Die ÖBB-Autoschleuse über die Hohen Tauern wird seit 1920 betrieben. Sie war vor dem Bau der Tauernautobahn (Eröffnung 1980) eine äußerst wichtige, transeuropäische Verbindung – auch für den internationalen Pkw-Fernverkehr. Millionen Urlauber – besonders auch aus Deutschland – benutzten die landschaftlich prachtvolle Route seit den 1950er-Jahren für ihre Reiseziele in Italien und dem früheren Jugoslawien.
Neben Semmering zweiter Weg nach Triest
Die ÖBB-Züge durchqueren zwischen Böckstein und Mallnitz den 8,37 Kilometer langen Eisenbahntunnel zwischen Salzburg und Kärnten und überwinden dabei die Wasserscheide des Alpenhauptkammes. Die Autos der Reisenden werden dabei auf die Züge verladen. Zwischen Gastein und Oberkärnten gibt es hier keine direkte Straße über die Hohen Tauern, nur Saumpfade und alpinistische Routen. Die Fahrzeit der Überstellzüge beträgt jeweils ca. zwölf Minuten.
Wegen der CoV-Lockdowns konnte das 100-Jahr-Jubiläum im Sommer 2020 nicht gefeiert werden. So wurde das nun heuer nachgeholt. Hauptorganisatoren dieser „Historischen Tauernschleusenfahrt“ am vergangenen Wochenende waren die „Lienzer Eisenbahnfreunde“ aus Osttirol. Sie stellten den Festakt mit Unterstützung der ÖBB auf die Beine.
Vorgeschichte
Der Spatenstich für die Tauernbahn und für den Tauerntunnel in Bad Gastein erfolgte am 24. Juni 1901, in Mallnitz am 6. Juli 1901. Die Freude war sehr groß in den Gemeinden. Eine Eisenbahnstrecke versprach mehr Touristen und folglich mehr Wohlstand.
Bau
Der Bau des Tauerntunnels ging dann schnell. Mehrere tausend Arbeiter aus vielen Teilen der Habsburgermonarchie zogen mit ihren Familien nach Bad Gastein und Mallnitz. Sie lebten in so genannten „Brettldörfern“. Nach einer Weile wurden den Baracken kleine Ortschaften mit eigenem Krankenhaus und Kasino – heutige „Vororte“ der Gemeinden.
Durchschlag
Am 21. Juli 1907 erfolgt 4.50 Uhr der Durchschlag des Tauerntunnels. Die Vermesser arbeiteten damals schon extrem genau. Dadurch wichen die Höhe des Tunnels nur um 56 Millimeter, die Richtung nur um 55 Millimeter und die Länge nur um 293 Zentimeter ab. Der Bau forderte auch Todesopfer. So hatten die Familien und Gemeinden insgesamt 684 Verletzte und 55 Tote zu beklagen – darunter einige durch Lawinen.
Erster Zug
1909 war der Bau des Tunnels abgeschlossen. Schon im Februar fuhr der erste Zug über die neue Bahnstrecke, die für die eher abgeschiedenen Gemeinden Mallnitz und Bad Gastein ein Symbol großer Hoffnung war. Die Signifikanz der Tauernbahn wurde noch untermauert, als Kaiser Franz Jusef persönlich am 5. Juli 1909 die Bahnstrecke eröffnete. Bis zur Inbetriebnahme der ersten Autozüge dauerte es dann noch elf Jahre.
101 Jahre Autoschleuse Tauernbahn
Vor 101 Jahren wurden erstmals Autos durch den Eisenbahn-tunnel der Tauernbahn zwischen Salzburg und Kärnten „durchgeschleust“. Die Autoschleuse Tauernbahn ist in ihrer Form einzigartig und feiert heuer Jubiläum – Corona-bedingt ein Jahr nach dem 100er.
„Weit mehr als Nostalgie“
Auch die beiden Eisenbahnfans Walter und Clemens Hager – Vater und Sohn aus der Stadt Salzburg – fuhren mit und fotografierten.
Der Senior arbeitet im Brotberuf als leitender Fluglotse für Piloten aus vieler Herren und Frauen Länder sowie die staatliche Flugsicherheitsagentur Austro Control auf dem Salzburger Flughafen: „Wie in der Fliegerei gibt es auch im Bereich der Eisenbahnen immer weniger Veranstaltungen mit historischen Bezügen. Das ist sehr schade. Es lässt sich wohl auch damit erklären, dass sich immer weniger Menschen ehrenamtlich engagieren, um unser technisches und kulturelles Erbe zu pflegen. Natürlich dürften auch die dauernd steigenden Kosten für Private eine Rolle spielen. Umso wichtiger sind Initiativen wie die der Lienzer Eisenbahnfreunde.“
Kritik eines Veranstalters an Kontrollbehörden
Veranstalter Gerfried Moll vom Verein der Eisenbahnfreunde in Lienz hat dem ORF dazu auch eine E-Mail geschrieben:
„Der Aufwand für solche Veranstaltungen mit historischen Schienenfahrzeugen wird immer schwieriger, da die Auflagen der staatlichen Eisenbahnbehörden immer mehr werden, und der Papierkrieg nicht endend wollend ist. Gemeinsam mit innovativen Kräften bei den ÖBB haben wir aber das Unmögliche möglich gemacht. Wenn man niemanden bei den ÖBB kennt, sollte man es gleich lassen. Für jeden Privatmenschen bzw. kleinen Verein ohne Vorkenntnisse ist ein solches Projekt mittlerweile de facto unmöglich.“