Helfer auf Boot vor der Falkensteinwand am Wolfgangsee
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Chronik

Warnung vor Sprüngen von Falkensteinwand

Einen Tag nach dem tödlichen Klippenspringer-Unfall bei St. Gilgen am Wolfgangsee (Flachgau) ist die Betroffenheit groß. Die Gefährlichkeit der spektakulären Falkensteinwand am See sei schon öfter unterschätzt worden, sagen Wasserretter und Mediziner.

Ein 25 Jahre alter Mann aus der Stadt Salzburg konnte am Sonntag nach einem 40-Meter-Sprung von der Falkensteinwand nur noch tot aus dem See geborgen werden – er lag in 60 Metern Tiefe.

„Jede Einsatzkraft macht sich ihre Gedanken“

Die Helfer der Feuerwehr und der Wasserrettung beschäftigte der Unfall auch nach Ende der Bergung noch stark, schildert der St. Gilgener Wasserrettungs-Einsatzleiter Michael Pacher: „Wir haben den Einsatz natürlich dementsprechend nachbesprochen – nicht nur die Einsatztaktik an sich, sondern auch das Menschliche dabei. Natürlich macht sich jede Einsatzkraft, die am Sonntag da beteiligt war, ihre Gedanken: Was ist da passiert? Warum ist das passiert?“

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Helfer auf Boot vor der Falkensteinwand am Wolfgangsee
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Helfer von Wasserrettung und Feuerwehr waren am Sonntag auf dem See im Einsatz
Helfer auf Boot vor der Falkensteinwand am Wolfgangsee, im Wasser ein Taucher
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Nach dem Hilfeinsatz habe sich „jeder seine Gedanken gemacht“
Falkensteinwand am Wolfgangsee aus der Luft gesehen – mit markierter Absprungstelle
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Die Absprungstelle in etwa 40 Metern Höhe an der Falkensteinwand
Falkensteinwand am Wolfgangsee von einem Boot aus gesehen
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Durch den harten Aufprall könne es schwere innere Verletzungen geben, sagt ein Sportmediziner

Jährlich kommt es an der Falkensteinwand zu Klippenspringer-Unfällen. Alleine im Vorjahr waren es drei Einsätze, die bei der Wasserrettung eingingen: „Die Höhen sind verschieden. Sehr oft springen sie von dieser bekannten Stelle ab – das sind in der Regel 26 Meter.“ Sportmediziner Peter Kowatsch aus St. Gilgen kennt die Verletzungsmuster: „Das Häufigste, was ich sehe, sind Wirbelsäulenverletzungen, Frakturen vor allem im Brustwirbelsäulenbereich. Die meisten springen ja Gott sei Dank nicht mit dem Kopf voran, sondern mit den Beinen voran.“

Schräg im Wasser aufgekommen: Schwerste Verletzungen

Ein Sprung aus 40 Metern Höhe wie am Sonntag bedeutet eine starke Beschleunigung in kurzer Zeit. Beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche erreiche der Springer weit über 100 km/h. Je größer die Höhe des Sprungs, desto härter der Aufprall. Laut Zeugenaussagen drehte es am Sonntag den 25-Jährige während des Sprungs auf den Rücken. „Er ist zwar nicht komplett am Rücken aufkommen, sondern so schräg mit den Beinen eingetaucht“, sagt Mediziner Kowatsch. „Da ist es wirklich so: Da drückt’s einem die ganze Luft heraus aus dieser Höhe. Da kommt’s auch zu massiveren Verletzungen der inneren Organe.“

Warnung vor Sprüngen von Falkensteinwand

Appell gegen Selbstüberschätzung

Die Klippensprüngen von der Falkensteinwand werden als Mutproben zum Beispiel mit YouTube-Videos dokumentiert. Den Sprung aus 40 Metern Höhe schätzt Wasserretter Pacher so ein: „Klippenspringer, die das professionell betreiben, springen in der Regel in einer Höhe von 26, 27 Metern ab. Ich erachte schon, dass da eine Portion Selbstüberschätzung dabei gewesen ist.“

Gruppendynamik spiele bei den gefährlichen Sprungen auch eine große Rolle, weiß Mediziner Kowatsch: „Meistens sind die in Gruppen, die wollen sich selber beweisen, die wollen vielleicht ihren Freunden etwas zeigen. Da steht man dann schon oben – und vielleicht denkt sich der eine oder andere ‚Nein, da gehe ich wieder runter‘, aber sobald eine gewisse Dynamik entsteht, springen sie trotzdem. Das ist wirklich immer, immer wieder. Und es sind meistens junge Männer.“ Die Wasserrettung appelliert deshalb an vor allem Burschen und junge Männer, das Klippenspringen sein zu lassen. Denn schon Sprünge aus zehn Metern Höhe könnten fatal enden.