Richard Greil, Chefinfektiologe und Krebsexperte an den Salzburger Landeskliniken, im ORF Interview vor Bücherwand
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Greil fordert mehr Tempo beim Impfen

Die neuen, eigentlich alten Freiheiten für die Bevölkerung – nach vielen Monaten mit Lockdowns – sieht der Salzburger Infektionsexperte Richard Greil skeptisch. Es seien noch immer viel zu wenig Menschen geimpft, sagt der Mediziner und Primar des Landesspitals.

Die Bundesregierung hat Donnerstag weitere Lockerungen in zwei Wochen angekündigt. Die klingen nach weitgehender Freiheit. Die Sperrstunde fällt ab 1. Juli komplett. Dadurch kann auch die Nachtgastronomie wieder aufsperren. Die Maskenpflicht fällt bei Großveranstaltungen und in der Gastronomie. Hochzeiten und Feste dürfen wieder mit unbegrenzter Teilnehmerzahl gefeiert werden. In Bus und Bahn genügt Mund-Nasen-Schutz statt der FFP2-Maske.

Behörden weisen Greils Zahl zurück

Vor allem die „indische Delta-Variante“ des CoV-Virus, die in Salzburg bisher 19 Mal nachgewiesen wurde und besonders ansteckend sein soll, macht dem Salzburger Infektiologen Richard Greil große Sorgen: „Wir haben im Moment etwa 19 Prozent der Bevölkerung, die voll immunisiert sind. Es ist noch ein weiter Weg bis zu diesen 85 bis 90 Prozent, die eigentlich geimpft oder immun sein müssten, damit man die Pandemie durchbrechen kann. Allein in Salzburg können noch 300.000 Menschen diese Infektion bekommen.“

Greil spricht hier von 19 Prozent der Bevölkerung, die voll immunisiert seien. Tatsächlich seien es österreichweit 30 Prozent und in Salzburg 29 Prozent, teilt das Gesundheitsministerium dazu mit.

„Impfungen viel stärker bewerben“

Greil warnt dringend davor, sich in Sicherheit zu wiegen und fordert eine massive Impfoffensive: „Es ist extrem wichtig, dass die Impfungen massiv beschleunigt werden. Es ist nicht akzeptabel, dass keine weitere intensive Bewerbung stattfindet. Wir müssen sehen, dass die Impfung die Menschen erreicht, bevor sie in die Schwimmbäder gehen, bevor sie auf Urlaub fahren, bevor sie sich in Regionen begeben – in denen Menschen leben, die diese Delta-Variante möglicherweise schon haben. Dazu müssen mehr Jugendliche und junge Erwachsene geimpft werden.“

Sonst wiederhole sich im Herbst die Corona-Kurve des Vorjahres, so der Mediziner.