Starkoch Rudi Obauer mit Stück Wildfleisch in der Küche
Obauer
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TOURISMUS

Wirte begrüßen Öffnung: „Wir sind aber kein Lazarett“

In Salzburg freuen sich Wirte und Hoteliers, die ab Mittwoch wieder aufsperren dürfen. Die erste Zeit werde jedoch schwierig, ist der Tenor. Die vielen Beschränkungen und Vorschriften könnten Gäste nach einem ersten Hoch eher abschrecken. Und man sei ja Restaurant und kein Lazarett, sagt Starkoch Karl Obauer in Werfen (Pongau).

Die Branche hofft darum auf eine baldige weitere Lockerung der Regeln. Gute Aussichten gibt es für die Ferienhotellerie auf dem Land, meldet die APA nach einer Umfrage bei Betrieben.

„Wir sind schon relativ voll, aber nicht bis zum Anschlag. Aber bei uns reservieren die Leute recht kurzfristig“, sagt Alexander Weitlaner vom Hammerwirt in Oberalm (Tennengau): „Wir haben viele große Tische im Lokal. Wenn das Wetter nicht mitspielt und die Gäste nicht draußen sitzen können, wird uns die Vier-Personen-Regel vor Herausforderungen stellen.“

Der Gastronom und sein Geschäftspartner haben den Hammerwirt nach dem ersten Lockdown neu übernommen: „Wir waren vom ersten Tag bis zum neuerlichen Zusperren immer gut besucht. Ich bin aber ein wenig skeptisch, dass das wieder so ist. Es wird ein bisschen ruhiger werden, weil viele finanziell nicht mehr so dastehen wie vor der Pandemie.“

Man habe ein paar Test-Kits besorgt, falls wirklich wer darauf vergessen haben sollte: „Aber Werbung machen wir nicht. Wir sind ein kleiner, familiärer Betrieb. Wenn da wer eine Viertelstunde beim Test zuschaut, fehlt er im operativen Geschäft.“

„Restaurant ist kein Lazarett“

Auch andere Wirte haben keine Freude mit den einmal gültigen Schnelltests im Lokal. „Wir sind ein Restaurant, kein Lazarett“, sagt Karl Obauer, der mit seinem Bruder Rudi in Werfen eines der besten Restaurants Österreichs führt: „Wir bieten diese Möglichkeit zwar an, aber uns ist es lieber, wenn jeder sein eigenes Testergebnis mitbringt.“ Es sei ein gutes Gefühl, endlich wieder aufsperren zu können: „Die Kunden sind erpicht, wieder essen gehen zu können.“ Auch das angeschlossene Hotel sei gut gebucht: „Wir vermieten unsere Zimmer zu 95 Prozent über den Tisch“, so Obauer.

Karl und Rudi Obauer
ORF
Starköche und Restaurant-Betreiber Karl und Rudi Obauer in Werfen

„Rentabilität erst wieder nach Grenzöffnungen“

Die ersten Tage hätten vor allem Stammgäste reserviert, berichtet Silvia Löcker vom Johanneskeller in der Stadt Salzburg: „Aber wir können wahrscheinlich erst in zwei Wochen sagen, ob die Leute dann noch immer so heiß aufs vorher testen sind. Danach halten wir beides für möglich: Ansturm oder tote Hose.“

Betriebswirtschaftlich lohnen werde sich die Öffnung erst, wenn die Grenzen nach Österreich wieder offen sind: „Wir haben viele Stammkunden, aber wir brauchen auch die Touristen.“ Zum Start sei man gut aufgestellt – Ad-hoc-Tests bietet man aber keine an. „Das stiftet nur Chaos. Wir können es uns nicht leisten, dafür jemanden abzustellen.“

Sternbräu rechnet mit 60 Prozent Auslastung

Im Sternbräu – eine Braugaststätte mit mehreren Lokalen und 700 Sitzplätzen innen und fast 800 im Freien – hofft Wirt Harald Kratzer auf eine rasche Lockerung der Beschränkungen: „Die Auflagen sind hoch: Reintesten, Kontrolle, Registrierung per App oder mit Zetteln, Maske.“ Besonders „happig“ sei der geltende Mindestabstand, der sich gegenüber dem Vorsommer von einem auf zwei Meter verdoppelt hab: „In unseren Stuben ist das fast nicht einhaltbar. Wir verlieren damit die Hälfte der Sitzplätze.“

Er gehe davon aus – „mit ein wenig Jonglieren“ – rund 60 Prozent der Plätze besetzen zu können: „Aber selbst wenn wir überrannt werden, fehlen uns noch immer 40 Prozent. Hauptsache aber, wir sperren endlich auf.“

Kurzfristig spiele wohl auch das Wetter eine Rolle, so Kratzer. Und das schaue diese Woche nicht gut aus.

Langfristig hänge es von den Touristen vor allem aus Deutschland ab: „Es steht und fällt mit den Tests. Die Frage ist, tun sich das die Leute länger an. Bei den Friseuren war das Geschäft nach einem ersten Schwung auch eher mau.“ Wichtig sei auch, dass der Grüne Pass möglichst schnell und fehlerfrei funktioniere.

Wann kommen die Deutschen?

„In der Ferienhotellerie ist ein guter Sommer zu erwarten, vor allem wenn Grenzöffnungen weiter voranschreiten“, erklärt Georg Imlauer, Hotelier und Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Salzburg. Für die Stadthotellerie prognostizierte er hingegen eine schwierige Saison: „In Teilbereichen, etwa im Zusammenhang mit dem Festspieltourismus, schaut es nicht so schlecht aus. Sonst ist die Buchungslage noch sehr verhalten.“

Imlauer rechnet in der Stadt Salzburg im Mai und Juni mit einer Auslastung von unter 30 Prozent: „Wir bräuchten über das Jahr gesehen eine Auslastung von 50 Prozent für eine betriebswirtschaftliche schwarze Null. Das schaffen wir nicht mehr. Wir hoffen auf weitere Entschädigungen für den Rest des Jahres, vor allem aber auf eine Verlängerung der Kurzarbeit“, sagt der Kammerfunktionär.

„Alte Stärke nicht vor 2022 ohne Amerikaner“

Die Stadthotellerie werde nicht vor 2022 zu alter Stärke zurückehren: „Dazu braucht es die Überseemärkte.“ Zugleich dürfte sich das Reiseverhalten durch die Pandemie nachhaltig verändern. „Kongresse oder Incentiv-Reisen werden wohl kleiner werden und verstärkt digital stattfinden. Und vielleicht findet auch nicht mehr jede Flugreise wie vorher statt.“

Imlauer hofft, dass die Beschränkungen bereits mit 1. Juli herunter gefahren werden, wenn dann mehr Leute geimpft seien: „Wir sehen das jetzt als eine kurze vorübergehende Übergangszeit.“ Ängste von Beherbergungsbetrieben, nicht ausreichend Eintrittstest-Kits zu bekommen, will er zerstreuen: „Die Tests sollen schon in diesen Tagen in den Impfstraßen kostenlos abgeholt werden können.“