Während sich die CoV-Krise entspannt, sind viele von Genesung weit entfernt, die die Infektion in den letzten Wochen und Monaten, im letzten Jahr durchgemacht haben. Sie leiden an teils schweren Folgen und Spätfolgen. Eine Klinik am Königssee im grenznahen Bayern bietet spezielle Rehabilitation für das Syndrom an, das „Long-Covid“ (LC) genannt wird.
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Long Covid: Harter Kampf für Patienten

Während sich die CoV-Krise entspannt, sind Viele, die die Infektion durchgemacht haben, von Genesung noch weit entfernt. Sie leiden an schweren Folgen und Spätfolgen. Eine Klinik am Königssee im grenznahen Bayern bietet eine spezielle Reha gegen das "Long-Covid“ (LC) Syndrom an.

In Kooperation mit einem Wiener Lungenspezialisten erstellen Experten der Klinik an einer Studie für Diagnose und Therapie von Long-Covid. Der Patient Michael ist seit Mitte Mai in der Schönklinik am Königsee. Der 62-jährige Gastwirt aus Berlin war schon Mitte November schwer mit Corona infiziert. Er kämpft seit sechs Monaten immer wieder mit den Folgen: „Ich hatte hauptsächlich große Probleme mit der Atmung. Es haben sich Fibrosen und Milchgase gebildet. Ich habe Atemtherapie, Ernährungsberatung, Physiotherapie und Sport – das ganze Spektrum.“

Neuer Schwerpunkt bei Forschung und Therapie

Die Schönklinik ist schon lange spezialisiert auf die Behandlung von Lungenerkrankungen. Nun kümmert man sich auch um Patienten mit typischen LC-Symptomen, wie Chefarzt Rembert Koczulla berichtet: „Die Patienten haben Husten, Atemnot, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Dauermüdigkeit, Einschlafstörungen und oft auch Muskelschmerzen.“

Ärzte ringen noch um Deutungsmuster

Die Diagnose von LC sei nicht einfach, die Therapie auch nicht, sagen die Fachleute. Gemeinsam mit einem Wiener Lungenfacharzt arbeitet die Schönklinik nun an einer Studie dazu, so Koczulla: „Wir suchen eine Definition dieser Krankheit und versuchen, sie an zeitlichen Abläufen zu erklären. Und wir wollen Empfehlungen ausarbeiten, wie LC diagnostiziert und therapiert werden kann. Es fehlt an vielen Stellen noch an Beweisen, dass die Krankheit tatsächlich gut behandelt werden kann.“

Ankunft im Rollstuhl, nun Rollator möglich

Patient Michael aus Berlin hat als Folge von CoV auch mit Bewegungseinschränkungen zu kämpfen. Ein breites Spektrum von Therapien soll ihm helfen, wieder zu Kräften zu kommen und seine frühere Gesundheit: „Ich bemerke eine sehr starke Verbesserung. Am Anfang bin ich hier im Rollstuhl angekommen. Mittlerweile kann ich den Weg zum Speisesaal und zu den Sporttherapien mit dem Rollator ohne Pause gehen. Für mich ist das schon ein großer Fortschritt.“

„Syndrom wird uns noch lange beschäftigen“

Welche Fortschritte die Patienten durch die LC-Reha machen können, das sei in Studien noch genau nicht belegbar. Man sammelt noch Daten, so der Chefarzt: „Die Symptome nehmen ab. Es wird deutlich besser. Es ist eine junge Krankheit, die wir erst seit zwölf Monaten beobachten und beschreiben können.“

LC dürfte für Patienten, Mediziner und große Teile der Gesellschaft noch lange ein Problem bleiben, heißt es in der Fachwelt.