Aronstab
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Wissenschaft

Aronstab führt Insekten an der Nase herum

Die Pflanze Aronstab findet man in unseren Auwäldern. Insekten werden mit ganz besonderen Gerüchen betört und zur Bestäubung angelockt. Eine Forschungsgruppe an der Uni Salzburg hat jetzt den Geruch analysiert und herausgefunden, dass keine einzige andere Pflanze auf der Welt ein so komplexes Duftbouquet erzeugt.

Mehr als 30 Grad heizt sich der Aronstab auf. Dann verströmt er für einen einzigen Abend einen zarten Blütenduft nach Aas und Fäkalien.Die Fliegenarten schlucken den Geruchsköder. Sie tappen unterhalb der Reusenhaare in die Kesselfalle und streifen den Pollen an den weiblichen Narben ab.

Betört von Wärme und Geruch bleiben sie gefangen, bis dann am frühen Morgen von den männlichen Staubgefäßen der Blütenstaub herabrieselt. Der Stab erschlafft und die Fliegen tappen am nächsten Tag in eine andere Falle. Der große Bluff: Für die mehrtägige Gruppenhaft gibt es keinen Nektar zur Belohnung.

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Verschiedenste Insektenarten vom Aronstab geblendet

Die Gruppe um den Botaniker Stefan Dötterl erforscht, wie die Insekten diesem abgefeimten Schurken auf den Leim gehen. Der Duft wird unter Ausschluss anderer Gerüche abgesaugt. Mitunter wird der Stab auch direkt im Lösungsmittel gebadet. Die potentiellen Bestäuber pudert man mit fluoreszierenden Pigmenten ein und übergibt sie der Blütenhaft.

Im Labor werden die Insekten bestimmt. Verschiedenste Arten lassen sich vom Aronstab blenden. Danae Laina, Biologin an der Universität Salzburg dazu: „Wir haben circa 20.000 Fliegen gesammelt und identifiziert.“

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Im fluoreszierenden Licht wird sichtbar, wieviele weibliche Blüten ein, zwei oder mehrere gelackmeierte Insekten bestäuben können. Meist sitzen ohnehin mehr als genug dem Duftbouquet des Aronstabs auf. Sein Täuschungsmanöver umfaßt 300 verschiedene Duftkomponenten, mehr als für irgendeine andere Pflanze bekannt sind.

Lug und Betrug in der Pflanzenwelt

Eva Gfrerer, Biologin an der Universität Salzburg sagt, es wird vermutet, dass sich eine „Täuschpflanze“ immer wieder anpassen muss: „Sie passt sich an die Bestäuber an um sie immer wieder neu zu täuschen. Das kann einer der Gründe sein, warum der Aronstab so viele verschiedene Duftstoffe freisetzt.“ Lug und Trug wurden in der Evolution also schon lange vor dem Homo sapiens erfunden.