Als erster Expeditionsveranstalter dieser Himalaya-Saison bricht die österreichische Firma Furtenbach Adventures ihre derzeit stattfindende Expedition zum 8.848 Meter hohen Mount Everest ab. Begründung: Die Zahl der CoV-Infizierten steige im Basislager weiter an. Dort bereiten sich in 5.380 Meter Seehöhe derzeit noch viele andere Gruppen für den mehrstufigen Anstieg zum Gipfel vor.
Ärztin aus dem Salzburger Pongau
Aus Sicherheitsgründen werde ihr eigenes Vorhaben nun sofort beendet und die Rückreise angetreten, teilten der Tiroler Lukas Furtenbach und der Salzburger Rupert Hauer am Samstag aus Nepal mit. Die Entscheidung fiel in Absprache mit der Salzburger Expeditionsärztin und Bergsteigerin Anita Maruna, die das Team betreut. Ihren Hauptjob übers Jahr hat sie in einer Arztpraxis in Radstadt (Pongau).
„CoV in extremen Seehöhen große Gefahr“
Er habe sich die Entscheidung zum Abbruch nicht leicht gemacht, sagte Lukas Furtenbach am Samstag dem ORF: „Aber mit diesen massiv steigenden CoV-Zahlen im Basislager weiter aufzusteigen und damit das Leben unserer rund 20 Kunden, vier Bergführer und 27 Höhenträger vom einheimischen Volk der Sherpa durch Lungeninfektionen in extremen Seehöhen leichtfertig auf Spiel zu setzen, das wäre unverantwortlich.“
Er verweist auf die besonderen Bedingungen und zusätzlichen Gefahren, denen der menschliche Körper bei gestörter Akklimatisierung ausgesetzt sei.
Kritik an Partys im Basislager
In den letzten Tagen sei die Zahl der CoV-Infizierten im Basislager massiv angestiegen, betont der Tiroler Manager und Extremsportler: „Bei einigen Teams sind elementare Vorsichtsmaßnahmen einfach nicht eingehalten worden. Es hat zwischen anderen Gruppen einige Treffen gegeben. Es wurde gefeiert, Partys wurden abgehalten. Darum kam auch der sprunghafte Anstieg bei den Infizierten. Unser Team blieb die gesamte Zeit isoliert, unsere Ärztin aus Salzburg hat regelmäßige Tests durchgeführt. Doch nun ist der Punkt erreicht, wo wir aussteigen,“ so Furtenbach.
Unteres Drittel schon erkundet und bewältigt
Lager drei stand nun schon, als der Abbruch kam: Die Gruppe mit dem Salzburger Bergführer und mehrfachen Everest-Bezwinger Rupert Hauer aus Mauterndorf (Lungau) war diese Woche schon bis auf 7.100 Meter Seehöhe in den hinteren Teil des so genannten „Tal des Schweigens“ („Western Cwm“) vorgedrungen – unter die Lhotse-Flanke.
Durch diese Eiswand würde der Weiterweg bis zum Südsattel und über den Südostgrat bis zum Gipfel führen. Es ist die – 1953 von der britischen Expedition mit den Erstbesteigern Ed Hillary und Tenzing Norgay Sherpa – erfolgreich begangene „Normalroute“.
„Rückzug vor Eskalation viel besser“
Rupert Hauer betont, die Lage auf dem Berg könne noch eskalieren, weil sich im Basislager unter dem Khumbu-Eisbruch weiterhin viele nicht an die CoV-Sicherheitsregeln halten und Partys feiern würden. Man treffe diese Leute dann unweigerlich auch in höheren Lagern auf dem Berg wieder. Und da könne man Infektionen kaum vermeiden, weil manche Zeltplätze nur wenig Raum bieten würden.

Verwunderung über Regierungspolitik Nepals
Der Tiroler Manager und Bergführer Furtenbach zeigt sich verwundert, dass von offizieller Seite der Republik Nepal nichts gegen die Zustände unternommen werde. Die Höhenlager seien in den letzten Tagen erfolgreich eingerichtet worden, auch die Teilnehmer seiner Gruppe seien schon bestens akklimatisiert.
Ein weiterer Aufstieg sei dennoch zu gefährlich, weil es in den Höhenlagern natürlich dichter gedrängt zugehe. Und damit steige das Ansteckungsrisiko automatisch: „Wer sich in so großer Höhe mit CoV infiziert, dann auch Symptome entwickelt und erkrankt, dem kann man nur noch sehr schwer oder gar nicht helfen. Dieses unkalkulierbare Risiko gehen wir nicht ein“, so Furtenbach.
Nun werde das Basislager seiner Gruppe abgebaut. Danach stehe die Rückreise aus Nepal an – zuerst mit Hubschrauber in die Hauptstadt Kathmandu und dann mit internationalen Flügen in die Heimatländer der Teilnehmer.
Lebensretter von 2013
Der Salzburger Bergführer und Alpinpolizist Rupert Hauer hat den Mount Everest mit Gruppen von Furtenbach Adventures schon mehrfach bestiegen – bisher von der chinesisch-tibetischen Seite. 2013 rettete er dort einem Amerikaner aus einem anderen Team das Leben. Hauer hatte nach Abschluss der kommerziellen Tour noch einen privaten Gipfelversuch ohne Sauerstoffmaske unternommen. Knapp unter dem höchsten Punkt brach der Profi, der im Ehrenamt zu Hause auch Bergretter ist, den Versuch ab. Es gelang ihm, den anderen, in höchster Not befindlichen Mann lebend ins Tal zu bringen.