte abdecken
– die Pegelstände im Auge zu behalten