Orchester
SF / Marco Borrelli
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Kultur

Pfingstfestspiele: Szenenapplaus für Bartoli

Die Pfingstfestspiele kehren nach der letztjährigen Zwangspause fulminant zurück. Neben einem Händel-Oratorium gibt es in diesem Jahr gleich zwei konzertante Opernaufführungen in Salzburg. „La clemenza di Tito“ feierte am Samstag einen großen Erfolg im Haus für Mozart.

Mit dem diesjährigen Festspielmotto „Romae aeterna“ huldigt Cecilia Bartoli ihrer Heimatstadt Rom, und so ist es also kein Zufall, dass genau diese Stadt Schauplatz der beiden Pfingstopern „Tosca“ und „Tito“ ist.

Dem Libretto von „La clemenza di Tito“ liegt tatsächlich die reale Person Titus zugrunde, der 79 n. Chr. seinem Vater auf den Kaiserthron Roms folgte und einen Ruf als überaus großmütiger Herrscher genoss. Wer in Rom das Forum Romanum besucht, passiert automatisch den ihm zu Ehren erbauten Titusbogen, den ältesten erhaltenen Triumphbogen der antiken Stadt.

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La clemenza di Tito 2021: Gianluca Capuano (Musikalische Leitung und Choreinstudierung), Bachchor Salzburg, Les Musiciens du Prince-Monaco.

Bartoli in gewohnt großer Spielfreude

Jener Triumphbogen und auch andere bekannte Stadtansichten werden als wechselnde Kulisse über Hintergrund und Bühnenrahmen projiziert, wovor sich Chor und Orchester erstrecken und die Solisten mal singen, mal spielen. Natürlich hat es sich die künstlerische Leiterin Cecilia Bartoli nicht nehmen lassen, auch in dieser Aufführung eine Rolle zu übernehmen, die sie in gewohnter Manier mit großer Spielfreude gibt.

Szenenapplaus für „Parto, Parto“

Mit höchstem Genuss lässt sie den zwischen Freundschaft und Liebe hin und her gerissenen Sesto in den virtuosesten Koloraturen leiden und im zartschmelzendsten Pianissimo dem Tod ins Auge sehen. Mit diesem Gespür für Intimität ist es kein Wunder, dass La Bartoli mit der bekanntesten Arie der Oper, „Parto, Parto“, den größten Szenenapplaus abstaubt.

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La clemenza di Tito 2021: Lea Desandre (Annio), Gianluca Capuano (Musikalische Leitung und Choreinstudierung), Cecilia Bartoli (Sesto), Bachchor Salzburg, Les Musiciens du Prince-Monaco.

Lea Desandre in Höchstform

Auf einem guten Weg, einmal eben diese gleichzeitig gewaltige und zarte Intensität der Bartoli zu erreichen, ist Lea Desandre als Annio, die ebenfalls in den leiseren Momenten zur Höchstform aufläuft. Diese zu finden ist nicht immer ganz einfach, da Gianluca Capuano mit seinen Musiciens du Prince-Monaco vor allem auf Dynamik und knackige Tempi setzt, was dem manchmal etwas langatmig anmutenden Mozartwerk nicht unbedingt schlecht zu Gesicht steht. Doch gerade in den Passagen des Salzburger Bachchors zeigt sich, dass auch das Breite und Standhafte Platz in seinem Dirigat hat.

Temperamentvolle Anna Prohaska

Das Temperament der von Capuano dirigierten Ouvertüre nimmt auch Anna Prohaska als Vitellia auf, die immer wieder aufbrausenden in die Höhe schießt, um dann noch eine messerscharfe Spitze hinterher zu schießen. Man kann es Charles Workmans überaus getragenem Tito nicht verdenken, dass er die Vermählung mit dieser aufbrausenden Frau nicht von Anfang an anstrebt.

Nach einem gelungenen Festspieldebüt im Händel-Oratorium am Freitag, steht Melissa Petit als Servilla mit weniger Einsätzen, dafür mit voller Kraft auf der Bühne im Haus für Mozart und Peter Kalman als Publio gibt das ruhige und grundfeste Fundament in einer Handlung, in der die erhitzten Gemüter schon einmal Gefahr laufen überzukochen.

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La clemenza di Tito 2021: Anna Prohaska (Vitellia), Charles Workman (Tito Vespasiano), Mélissa Petit (Servilia), Bachchor Salzburg, Les Musiciens du Prince-Monaco.

Begeistertes Publikum, Standing Ovations

Nach zwei Stunden voller Irrungen und Wirrungen lässt Tito seine Gnade walten und das Publikum tosenden Applaus und Standing Ovations auf Orchester, Dirigent und die Sänger nieder. Auch konzertant gibt Mozarts Musik gut interpretiert einen spannenden Opernabend her.