Wolf
Getty Images/Moment RF/Copyright Michael Cummings
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Politik

Wolfsrisse: Landtag beschließt Runden Tisch

Wegen der Wolfsrisse im Pinzgau gibt es in der Bevölkerung weiter heftige Diskussionen. Auch der Landtag debattierte Mittwoch mögliche Lösungen. Die Grünen ernten mit der Forderung nach besserem „Herdenschutz“ und Kostenübernahme durch das Land Salzburg vehemente Ablehnung der anderen Parteien. Ein Biobauer und Sprecher von Landwirten nennt das „Schwachsinn“.

Seit Mittwoch ist klar, dass es tatsächlich ein Wolf war, der allein im Rauriser Tal mehr als 30 Schafe gerissen hat. Bis es nun einen rechtswirksamen Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Zell am See (Pinzgau) für den Abschuss gibt, könnten noch Wochen und Monate vergehen. Der Wolf könnte dann längst über alle Berge sein.

Grüne wollen neue „Notfalltruppe“

Der Herdenschutz müsse mit einer Art Notfalltruppe verstärkt werden, sagte Kimbie Humer-Vogel (Grüne) am Mittwoch im Landtag: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir ein Krisenteam zusammenstellen. Sobald man weiß, dass es Wolfsrisse gibt, dann übernimmt das Krisenteam den gesamten Herdenschutz für die Bauern.“

Heftige Diskussionen seit Tagen

Die Ablehnung folgte prompt – aus der Opposition und aus den Parteien der eigenen schwarz-grün-pinken Regierungskoalition. Agrarlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) betont, das funktioniere mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht: „Weil es nicht in Anspruch genommen wird. Bei der zuletzt betroffenen Alm in Rauris kann man nichts mit dem Bau von Zäunen erreichen. Das Gelände ist derartig steil, dass der Wolf immer einen leichten Zugang haben wird.“

Die freiheitliche Parteichefin Marlene Svazek sagt, man komme nicht daran vorbei, dass man solche Wölfe tötet: „Wir werden auch an einem Wolfsmanagement nicht vorbeikommen. Das würde auch den Wölfen helfen, die keine Probleme machen. Aber wir müssen ganz klar definieren, wo darf er sein und wo nicht.“

Die Grüne Politikerin Humer-Vogel sagt, sie sei mit ihrer Meinung nicht allein: „Ich bin die Einzige, die sagt, dass Herdenschutz die einzige Lösung ist. Hinter den Kulissen ist sehr wohl etwas möglich.“

Tauernlamm: „Schwachsinn von vorn bis hinten“

Auch bei heimischen Schafbauern stoßen die Forderungen der Grünen auf vehemente Ablehnung. Biobauer und Geschäftsführer Robert Zehentner von der Genossenschaft Tauernlamm spricht für mehr als 80 Landwirte der Region: „Das ist Schwachsinn von vorn bis hinten. Der Wolf meldet sich nicht an. Der kommt, und dann ist der Schaden ohnehin schon geschehen. Wie soll das funktionieren?“

Und Klaus Vitzthum ist Obmann der Landwirtschaftskammer im Pinzgau: „Wir brauchen Weidegebiete, wo unsere Nutztiere gefahrlos weiden können. Es ist dringend nötig, dass man solche Gebiete ausweist. Und dort haben dann Wölfe und andere gefährliche Tiere nichts verloren. Und die gehören natürlich reguliert.“

„Wolfspopulation längst viel zu groß“

Bergbauer Zehentner von der Tauernlamm-Genossenschaft ergänzt, die Wolfspopulation in Europa sei mit rund 23.000 Tieren mittlerweile zu groß: „Deshalb kann er nun nicht mehr in den Gebieten bleiben, wo er eine artgerechte Umgebung vorfindet.“

Der Salzburger Landtag beschloss Mittwoch nun zumindest – und zwar alle Parteien einstimmig, dass es noch im Juni einen Runden Tisch mit Bergbauern und Befürwortern der Ansiedlung von Wölfen geben solle. Hilfen und Lösungen im Sinn der Landwirte und des Tierschutzes sollen dann in greifbare Nähe rücken, hieß es.