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Wirtschaft

„Teure Baustoffe gefährden die Branche“

Dauernd steigende Preise für Stahl, Zement, Ziegel, Holz und andere Baustoffe könnten heuer einige Baufirmen in große wirtschaftliche Not bringen. Das befürchtet der Pongauer Techniker Peter Dertnig, Chef der Baumeister-Innung in der Salzburger Wirtschaftskammer. Allein der wichtige Baustahl sei heuer um 60 Prozent teurer geworden: „Eines von vielen Beispielen.“

Viele Betriebe können nun die deutlich höheren Kosten bei Projekten nicht an ihre Kunden und Auftraggeber weitergeben – weil frühere Kostenvoranschläge bindend seien, sagen Experten.

„Preise steigen wie eine Rakete“

Der Salzburger Innungsmeister Dertnig ist selbst Chef eines Bauunternehmens in Wagrain (Pongau). Ihm fällt nur noch ein Begriff aus den großen Höhen der Weltraum-Technik ein, um die Entwicklung zu beschreiben: „Die Preise der Baustoffe steigen weiter wie eine Rakete. Beim Stahl haben wir eine Erhöhung um 60 Prozent, bei den vielen Produkten, die von Erdöl abhängig sind, sind es 30 Prozent.“

Ähnlich sei die Lage bei Ziegeln sowie Zement und anderen Bestandteilen von Beton. Bei Platten und Schalungsmaterial aus Industrie-Bauholz betrage die Steigerung unfassbare 200 Prozent, schildert Peter Dertnig.

„Nur zwei von sechs Hochöfen in Betrieb“

Einer der Hauptgründe neben dem neuen Wirtschaftsboom in Asien sei, dass sehr viele Hersteller und Industriebetriebe fast ein Jahr in Kurzarbeit gewesen seien. Sie würden erst jetzt wieder starten – zum Beispiel auch die Stahlproduktion in Linz: „Bei der VÖEST wurden von sechs Hochöfen nun wieder zwei angefahren, nur als Beispiel. Und so wird auch klar, dass bei so wenig Angebot die Preise natürlich enorm steigen müssen.“

„Viele Firmen müssen das schlucken“

Bei vielen Kostenvoranschlägen von Bauprojekten waren laut Innungsmeister diese Preise für Rohstoffe und Halbfertigprodukte noch nicht absehbar. Dadurch sei rein rechtlich oftmals keine Weitergabe der neuen Preise an Kunden möglich, sagt Dertnig: „Zurzeit können wir nichts machen. Viele von uns müssen das schlucken.“

Branche hofft auf neu startende Zulieferer

Der Salzburger Bau-Innungsmeister macht sich Sorgen, dass einige Firmen diese Schlacht nicht überleben. Die Gewinnspannen auf dem Bau seien ohnehin nur gering – liegen meistens bei drei Prozent, seufzt Dertnig: „Wenn wir nicht bald auf Normalniveau zurückkommen, dann werden das einige nicht schaffen.“

Die Lage sei für viele Betriebe in der Tat schwierig, bestätigt der Bautechniker Walter Ganschitter in Bad Hofgastein (ebenfalls Pongau). Er betreut und koordiniert als Manager und Organisator viele Bauprojekte im Land Salzburg und in Tirol. Die Profis hoffen, dass die Produktion bei Stahl, Zement, Industriebauholz und anderen Rohstoffen bald wieder so läuft wie vor Kurzarbeit und Lockdowns – und dass die Preise dann wieder sinken.