Spritze wird aus Coronavirus Impfampulle aufgezogen
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Immer mehr lassen zweiten Impftermin verstreichen

Etliche Salzburgerinnen und Salzburger lassen ihren zweiten Impftermin gegen das Coronavirus verstreichen. Das beobachten Teile der Ärzteschaft und auch das Land Salzburg. Doch ohne Zweitimpfung sei der Schutz deutlich schlechter und kürzer, so die Fachleute.

29 Prozent der Salzburger Bevölkerung sind bereits voll immunisiert – sie haben beide Impfdosen erhalten. Doppelt so viele haben die Erstimpfung hinter sich. Wegen der aktuell niedrigen Coronavirus-Infektionszahlen und der hohen Temperaturen ist aber der zweite Stich nicht für alle fix.

Zögern, zu zweitem Impftermin zu gehen

„Ich überlege mir gerade, ob ich mich ein zweites Mal impfen lassen soll“, sagt zum Beispiel Ludwig Romberger. „Also: Ich werde mich ein zweites Mal impfen lassen – nur das Timing ist die große Frage. Mir ist das bewusst, dass das irgendwie verantwortungslos gegenüber der Gesellschaft ist, weil man nur eine Teilimmunisierung hat. Aber ich möchte es halt nicht ein zweites Mal tun müssen, wenn man nicht muss.“

Das ist keine Einzelmeinung. Auch der Internist und zweite Landtagspräsident Sebastian Huber (NEOS) beobachtet: „Mittlerweile verschiebt etwa jeder fünfte Patient in meiner Impfordination den Zweitstich. Die ‚Ausreden‘ sind dabei de facto immer gleich: ‚Keine Zeit‘, ‚Ich fahre in den Urlaub‘. ‚Ich bin eh schon einmal geimpft worden‘.“ Und Landesgesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) appelliert: „Es sind jetzt doch einige Impftermine abgesagt oder nicht wahrgenommen worden. Das ist sehr schlecht, weil nur die Zweitimpfung aus jetziger Sicht vor den Virusmutationen schützt. Deshalb bitte die Zweitimpfung unbedingt wahrnehmen und den Termin einhalten.“

Immer mehr sagen Coronavirus-Zweitimpfung ab

Experten: Mit nur einer Impfung Schutz deutlich schlechter

Mehrere Gründe würden aus medizinischer Sicht für eine Vollimmunisierung sprechen, betont auch der Infektiologe Richard Greil vom Uniklinikum Salzburg. Denn die Zweitimpfung sei „von fundamentaler Bedeutung, dass bevor jetzt alle Menschen sich über die berechtigte Freude, dass es jetzt viele geöffnete Bereiche gibt, in den Urlaub oder das Schwimmbad verabschieden und ihre Impftermine absagen. Das Gegenteil sollte eintreten.“

Wer den zweiten Stich vorerst ablehnt, müsse mit Auswirkungen rechnen: „Nach drei Monaten haben Sie dann – das ist der heutige Stand – kaum mehr Schutz gegen die Krankheit“, sagt Holger Förster, Impfreferent der Salzburger Ärztekammer. „Wenn Sie sich nach fünf oder sechs Monate dazu entscheiden, doch impfen zu gehen, dann wird das Immunsystem neu stimuliert und Sie haben wieder einen hundertprozentigen Schutz. In der Zwischenzeit hätten Sie keinen Schutz und können auch wieder angesteckt werden.“

Vollimpfung hilft auch mehr gegen Virus-Mutationen

„Wir wissen aus Daten von den englischen Kollegen, dass der Schutz gegen die Delta-Variante, die in England mittlerweile sehr stark ausgeprägt ist, deutlich besser ist, wenn Sie die zweite Impfdosis erhalten haben“, betont auch der Arzt Rainer Pusch, Impfkoordinator des Landes Salzburg. „Sie haben ein Schutzniveau von etwa 65 bis 90 Prozent gegen eine Infektion mit der Delta-Variante – während die nur einmal Geimpften – egal, ob mit AstraZeneca, Biontech/Pfizer oder Moderna – bei einem Schutzniveau von etwa 30 bis 35 Prozent liegen.“