Hubert Stock, Wolfsbeauftragter des Landes Salzburg
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Politik

Wolfsattacken: Behörden und Politik machtlos?

Angesichts der vielen am Wochenende im Pinzgau getöteten Weidetiere gehe er nicht davon aus, dass nur ein Wolf am Werk sei. Das sagt Hubert Stock, „Wolfsbeauftragter“ der Salzburger Landesregierung. Abschüsse seien derzeit wegen EU-Rechts nicht möglich. Bauern sagen, der Politik seien die Hände gebunden. Der WWF ist strikt gegen Abschüsse.

Wenn sich die jüngsten Verdachtsfälle im Pinzgau offiziell bestätigen, dann müssten es mehrere Tiere sein, die Weidetiere auf Salzburger Territorium gerissen haben, sagt „Wolfsbeauftragter“ Hubert Stock. Er bewirtschaftet in Tenneck bei Werfen (Pongau) selbst einen Bauernhof: „Es ist in der Regel so, dass es sich um einzelne Wölfe handelt, die aus ihren Rudeln ausgestoßen werden. Sie gehen dann auf Wanderschaft und tauchen bei uns auf.“

„Herden für hohe Investitionen viel zu klein“

Massive Umzäunungen auf den Almen, die wolfsfest sind, seien im Land Salzburg nicht möglich, betont Stock: „Es sind auch die Herden bei uns viel zu klein. Solche Investitionen wären auch wirtschaftlich nicht tragbar. Behirtung und Herdenschutzhunden scheitern momentan noch an den gesetzlichen Vorgaben. Es ist nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine juristische.“

Stock betont, wegen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU sei es generell sehr schwierig, auf die aktuelle Lage entsprechend zu reagieren. Abschüsse sind derzeit nicht möglich.

WWF gegen Abschüsse

Beim WWF in Wien sieht man die Lage völlig anders als viele Bergbauern. Die Naturschützer sind überzeugt, dass Herdenschutz auch in den Ostalpen machbar sei. Landwirte müssten von der Politik besser unterstützt werden. Forderungen nach Abschüssen seien „nicht hilfreich“. Zudem würden immer wieder Wölfe aus Nachbarländern mit weit größeren Wolfspopulationen durch Österreich streifen. Das traditionelle Hirtenwesen müsse wiederbelebt werden, so Florian Kozak vom WWF in einer Aussendung am Montag.

Salzburgs Landesrat: „Unfinanzierbar“

Salzburgs Agrarlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) hat solche Vorschläge schon vor einigen Wochen als „unfinanzierbar" vehement zurückgewiesen. Allein Salzburgs Almen würden etwa 200.000 Fußballfeldern entsprechen: „Es sind auch sehr hochgelegene Gebiete. Wenn wir das realisieren, dann würden Bergbauern ihre Almen nicht mehr bewirschaften, die auch für den allgemeinen Arten- und Naturschutz wichtig sind. Die alpine Kulturlandschaft wäre in Gefahr – und damit auch Täler durch mehr Muren und Lawinen.“

Lange Diskussionssendung zum Nachhören:

In „Mittagszeit“ von ORF Radio Salzburg gab es Montag, 7. Juni 2021, heiße Diskussionen zu dem Thema. Viele Hörer riefen an und schilderten ihre Sicht der Dinge.

Einer der wenigen Verteidiger der aktuellen Wolfspolitik war Christian Pichler, der als Wolfsexperte des WWF in einem ORF-Studio in Wien zugeschaltet war. Im Salzburger Landesstudio diskutierten mit: Hubert Stock, „Wolfsbeauftragter“ des Landes Salzburg und Sepp Wesenauer, Landwirt in Faistenau (Flachgau) und Spezialist für seltene Haustierrassen. Hier können Sie diese Sendung nachhören:

20 Schafe in Rauris gerissen, Kritik an Politik

In Rauris hat Sonntag ein Wolf 20 Schafe gerissen, berichten Bergbauern im Unterpinzgau. Die Politik solle sich endlich für die Almbauern einsetzen. Das verlangt Robert Zehentner in Taxenbach, Schafzüchter und Senior-Chef der Tauernlamm-Genossenschaft. Es gebe in Mitteleuropa nun schon so viele Wölfe, dass man nicht mehr von gefährdeter Art sprechen könne – mehr dazu in salzburg.ORF.at (7.6.2021)