Klientin im Frauenhaus
ORF.at/Birgit Hajek
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Chronik

Frauenhaus Hallein schließt, Debatte geht weiter

Ende Juni schließt nach 30 Jahren das Frauenhaus Hallein (Tennengau). Acht Plätze für Frauen und zwölf für Kinder konnte das „Haus Mirjam“ zuletzt vergeben. Nach der Neuausschreibung durch Landesrätin Andrea Klambauer (NEOS) werden von Gewalt bedrohte Frauen ab 1. Juli landesweit nach einem neuen Schutzkonzept betreut.

Das neue Konzept sehe 32 Plätze für Frauen und Kinder in sieben Schutzwohnungen und dem Frauenhaus in der Stadt Salzburg vor, dazu komme das nicht von der Ausschreibung betroffene Frauenhaus im Pinzgau mit fünf Plätzen, sagte sie am Dienstag zur APA: „Damit schaffen wir ein flächendeckendes, wohnortnahes und ausdifferenziertes Angebot. Nicht jede Frau möchte in ein Frauenhaus gehen. Für viele ist dieser Schritt eine Hürde. Für viele ist es auch wichtig, in der Nähe zur Arbeit oder zur Schule ihrer Kinder zu leben.“

Im Tennengau künftig zwei Schutzwohnungen

Für Frauen, die einem hohen Gewaltrisiko ausgesetzt oder schwer traumatisiert seien, blieben die beiden Frauenhäuser in der Stadt Salzburg und im Pinzgau: „Mit Betreuung rund um die Uhr.“ Auch im Bezirk Hallein werde es auch künftig zwei Schutzwohnungen geben.

Kritik der bisherigen Betreiber in Hallein

Die neue Lösung sorgte Dienstag wieder für Kritik vom „Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser“ (AÖF).

„Mit der Schließung fällt ein wichtiger Teil der sozialen Landschaft einer ganzen Region komplett weg“, teilte AÖF-Geschäftsführerin Maria Rösslhumer am Dienstag in einer Aussendung mit. Mehr als tausend Frauen mit rund 900 Kindern hätten in den vergangenen Jahrzehnten im „Haus Mirjam“ Schutz gesucht und Betreuung erhalten. Die Landesrätin würde dieses Modell „mutwillig zerstören“, so die Kritikerin wörtlich.

Zwar werde das Frauenhaus in der Stadt Salzburg von neuen Trägern weitergeführt: „Es wird aber an zwei Organisationen übergeben, die keine Expertise im Gewalt- und Opferschutz haben.“ Rösslhumer erklärt, dass mit einem „noch nirgends erprobten Konzept“ ein „fragwürdiges Experiment auf Kosten der gewaltbetroffenen Frauen und Kinder“ gestartet werde. Auch der AÖF habe sich im Zuge der Neuausschreibung beworben, sei aber „ohne nachvollziehbare Begründung“ nicht zum Zug gekommen.

Landesrätin weist Kritik zurück

Die Frauen- und Familienlandesrätin Andrea Klambauer will diese Kritik nicht auf sich sitzen lassen: „Wir brauchen kein eigenes Frauenhaus in Hallein, nicht einmal eine halbe Stunde von der Stadt Salzburg entfernt. Dafür schaffen wir neue Angebote im Flachgau, Pongau, und Lungau, wo es bisher keine Unterkünfte gab.“

Sie habe auch volles Vertrauen in die beiden neuen Träger, die „Viele GmbH“ und „Jugend am Werk“, die sich in der ARGE Schutzunterkünfte zusammengetan haben: „Der beste Anbieter hat den Zuschlag bekommen. Es hat eine unabhängige Expertenkommission entschieden“, so Klambauer.